21. Juli 2014

Reden wir über das Essen von morgen!
mit Alex Atala und Eckart Witzigmann in der BMW Welt

1 Kommentar

v.l. Alex Atala, Dr.Friedrich Eichiner, Eckart Witzigmann

v.l. Alex Atala, Dr. Friedrich Eichiner, Eckart Witzigmann

Ist eine gute, verantwortungsbewusste und gesunde Küche von morgen ein Ziel oder ein Trugbild? Diese Frage stellte sich die Expertenrunde der Witzigmann Academy  in Kooperation mit der BMW Group am vergangenen Freitag in der BMW Welt. Es ist eine hochkarätige Runde. Alex Atala (bei dem ich noch vor zwei Wochen in der Küche stand), der Preisträger des ECKART 2013 ist aus Sao Paulo angereist und natürlich ist Eckart Witzigmann als Namensgeber und Gründer der Witzigmann Academy dabei. Der ECKART ist international eine bedeutendsten Auszeichnung für herausragende Verdienste um Kochkunst und Esskultur. Die beiden kennen sich seit sieben Jahren, als Witzigmann den damals noch eher unbekannten Atala in Sao Paolo besuchte.

Allein am Standort München gilt es bei BMW jeden Tag 22.000 Menschen satt zu machen. Da liegt die Frage, wie das gesund und möglichst nachhaltig funktionieren soll auf der Hand. Doch kann es darauf wirklich eine Antwort geben? Dr. Friedrich Eichiner, Mitglied des Vorstands der BMW AG, der bereits im dritten Jahr die Zusammenarbeit mit Witzigmann unterstützt, ist dies ein wichtiges Anliegen. Gemeinsam mit Ernährungsexperten aus der Industrie, der Medizin und der Gastronomie soll genau diese Frage diskutiert werden.

Wir können uns noch so sehr den Quinoa Burger herbeiwünschen um dann zu erkennen, dass die Mehrheit der Deutschen in der Kantine am liebsten zu Pommes, Schnitzel und Currywurst greift. Letzteres könnte ja auch vom Bioschwein sein. Klar, das wäre ein bisschen teurer. Das ist es uns doch wert, oder? Genau das ist es eben nicht. Wir Deutschen können zwar Weltmeister im Fußballspielen sein, aber was unsere Bereitwilligkeit angeht, mehr Geld für bessere Lebensmittel auszugeben, so rangieren wir ganz weit auf den hinteren Plätzen. Hinter Brasilien beispielsweise. Alex Atala bringt es in seinem Vortrag auf den Punkt. „Die Verbindungslinie von Natur und Kultur ist Essen“. Er, der nach der Meinung der Kritiker das beste Restaurant Südamerikas führt, kümmert sich seit Jahren um enge Kontakte zu seinen Produzenten. Mit seinem Preisgeld des ECKART unterstützt er eine Pfefferplantage im Amazonasgebiet.

Hierzu gibt es auch einen Dokubeitrag:

Seine Vorstellung von lokalem und regionalem Kochen soll über das Jetzt hinausgehen. Er will Werte für die nächsten Generationen schaffen. So ganz neu klingt das ja alles nicht. Aber Stopp. Schließlich geht es hier nicht um Spitzengastronomie und Foodblogger, welche die Fahne für die Bauernmärkte und die lokalen Erzeuger hochheben. Der Großteil der Gesellschaft schert sich immer noch herzlich wenig woher unser Essen kommt und nimmt allenfalls bei einem weiteren Gammelfleisch Skandal zur Kenntnis, dass da irgendwas nicht stimmen kann.

Viele schrecken jedoch vor einem Wandel in den Kantinen zurück, befürchten die höheren Kosten. Dem begegnet  die BMW AG mit mehreren Ansätzen. Unisono mit Alex Atala, dass der Wandel im Kopf vollzogen werden muss, haben einige ihrer Lehrlinge zusammen mit der Witzigmann Academy eine App für Smartphones entwickelt, die jungen Menschen mit einfachen Mittel gesunde Küche näherbringen soll mit der Message, hey!, Gemüse ist cool! Diese App kann ab sofort von jedem, der sich dafür interessiert aus dem App Store runtergeladen werden. (Link hier)

Und man setzt bei BMW auf die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern, was jedoch noch nicht in allen Bereichen möglich sei, bedauert Dr. Friedrich Eichiner. Dass dies teilweise auch eine kulturelle Herausforderung ist, bestätigt Michaela Gilg, Leiterin der Betriebsgastronomie International, die sich derzeit um das Werk in Brasilien kümmert. Aber auch in Deutschland ändert sich einiges. Noch vor einigen Jahren vom Aussterben bedroht, setzt Rudolf Bühler, Vorstandsvorsitzender der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall, ganz auf die alte Rasse des Schwäbisch-Hällischen Schweins. Seiner Meinung nach schließen sich verantwortungsvolle Fleischproduktion und ökologische Herstellung von Wurstwaren nicht aus. Damit  auch die Herstellung des Pfeffers und anderer Gewürze seinen Anforderungen entspricht, initiierte er im indischen Kerala entsprechende bäuerliche Gemeinschaften. Er wird nicht reich dabei. Er schreibt, wie er sagt, „eine schwarze Null“. Das ist gut. Das macht Mut und ich werde weiterhin mein Schnitzel vom Schwäbisch-Hällischen auf dem Bauernmarkt kaufen.

Auf die Frage, was denn Eckart Witzigmann als ideales Essen für die Betriebsgastronomie anbieten würde, antwortet er „Quinoa-Burger“! Es bleibt offen, ob der Anteil der Belegschaft, die nach wie vor gerne zum Schnitzel und den Pommes greift, mit diesem Gericht zu erobern wäre.

Und auch wenn wir beim Wechsel der Lokalität von der BMW Welt ins Restaurant von Karl Ederer, längst nicht alle Antworten auf die Fragen haben, so wissen wir doch, dass wir weiter am Bewusstsein für das, was wir auf dem Teller haben arbeiten müssen. Wir alle, an allen Fronten. Da ist es gut, wenn ein Unternehmen wie BMW das Zepter, oder besser den Löffel, in die Hand nimmt.

Atala_Witzigmann_Ederer (1 von 1)

v.l. Eckart Witzigmann, Alex Atala, Fritz Eichbauer, Dr. Friedrich Eichiner, Karl Ederer

Denn wie viel  Schaden schlechte Ernährung wirklich anrichten kann (als ob wir, die wir hier zusammen sind, das nicht längst wüssten), wird beim „Heimatfood“ im Ederer nochmal eindrücklich von den Professoren Dr. med. Volkmar Nüssler und Dr. med. Markus Ollert ausgeführt. Beide erläutern, wie wichtig der Umgang mit Nahrung bei Erkrankungen ist, die manchmal ja sogar von dieser ausgelöst werden. Und auch wenn von all den derzeit grassierenden Unverträglichkeiten ein großer Bestandteil nur eingebildet ist, so ist wird auch hier wieder klar, wo das Problem mit der Ernährung gelöst werden muss. Im Kopf.

Ich schreibe es in Großbuchstaben, in allen Farben und zur Not singe ich es euch auch vor – „Seid es euch wert, etwas Gutes zu essen!“

KarlEderer_Heimatfood

Karl Ederer und das „Heimat-Food“

Der eindrucksvolle Tag und findet seinen Ausklang in einer schicken neuen Weinbar auf der Brienner Straße. Alex Atala, der bereits am nächsten Tag wieder zurück nach Sao Paulo fliegen wird, erlebt ein München, das sein Image lebt. Es brausen die großen Autos vorbei, alle sind schick und die Getränke fließen. (Hach, München, dafür lieb‘ ich dich auch!)

Und mit Spannung blicken wir jetzt auf die nächste Verleihung des diesjährigen ECKART. Was in diesem Zusammenhang wichtig ist, haben wir uns heute aufs Neue ins Bewusstsein gerufen.

 

 

1 Kommentar

  1. Das war sicherlich eine spannende Veranstaltung! Und Dein schöner Beitrag macht mal wieder deutlich, dass „wir Food-Blogger“ ein bisschen in einem Biotop leben, während drum herum immer noch Viele nicht sehen, dass mehr Ausgaben für gute Lebensmittel (jeweils im Rahmen der eigenen Möglichkeiten) allen nützen. Toll, dass BMW sich darüber Gedanken macht.

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