Eigentlich sollte diese Marmelade überhaupt nicht diesen Namen tragen, denn jeder denkt bei Marmelade sofort an Zucker. In dieser Marmelade ist aber keine Spur von Zucker. Alles was diese Marmelade an Süße hat, bekommt sie von den getrockneten Pflaumen und der Vanille. Und sie wird mitsamt den Kernen gekocht.
Meine badische Heimat ist nicht nur eine Weingegend, sie ist auch üppig mit Zwetschgen gesegnet. In Bühl feiert man deshalb auch alle Jahre wieder das Zwetschgenfest. Manchmal, nur manchmal tröste ich mich bis zur eigentlichen Zwetschgensaison mit diversen Pflaumen. Diese runden mit den kleineren Kernen. Das ist nicht annähernd so gut wie eine Zwetschge. Schon früher schielte ich immer ungeduldig auf die grünen Früchte, voller Erwartung, wann sie endlich ihre tiefdunkle Farbe bekommen und ihre samtige Erscheinung. Wenn sie dann endlich reif waren, dann meist in Massen. Die glücklichen Tage von Zwetschgenkompott begannen. Es gab so lange Zwetschgen bis keiner sie mehr sehen konnte. Fasziniert betrachtete ich immer die am Boden liegenden Früchte, wie sie langsam von einer gepunkteten Schimmelschicht überzogen wurden.
Neben den sommerwarmen frischen Früchten, ist mir zugegebenermaßen die klare flüssige Form am allerliebsten. Schnaps. Doch diese Liebe erwachte erst später. Und erste viele Jahre später machten meine geliebten Zwetschgen Bekanntschaft mit dem Rosmarin. Mag man sich jetzt vielleicht nicht so unbedingt auf dem Frühstücksbrötchen vorstellen, ist aber je nach zugegebener Menge wert, ausprobiert zu werden.
Als mir das Rezept für diese Marmelade zum ersten Mal in einem nordischen Kochbuch begegnete, konnte ich sie schon irgendwie schmecken, stellte mir einen gratinierten Ziegenkäse dazu vor, ein Glas feinherben Weißwein und schon stand fest, dass ich sie ausprobieren musste.
Zwetschgendatschi gibt es das nächste Mal wieder!
Für 3 Gläser à 400g
2 kg reife Zwetschgen
3 Zweige Rosmarin
2 Vanille Schoten, der Länge nach halbiert und das Mark ausgekratzt
250 getrocknete Pflaumen, grob zerkleinert
Die Zwetschgen halbieren, die Kerne nicht entfernen. Zusammen mit der Vanille, den getrockneten Pflaumen und dem Rosmarin in einen Topf geben und bei niedriger Hitze und geschlossenem Deckel 2 Stunden köcheln lassen. Nach dieser Zeit die Kerne und den Rosmarin entfernen und so lange weiterköcheln lassen, bis die Marmelade dunkel wird. Dabei immer mal wieder umrühren, damit sie nicht am Topfboden anbrennt.
Heiß in saubere Gläser füllen (wer sie nicht so stückig mag, püriert sie vorher in der Küchenmaschine oder streicht sie durch ein Sieb, damit auch alle Rosmarinnadeln entfernt werden)
Dazu passt unter dem Grill gratinierter Ziegenkäse und dünne, in Butter gebratene Weißbrotscheiben. Oder ein Steak.
Inspiration: „Nordic Light“ von Simon Bajada, erschienen 2016 bei Hardie Grant Books
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