21. Juli 2019

Sehnsuchtsort Montafon – kulinarische Traditionen und „Berg-Feeling“ pur

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In der Heimat des Sura Kees gibt es viel zu entdecken. Natur pur, Bergseen und Panorama-Wanderwege, man kann Käse-machen lernen und freundliche Esel streicheln.

Das Tal in Vorarlberg hat es mir angetan. Das Montafon ist das Skigebiet meiner Kindheit. Jeden Winter bin ich mit meinen Eltern hergekommen, kurz nach Bludenz setzte eine fiebrige Vorfreude ein und je näher wir Gaschurn und Partenen kamen, desto größer wurde sie. Ich kenne alle Abfahrten dieses großartigen Skigebiets, die Blauen, die Roten und die Schwarzen. Doch wie anders sieht alles aus, wenn man das Montafon im Sommer besucht. Alpenröschen überall, hübsche Kühe (mit Hörnern), türkisblaue Bergseen und herrliche Wanderwege. Das Wetter in den Alpen ist launisch. Im Regen zu wandern ist nicht jedermanns Sache, aber da kann man zum Beispiel lernen, Käse zu machen. Und trotzdem war es ein magischer Moment, im Regen mit dem alten Garfrescha Sessellift hoch auf die Alm zu fahren. Den Brunellawirt besuchen. Oder das Montafoner Steinschaf kennenzulernen. Im Sommer ist hier alles viel friedlicher. Man kann Mensch und Berge näher an sich heranlassen. Und das ist einfach Entschleunigung pur. Und die Sonne versteckt sich zum Glück nie wirklich lang.

Frühstück beim Brunella Wirt

Der Parkplatz an der Talstation der Garfreschabahn ist so gut wie leer an diesem Morgen. Immer wieder regnet es ein wenig. Der Sessellift läuft, aber alle Sessel sind leer. 1969 wurde diese Bahn eröffnet und ein bisschen wirkt es, als habe sich seitdem nicht viel verändert. Hier muss man seine Bügel noch selbst öffnen und schließen, aber gerade das macht es charmant. Als habe der Regen darauf gewartet, dass ich endlich im Lift sitze, setzt ein heftiger Regen ein. Ich bin vorbereitet. Ich habe einen Schirm. Und weil plötzlich nichts Anderes mehr zu hören ist, als das leise Surren des Lifts und das Tropfen des Regens auf meinem Schirm, während ich zwischen den Bäumen über Farne und blühende Wiese schwebe und beobachte, wie Nebelschwaden die Berge hinaufkriechen, ist es ein berauschender Moment. Ich bin sehr empfänglich für dramatische Bergszenerien. Oben angekommen laufe ich durch das kleine Bergdorf, das heute eigentlich nur noch aus Ferienhäusern besteht. Keiner lebt hier noch das ganze Jahr über, erzählt mir Roman Sandrell, der seit vielen Jahren den Brunella Wirt betreibt. Unten im Tal hat er Kühe. Voller Leidenschaft spricht er von seinen Kühen, die ihre Hörner selbstverständlich tragen dürfen, überhaupt ist ihm wichtig zu wissen, wo und wie etwas hergestellt wurde. Wo er das Brot, das er seinen Gästen serviert, backen lässt. Natürlich gibt es auf seinem Brotzeit-Brettl auch Sura Kees. Da probiere ich ihn zum ersten Mal. Er schmeckt frisch und leicht säuerlich. Da weiß ich noch nicht, was man alles daraus machen kann. Das kommt später. Lange sitze ich an einem der großen Panoramafenster und schaue auf die Berge. Dann wandere ich noch zu dem kleinen See. Die Blumenwiesen hier sind traumhaft. Als ich wieder im Lift nach unten sitze beginnt es zu schütten. Der Berg will noch nicht, dass ich gehe.

Gasthaus Brunellawirt
Garfreschastraße 382a – 6791 St. Gallenkirch
+43 5557 22210
www.brunellawirt.at

 

 Montafoner Krautspätzle

Ich solle unbedingt das Gasthaus Taube in Schruns besuchen, hier habe bereits Ernest Hemingway gespeist. Sicherlich hat der Küchenchef seit dieser Zeit mehrmals gewechselt, doch noch immer ist dieses Gasthaus sehr beliebt. Die kleine Stube ist voll. Ich bestelle mir eine Suppe mit Kaspressknödel und Montafoner Krautspätzle. Das Kraut ist butterweich und wurde lange mit Kümmel und Wacholder geschmort, die Spätzle – eher Knöpfle – sind luftig. Modern ist hier rein gar nichts, die Garnitur aus etwas Petersilie, einem Salatblatt und einer Tomate sieht aus, wie vor dreißig Jahren und genau das macht es so orginell. Hier wurde nichts verändert, alles ist traditionell. Geschmeckt hat es ausgezeichnet.

Gasthaus Taube im Posthotel Taube
Silvrettastraße 1
6780 Schruns
www.posthotel-taube.at/genuss/

Altstadt in Schruns

Auf zur Silvretta Hochalpenstraße und zum Silvretta Stausee

Es war dieser Moment beim Abendessen, als plötzlich beim Dessert der Himmel aufriss und die Spitzen der Berge zu glühen anfingen. Nichts wie raus! Ich schnappe meine Kamera und den Autoschlüssel und renne nach draußen. Ich will näher ran an die Berge. Es geht um Minuten. Die Sonne wird gleich untergehen. Ich fahre in Richtung der Hochalpenstraße. Nur noch ein glühender Zipfel der Bergspitze ist zu sehen. Jetzt muss es schnell gehen. Mir bleiben noch fünf Minuten. Das genügt. Als ich zurückkomme ist noch nicht einmal das Dessert abgeräumt.

Bereits am ersten Abend wollte ich die Silvretta Hochalpenstraße hinauffahren, doch man unterschätzt leicht, dass es doch einige Zeit dauert, bis man oben ist, so kurvig und lang ist die Strecke bis zum Silvretta Stausee oder zum Vermuntsee. Außerdem sollte man immer darauf gefasst sein, dass einem Kühe im Weg rumstehen. Genau das passierte einen Tag später, als ich dann hinauffuhr. Eine Kuh säugte mitten auf der Straße ihr Kälbchen und alle hielten ganz ehrfurchtsvoll an und bestaunten dieses „Naturereignis“. Manchmal wundere ich mich über die Menschen. Sie kaufen sich Fleisch aus Massentierhaltung aber wenn eine Kuh auf dem Berg ihr Kalb stillt, zücken sie ihre Kamera um diesen unglaublichen Moment festzuhalten. Erst als ein Mann mit freundlichen Rufen und Bewegungen die Kuh langsam von der Straße scheucht, ging die Fahrt weiter.

Die höchstgelegene Weinbar VINNOVA in Vorarlberg

Ich fahre mit der Versettla Bahn hoch auf die Silvretta. Das Aussteigen ist irgendwie anders. Richtig, ich bin hier zum ersten Mal ohne Skistiefel an meinen Füßen. Ansonsten ist alles wie früher. Teilweise zumindest. Ich sehe die Pisten, wo ich früher hinunter gewedelt bin, doch jetzt blühen hier Alpenröschen. Überall bimmelt es von den Kühen, die hier oben weiden. Und neben der altehrwürdigen Nova Stoba gibt es jetzt eine schicke Weinbar. Und die hat ein wirklich grandioses Konzept. Jeder Wein, den man hier trinken kann, kostet hier zwischen zwanzig und dreißig Euro mehr als im Laden. Jeder. Also auch ein Domaine de la Romanée-Conti Romanée-ST.Vivant Grand Cru. Hauptsächlich gibt es hier oben Weine aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, Großes Gewächs und erste Lagen sind ebenso vertreten wie außergewöhnliche Süßweine. Die Palette ist breit. Man kann hier Weine einfach nur so trinken, eine Weinprobe machen oder das Ganze mit alpenländischen Tapas genießen. Wie auch immer –  es ist großartig, sich von der Leidenschaft der Betreiber für Wein mitreißen zu lassen und vor der Kulisse der Berge die allerfeinsten Tropfen zu genießen.

VINNOVA Weinbar
Bergstation Versettla Bahn
6794 Gaschurn
www.silvretta-montafon.at/vinnova

 

Käsemachen

Ich bin zufrieden. Zum ersten Mal habe ich meinen eigenen Käse mit nach Hause gebracht. Ich habe noch nie zuvor Käse gemacht. „Käsemachen ist das Einfachste der Welt“, meint Werner vom Käsehaus in Schruns. Das Komplizierte daran sei nur, dass man immer den Käse in der gleichen Qualität machen müsse. Milch ist immer anders. Je nachdem wie das Wetter und die Jahreszeit ist, ist die Milch immer ein bisschen anders. Diese Regel kann ich zum Glück an diesem Tag außer Acht lassen. Ich mache nur einmal Käse. Ich total gespannt darauf. In der Sennschule des Käsehauses warten an diesem Tag ungefähr 15 Menschen darauf, dass man ihnen das mit dem Käse näherbringt. Wir erhitzen die Milch unter ständigem Rühren auf exakt 33°, geben das Lab dazu und lassen alles erst einmal auskühlen und andicken. Nach etwa einer halben Stunde ist aus der Milch eine Gallerte geworden, die nun zerschnitten und nochmals erhitzt wird. Dabei tritt die Molke aus. Der entstandene Käsebruch wird gepresst und in ein verschließbares Gefäß gelegt. Wir sollen unseren Käse über die nächsten zwei Tage bei Zimmertemperatur offen stehenlassen und immer wieder die ausgetretene Molke abgießen. Nach einigen Tagen – mittlerweile hat es mein Käse zuhause in den Kühlschrank geschafft – probiere ich meinen Käse. Er schmeckt nach fast nichts, noch nicht mal wie ein Mozzarella, doch dann gebe ich ein bisschen Salz drauf und plötzlich schmeckt er genau wie ein Mozzarella. Er ist zwar eher flach und hat Löcher, aber mein erster selbstgemachter Käse ist super.

Das mit dem Käsemachen ist eine wirklich tolle Idee, natürlich muss man danach noch ganz viel tollen Käse im Laden kaufen und es gibt dort auch den besten Sura Kees. Den in Vorarlberg beliebten Riebel (Grieß aus einem besonderen Mais) bekommt man hier ebenfalls.

Käsehaus Montafon
Montafonerstr. 17
A-6780 Schruns

www.kaesehaus-montafon.at

 

Kuschelige Schafe und freundliche Esel auf dem Biohof Mathies

Das Montafoner Steinschaf ist ein echtes Original. Es liefert tolle Wolle, ist eher klein und ausgesprochen gut angepasst an die Bergwelt. Wer es näher kennenlernen möchte, der besucht den Biohof Mathies, wo man nicht nur Wollsachen kaufen kann, sondern auch die Schafe auf der Almwiese besuchen kann. Man läuft über eine blühende Bergwiese, wo einem Grashüpfer vor den Füßen rumspringen und begegnet dabei noch drei streichelbaren Eseln, die zusammen mit den Schafen eine Gemeinschaft bilden. Ich bin vernarrt in Esel, aber wer nicht?

Biohof Martin Mathies
Galgenulserstr. 37a
6791 St.Gallenkirch,
T +43 664 5861214

 

Ein opulentes Frühstück auf dem Hochjoch

Am letzten Morgen geht es hinauf aufs Hochjoch ins Kapellrestaurant. Jeden Sonntag gibt es hier ein ausladendes Frühstücksbuffet mit Kaiserschmarrn, Polmanodla (dazu kommen wir später noch), etlichen Käsesorten, Speck und frischem Brot. Allerbeste Stärkung für eine Wanderung auf den Panoramawegen. Wer es gemütlich will, legt sich auf die Sonnenterrasse von wo aus man einen Blick auf über 200 Gipfel hat. Das ist atemberaubend. Und hier hört man auch die Murmeltiere pfeifen. Ich wollte unbedingt eines aufs Foto bekommen, doch das pummelige Hörnchen war schneller wieder zwischen den Steinen verschwunden, als ich meinen Auslöser drücken konnte.

Wer Lust hat, fährt mit einem Trike zurück zur Mittelstation. Ich lasse das bleiben, denn ich schleppe den Käse mit mir rum (im Auto wäre es zu warm gewesen).

Kapellrestaurant S’Pfennili
Hochjoch Bahn Bergstation
6780 Schruns
www.silvretta-montafon.at

 

Wo übernachten?

Das Sporthotel Silvretta-Montafon bietet alles, was das Wanderer-Skifahrer-Kulinariker-Herz begehrt. In einem 2000 m² großen Spabereich mit eindrucksvollem Tepidarium, Saunen für jeden Geschmack und verschiedene Ruheräume kann man sich wunderbar regenerieren und entspannen. Die Küche ist anspruchsvoll und modern und der hausgemachte Trüffelhonig zum Käse einfach wunderbar. Diesen Honig darf man auf gar keinen Fall verpassen!

Man schläft hier gut und wird morgens pünktlich um sieben von den Glocken der Kirche geweckt. Das ist gut so, denn es gibt eben sehr viel zu entdecken im Montafon.

Sporthotel Silvretta-Montafon (4****)
Dorfstraße 11b
6793 Gaschurn

www.sporthotel-silvretta-montafon.at

anspruchsvolle Küche im Sporthotel Silvretta-Montafon

eine Mischung aus urig und stylish – das Stoba 7, das auch zum Hotel gehört

Mehr zum Sura Kees und den Polmanodla gibt es im nächsten Bericht. Da wird es dann richtig lecker.

 

Offenlegung: zu der Reise ins Montafon wurde ich von der Österreich Werbung Deutschland und der Montafon Tourismus GmbH eingeladen. Herzlichen Dank für vier wunderbare Tage in meinen geliebten Bergen.

 

 

 

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