In Japan feiern sie gerade das Fest der Kirschblüte. Hanami, was auf Deutsch „Kirschblüten betrachten“ heißt, wird dort in allen Varianten zelebriert. Auch kulinarisch. Die schönen Blüten werden nicht nur verehrt, sondern auch gerne verspeist. In Kyoto bekommt man zu dieser Zeit sogar ein Shiro Miso mit Kirschblüten.
Zu dieser Zeit des Jahres, wo endlich das triste Einerlei des Mischwalds langsam einem zarten Grün weicht, da fahre ich morgens oft einen kleinen Umweg. Durch eine Straße, die gesäumt ist von rosa blühenden Bäumen. Ich fahre ganz langsam, manchmal bleibe ich auch stehen, nur um die zarten Blüten in der Morgensonne gegen den blauen Himmel zu betrachten. Ich fühle mich beschwingt und erfrischt beim Anblick dieser Blüten und sie haben eine weitaus belebende Wirkung auf mich als Kaffee am Morgen. Mag schräg klingen, ist aber so. Ich habe mich noch nicht an das morgendliche Gezwitscher der Vögel gewöhnt, kurz nach sechs dringt es in die Tiefen meines Schlafes ein, macht sich dort bemerkbar und zieht mich wie an einem Seil nach oben ins Wachsein. Lange bevor der Wecker klingelt.
Nach einigen Tagen ist die Pracht zu Ende, die Straße ist bedeckt von abertausenden rosa Blättern, die auch bald verschwinden werden. Doch noch blühen sie. Und wie jedes Jahr, breche ich genau ein oder zwei kleine Zweige ab und stelle sie mir in eine Vase. Und in Anbetracht dessen, dass ich in einigen Tagen nach Japan fliegen werde, inspirieren mich diese Blüten zu einem frühlingshaften Gericht. Ich fahre auf den Markt, diesmal ein anderer, denn es ist immer wieder aufregend zu sehen, was auf den anderen Märkten so angeboten wird. Ich kaufe Spargel und beim Kräutermann ein Sträußchen aus Kräutern und Gänseblümchen. Der Kerbel ist an diesem Morgen schon weg, doch es gibt sie beim Bio Stand noch in Töpfen. Üppige Kerbelbüsche. Kerbel, Spargel und Gänseblümchen sind an diesem Samstagmorgen bestimmt frühlingsmäßig nicht mehr zu steigern.
Aus dem Kerbel mache ich gerne ein Pesto. Nicht nur, weil ich ausgesprochen faul bin, die kleinen Blättchen von den Stängeln zu zupfen und ich am liebsten gleich einen ganzen Bund mitsamt den Stängeln in den Blitzhacker werfe, sondern weil es zusammen mit geröstetem Walnussöl einfach unwiderstehlich gut ist. Ich will Nudeln, Spargel und Kerbel, einfach alles zusammen. Mit Gänseblümchen und rosa Blüten. Es ist Frühling!
Und weil das alles noch nicht wunderbar genug ist, klingelt dann auch noch der Postbote und überreicht mir ein entzückendes Päckchen mit einem Kuchen drin. Mein allerliebster Bloggerkollege Markus – alias der Backbube – hat mir einen Zitronen-Rosmarin-Ingwerkuchen gebacken. Ich, die komplette Backniete, bekomme einen Kuchen. Und was für einen. Und deshalb – tätä! – gibt es heute auch noch Kuchen. Das Rezept, sein absolutes Lieblingsrezept – findet ihr deshalb auch nicht hier, sondern auf seinem wunderbaren Blog. Unbedingt anschauen!
Für Zwei
200 g Tagliatelle
4 dicke weiße Spargel
4 grüne Spargel
nach Laune: eine lila Möhre (die aber getrennt blanchiert werden muss, sonst wird alles grau)
70 ml geröstetes Walnussöl
40 g Pinienkerne, in der Pfanne ohne Fett angeröstet
eine kleine Knoblauchzehe, in Scheiben geschnitten
ein Bund Kerbel
30 ml Olivenöl
60 g Parmesan
Meersalz
Gänseblümchen
Die Spargel schälen und mit dem Sparschäler weiter der Länge nach in Streifen schneiden. Wer sich für den Kontrast mit der dunklen Möhre entscheidet, verfährt nach dem gleichen Prinzip.
In einem Topf etwas Wasser zum Kochen bringen, leicht salzen und zuerst die Spargelstreifen etwa eine Minute lang blanchieren. Abschütten. Danach wieder Wasser aufsetzen und auch die Möhrenstreifen eine Minute lang blanchieren.
Die gerösteten Pinienkerne zusammen mit dem Kerbel, dem Knoblauch und dem Öl in den Blitzhacker geben und pürieren. Mit Salz abschmecken.
Die Nudeln nach Packungsanweisung in Salzwasser kochen, abschütten und möglichst längs ausgebreitet auf eine eingeölte vorgewärmte Platte legen. Die Gemüsenudeln darüberlegen und mit einer Fleischgabel aufwickeln und auf vorgewärmte Teller setzen.
Das Kerbelpesto und die Blüten drüber geben und mit frisch gehobeltem Parmesan bestreuen.
Hallo Claudia,
du bist ja süß. Mein Kuchen hat ein Plätzchen auf deinem Blog bekommen – da freu ich mich sehr. Und dann auch noch in Gesellschaft eines so unverschämt leckeren Hauptganges. Den werd ich gleich nächste Woche mal nach kochen. Für mich als Kochniete eine absolute Herausforderung. ;)
Lass dir den Kuchen schmecken.
Liebe Grüße,
Markus
Lieber Markus,
das war das Mindeste.
Ich kann dir ja schwerlich einen Teller Nudeln schicken. Aber wenn ich das nächste Mal Sirup mache, revanchier ich mich.
Liebe Grüße
Claudia