2. Oktober 2014

Gebt mir Gelb, gebt mir Orange, gebt mir Pink – gebt mir Mangoldstiele!

7 Kommentare

Mangoldstiele (1 von 1)-4Ich kann meine Augen nicht von ihnen lassen. Bestimmt wurden sie einzig und allein zu dem Zweck angebaut mir zu gefallen und in Mengen gekauft zu werden. Früher, als Spinat noch mein Favorit war, habe ich den Mangold gerne mal missachtet. Doch dann gab es ihn plötzlich mit diesen knallfarbenen Stielen. Grelles Pink, leuchtendes Orange und Gelb. Das Lockmittel schlechthin.

Mangold wächst hauptsächlich im Mittelmeerraum und zählte schon immer zu den besonders beliebten Gemüsen, bis ihm besagter Spinat irgendwann die Show stahl. Warum das passierte? Vermutlich weil die ehemals dicken weißen Stiele irgendwie unsexy waren. Und auch bei der Lagerfähigkeit, belegt der Mangold eher die hinteren Ränge. Er sollte so schnell wie möglich nach dem Kauf verarbeitet werden.

Dann aber wurde das Rübengemüse plötzlich bunt. So bunt, dass ich, als ich es zum ersten Mal entdeckte, nicht wirklich glaubte, dass es echt ist. Adieu Spinat.

Von da an wollte ich es zur Erntezeit, die in Deutschland zwischen Juli und Oktober liegt, nur noch farbenfroh auf dem Teller. Doch so manch prächtige Gemüsefarbe verliert sich während des Kochprozesses. Hübsche, dunkel lila Bohnen werden genauso grün wie ihre Artgenossen, wenn sie gekocht oder gedünstet werden. Die Stiele des Mangolds sind da eindeutig robuster.

Mangoldstiele (1 von 1)-2Für die Blätter hatte ich bereits Verwendung, doch die Stiele lagen erst mal nur da und lachten mir so bunt provozierend ins Gesicht. Lacht nur – ich habe keine Idee, was ich jetzt mit euch anstellen soll. Einmachen wollte ich sie eigentlich nicht, obwohl das ein hübsches Pickle ergibt. Ich starrte also erst einmal zurück und schickte einen Ruf ins Netz. Der Ruf wurde erhört. Kurz und knapp lautete der Vorschlag: schmoren – Rosinen – Pinienkerne. Ich bin ein großer Freund von kurzen und präzisen Zurufen.

Ein Blick in den Küchenschrank und zu meiner großen Freude tummelten sich hier nicht nur die Bio-Rosinen, sondern auch ein letztes Tütchen Pinienkerne. Dazu lagen im Obstkorb noch zwei Orangen, deren Schale ich bereits kurz vorher mit einer Reibe zu Leibe gerückt bin, was ihre Haltbarkeit auf ein Minimum begrenzte.

Glücklicherweise ist noch keiner auf die Idee gekommen, dem Mangold auch noch den letzten Rest an Bitternoten weg zu züchten (ich vermute, Markt ist nicht annähernd so groß wie der des Spargels) und so ist er wie geschaffen, für eine leichte Süßlichkeit.

Mangold muss ein wenig bitter sein. Das ist ausgesprochen bekömmlich. Es hat seinen Grund, weswegen wir uns nach Artischocken, Radicchio und Endiviensalat (sofern er nicht Sahnesoße ertränkt wurde) immer ein bisschen leichter fühlen, als nach etwas Süßem.

Jedenfalls – die nächsten fünf Wochen ist der Mangold vor mir nicht mehr sicher.

Mangoldstiele mit Rosinen und Pinienkernen (1 von 1)-3

Mangoldstiele mit Rosinen und Pinienkerne nach einer Inspiration von Katharina Seiser

Für Zwei

2 Handvoll Mangoldstiele
1 TL Butter
60 g Pinienkerne
2 gehäufte EL Rosinen
Saft von 2 Orangen
1 Schuss weißen Port
1 Frühlingszwiebel, in feine Ringe geschnitten
1 EL Honig
1 Messerspitze Piment d’Espelette (oder Cayenne Pfeffer)
Salz

Die geputzten Stiele in mundgerechte Stücke schneiden.

In einem Topf den Orangensaft mit dem Honig und dem weißen Port auf die Hälfte reduzieren lassen, bis der Saft leicht dickflüssig wird. Den reduzierten Saft in einen Becher oder eine Schale gießen und die Butter in den Topf geben. Aufschäumen lassen und die Mangold Stiele dazu geben. Unter gelegentlichem Rühren andünsten. Den reduzierten Orangensaft, die Frühlingszwiebel und die Rosinen dazugeben. Bei geschlossenem Deckel etwa 10 Minuten bei mittlerer Hitze weich dünsten.

Mit Salz, Piment d’Espelette abschmecken und mit den Pinienkernen bestreuen.

 

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7 Kommentare

  1. Vielen Dank für dieses tolle Rezept!
    Ich habe es bereits zwei mal mit Mangold aus dem Garten zubereitet und liebe den Geschmack!

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    • Liebe Kim,
      das freut mich sehr!

      herzliche Grüße
      Claudia

      Antworten
  2. Das hast du mal wieder schön geschrieben! Mangold mag ich ebenfalls sehr gerne, nur leider muss ich meistens auf den grünen zurückgreifen, weil ich diese hübschen bunten Stauden nicht in Bio-Qualität finde.

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    • Danke, liebe Sabine. Ich habe hier das Glück einmal in der Woche auf dem Bauernmarkt, den Mangold in Bio Qualität zu finden.
      Eigenanbau?

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      • Sag mir blos nichts von Eigenanbau ;-)
        dieses Jahr wachsen bei mir noch nicht mal die sonst immer wuchernden Zucchini

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  3. So einfach und so gut – und zudem wunderschön, liebe Claudia. Und nicht wahr, man sollte sich über jedes Gemüse freuen, das noch etwas bitter sein darf.

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    • Liebe Claudia, wie schön dass es noch mehr Bitterfreunde gibt.

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