Kurz vor meinem Abflug nach China, ich machte mir wie immer Sorgen um meinen Balkongarten, betrachtete ich mit einem gewissen Stolz meine Schnittlauchblüten. Im letzten Jahr wurde das ja nichts, es gab zwar Schnittlauch, aber die hübschen Blüten wurden mir vorenthalten. Und ausgerechnet jetzt, wo alles in voller Blüte steht, fliege ich weg. Irgendwie ist das Schicksal. Die Nachbarn sind instruiert, aber man weiß ja nie, ob das auch wirklich gutgeht. Hingebungsvoll habe ich die Verbena wieder aufgepäppelt, nachdem sie zwischenzeitlich schon mal die Blätter hängen ließ. Und was jetzt noch mit all den schönen Schnittlauchblüten machen? Essig ansetzen wäre ja eine Option (ein schönes Rezept dazu gibt es hier bei Kerstin), aber der möchte auch immer wieder umgerührt werden und ich bin mir nicht sicher, ob ich das den Nachbarn auch noch aufbürden kann. Also muss schnell eine Verwendung dafür her, für den Ernstfall, falls die Kräuter die kommenden acht Tage nicht überstehen. Damit sie wenigstens nicht umsonst gepflanzt wurden.
Auf dem Markt bekomme ich einen wunderbaren Kohlrabi, zwei richtig saure Äpfel und eine Orange. Mehr brauche ich nicht. Alles weitere, zumindest was die Kräuter angeht, finde ich im Hochbeet.
Doch die Kräuter sind nicht der einzige Grund, weswegen ich noch ein Rezept machen wollte. Der Mai ist ja so ein bisschen mein Schicksalsmonat, denn da findet immer der größte Töpfermarkt Europas in Dießen am Ammersee statt. Gleich am ersten Tag früh morgens bin ich hingefahren (ich bin da immer ein wenig nervös, denn auf diesen Markt fiebere ich schon lange hin). Ich hatte mir ein Limit gesetzt und natürlich hoffte ich auch ein wenig, dass möglichst wenig mir ins Auge springen würde. Natürlich ging dieser fromme Wunsch eher weniger in Erfüllung. Ich gab mir so große Mühe, genauestens abzuwägen, ob ich einen Teller oder eine Schale auch wirklich brauche, und dann war ich doch wieder machtlos. Die Schüssel zog mich geradezu magisch an. Jede einzelne Linie wurde per Hand mit einem Messer gezogen. Das Gesicht, das die Töpferin dazu machte sprach Bände. Es war eine Mischung aus Stolz und einem „das-tue-ich-mir-ganz-sicher-nie-wieder-an“.
Für diese Schüssel also habe ich diesen Salat gemacht. Und ich hätte mir nie träumen lassen, wie wunderbar Kohlrabi, Verbena und Schnittlauchblüten zusammenpassen. Ein perfekter Frühlings-Salat.
Für Zwei
2 junge Kohlrabis
1 (möglichst saurer) Apfel
1 Saftorange, ausgepresst
2 EL gehackte Verbena (Eisenkraut)
1 TL gehackte Pimpernelle
3 Radieschen
2 EL mildes Olivenöl
Salz
Schnittlauchblüten
Die Kohlrabis schälen und in ca. 2 cm breite Scheiben schneiden. Die Scheiben auf dem Küchenhobel oder der Mandoline fein hobeln. Mit eine Prise Salz bestreuen und mit den Händen leicht kneten. 15 Minuten ruhen lassen.
Die Radieschen in feine Scheiben schneiden und zum Kohlrabi dazugeben.
Den Apfel vierteln, schälen und in kleine Würfel schneiden.
Den ausgepressten Orangensaft mit den Apfelwürfeln, den gehackten Kräutern und dem Olivenöl mischen.
Über den Salat geben und mit Schnittlauchblüten garnieren.
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mmmh gute idee..kohlrabi und verbene sind erntereif!
Liebe Claudia,
das Dressing hört sich sehr gut an und glücklicherweise hat unsere Zitronenverbene wieder kräftig ausgetrieben in den letzten Wochen. Da steht dem Ausprobieren nichts mehr im Weg.
Sind schon sehr gespannt auf deine Reiseberichte.
Liebe Grüße aus Ye Olde Kitchen
Eva und Philipp