„Hallo, mein Name ist Claudio und ich bin süchtig nach Kochen.“
Den folgenden Nebensatz mit seinen Erklärungen lasse ich weg, denn bei diesem Satz sehe ich meinen Foodblogger Kollegen förmlich vor mir stehen, ich nicke wissend, spende Applaus und heiße ihn willkommen. Willkommen bei den Kochsüchtigen, willkommen bei den Foodbloggern. Den geständigen Koch-Nerds.
Warum tun wir das, was wir tun? Warum übt jeder Markt und ein Rezept eine schier unüberwindbare Magie auf uns aus? Warum bekennen wir uns dazu und schreiben darüber? Und für wen tun wir das eigentlich?
Diese Fragen beantwortet Ariane Bille in Ihrem Buch „Kulinarische Momentaufnahmen – die bunte Welt der Foodblogs“, das soeben bei Caramelized als App erschienen ist. Für ihre Diplomarbeit – so war der ursprüngliche Plan – hat sie zwölf Foodblogger interviewt, sie hat das Thema weiterentwickelt, hat sie kochen lassen, ihre Rezepte sorgfältig nachgekocht und in Szene gesetzt. Ihre Interviewpartner repräsentieren einen wunderbaren Querschnitt durch die deutschsprachige Foodblogger Szene, deren Blogs seit Jahren auch zu meinem täglichen „Brot“ gehören und mich inspiriert und begleitet haben. Bis heute.
Spannenderweise stellt sie natürlich nicht jedem Blogger die gleichen Fragen, geht auf die Besonderheiten der jeweiligen Blogger und ihrer Blogs ein und gewährt uns somit einen Einblick, welche Menschen sich dahinter verbergen. Was sie antreibt und vor allem, was der Grund für ihr Blog war und warum Kochen im Mittelpunkt ihres Leben steht. Und wieder nicke ich und schmunzle.
Und sie lässt sie zusammen ein Menü kreieren.
Da trifft die Kulinarikjournalistin Katharina auf den Autor und Food Stylisten Stevan. Der pensionierte Chemie-Ingenieur Robert auf den Kochbuchautoren Claudio. Die Architektin Heike, die leidenschaftlich von ihren heimischen Gemüsebauern berichtet, auf den Informatiker Alex (das sind natürlich längst nicht alle).
Alle stehen sie ihr Rede und Antwort. Sie berichten über ihre Küchen-Desaster ebenso wie darüber, warum eine Himbeere einen Wendepunkt im Leben darstellen kann und man beim bloggen schon mal das Altern vergisst. Dass Bloggen genau das sein kann, was den Frust im Büro vergessen lässt und dass sich bei jedem die Sicht auf unser Essen gravierend verändert hat.
Eines haben sie alle gemeinsam– sie tun es für sich. Und freuen sich darüber, dass die Landschaft der Foodblogger immer bunter wird.
Es würde mich also nicht wundern, wenn es nach dieser Lektüre so manchem in den Fingern juckt – Jetzt!, jetzt mache ich das auch!
Ariane Bille zumindest ist es so ergangen. Sie konnte sich der Magie der Foodblogs nicht mehr länger entziehen und betreibt seit längerer Zeit ihren eigenen Blog mit großer, treuer Leserschaft. Natürlich verändert das Bloggen schon auch ein wenig das Leben. Die Leidenschaft zu den Töpfen steht über allem und immer mehr Gleichgesinnte bereichern den gegenseitigen Austausch.
Die Rezepte im Buch sind schöne Beispiele dafür, dass Raffinesse unprätentiös und ohne Allüren daherkommen kann. Es werden Kalbsbäckchen und Popcornsuppen mit Garnelen gekocht, nordisch und schweizerisch gebacken und alles Schritt für Schritt genau erklärt. Ein Menü passend zu jedem Monat des Jahres.
Da kommen dann natürlich auch die Möglichkeiten einer App ins Spiel. Und auch wenn ich gerne eine flammende Rede für das gedruckte Kochbuch halte, so muss ich doch sagen, dass es durchaus praktisch ist, wenn man das Tablet mal eben die Zeiten berechnen lässt, die Menge exakt auf die beliebige Anzahl an Gästen hochrechnen lässt, ein Video anschauen und die vielen Querverweise sofort im Netz nachschlagen kann.
Kann.
Für alle, die doch lieber Seiten blättern und Druckerschwärze riechen wollen, erscheint das Buch auch im Herbst als Printausgabe im Hädecke Verlag.
Ariane Bille, Kulinarische Momentaufnahmen – die wunderbare Welt der Foodblogs, erschienen bei Caramelized als App und downloadbar über z.B. itunes
Schön geschrieben, liebe Claudia! Und ich freue mich so sehr, wenn ich dir auf der Buchmesse das gedruckte Buch in die Hand drücken kann :) Dank dir für die schönen Worte!
Jetzt freue ich mich noch mehr auf die Buchmesse!