21. September 2019

Die Farben von Jamaika – unbekannte Ecken, Traumstrände und Geheimtipps

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Jamaika ist ein Sehnsuchtsort in der Karibik. Und will entdeckt werden. Von einer Bar im Meer bis zu den Rastafarians über Reggae ist alles dabei.

Türkisblaues Wasser, weißer Sand und bester Rum, der sanft die Kehle hinunter rinnt. Traumurlaub. So mancher fliegt nach Jamaika, verbringt eine oder zwei Wochen in einem der vielen All-inclusive Hotels, schafft es gerade noch morgens sein Handtuch auf die Liege zu legen, läuft vielleicht noch am langen Strand entlang, macht einen Tagesausflug nach Montego Bay und das war‘s. Nix gesehen von der Insel. Vielleicht waren die Pfannkuchen morgens am Frühstücksbuffet ganz toll. Klar, die Versuchung ist groß, sich einfach einzuigeln, doch erleben tut man dabei nix. Dabei hat Jamaika sehr viel mehr zu bieten, als nur Strand, tropische Vegetation und Meer. Fangen wir also da an, wo viele der Touristen auch ihre Reise beginnen (doch meist auch bleiben). In Negril.

 

 

 

am Strand in Negril

Negril

Kilometerlange Strände, ein Hotel an das andere gereiht, das ist eine Seite von Negril. Hier tut man alles, um es dem Touristen so behaglich wie nur irgend möglich zu machen. Nicht falsch verstehen, das tut man überall auf der Insel, doch die wenigsten kommen da überhaupt hin. Zuerst ist es natürlich wunderbar, wenn man nach einer langen Anreise endlich sich in einem durch Aircondition gekühlten Zimmer einfach auf einem großen Bett ausstrecken kann. Wenn rings um einem der Dschungel fiept und gluckst und man sich noch nicht so richtig vorstellen kann, dass man hier ist. Auf dem Weg von Montego Bay fuhr ich entlang vieler bunter Hütten, wo an der Straße gegrillt wurde. Kurz konnte ich ein wenig vom Duft erhaschen, doch dann verschluckte die Nacht diesen sofort wieder. Ich wäre so gerne ausgestiegen und hätte mir die Zunge mit dieser höllisch-scharfen Chili verbrannt, hätte mich gerne von ihr aufwecken lassen, doch das muss warten bis zum nächsten Tag. Es lohnt sich, ins West End von Negril zu fahren. Dorthin, wo es keine Spur touristisch ist, wo man eine gewisse Ursprünglichkeit erleben kann.

tagsüber verlassen, erwachen diese Hütten abends zum Leben

Morgenstimmung im Sunset at the Palms Resort

und manchmal gießt es zu dieser Jahreszeit auch eine Stunde lang am Nachmittag

Im West End Negrils

 

Durch den Dschungel reiten (und mit den Pferden im Meer schwimmen)

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich noch einmal im Leben auf einem Pferd sitzen würde. Das letzte Mal bin ich vor ungefähr 25 Jahren geritten. Ich war nie ein Pferdemädchen und mir ist ein wenig mulmig zumute, als ich auf der Rhodes Hall Plantation mein Pferd vorgeführt bekomme. Was, wenn der Gaul plötzlich Lust aufs Galoppieren bekommt? Nicht nachdenken, aufsitzen! Und dann geht es auch schon hinein in den Dschungel. Es dauert nicht lange, da spüre ich es wieder, wie großartig es ist, die Landschaft auf dem Rücken eines Pferdes zu erleben. „Du machst das nicht zum ersten Mal“, meint der Guide als er auf meine Hände schaut. Instinktiv greife ich die Zügel so, wie ich es gelernt habe. Mir selbst ist es nicht aufgefallen. Langsam gewöhnt sich mein Körper wieder an den Rhythmus. Überall sehen wir Flammenbäume, eine Unterart der Johannisbrotgewächse, wie sie leuchtend rot in den Himmel ragen. Dann will ich es doch versuchen und beginne zu traben. Gut, da ist übungstechnisch noch einige Luft nach oben. Ich werde geschüttelt wie ein Sack Mehl. Nach etwa 1,5 Stunden kommen wir wieder zum Ausgangspunkt zurück. Doch damit ist noch nicht Schluss. Jetzt heißt es, umziehen. Sowohl für Reiter, wie auch fürs Pferd. Es geht ins Meer. Und das ist jetzt wirklich ganz unglaublich. Die Pferde schwimmen. Man selbst legt sich auf ihren Rücken und hält sich an der Mähne fest und wird so durch Wasser gezogen. Ganz großer Spaßfaktor. Und auch für ungeübte Reiter wie mich, ein Erlebnis.

happy Claudia

ein Flammenbaum

Reggae, yes!

Jamaika ist Reggae und umgekehrt. Spätestens nach einer Woche habe ich alle Bob Marley Songs im Ohr und es ist unmöglich ihnen zu entkommen. Sie sind einfach überall. Die Insel atmet Reggae vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und danach. Wer das auch mal live erleben will, der fährt ans Ende von Negril in Rick’s Cafe, Bar & Restaurant. Der Platz hier ist Kult. Nicht nur wegen der Klippenspringer, sondern auch wegen den Bands, die hier auftreten. Reggae zum Sonnenuntergang bei einem klebrig-süßen Cocktail (ok, wegen den Cocktails sollte man den Weg nicht auf sich nehmen) und einfach nur in den Sonnenuntergang starren. Sich von der Musik tragen lassen. Kannst du es spüren? Es ist toll.

good Vibes at Rick’s

mit einem Cocktail in der Hand auf genau das starren

und immer ist die scharfe Chili Sauce mit dabei

Sundowner (Achtung süß!)

Zimbali Farm – ein Kochstudio im Dschungel

Hinter den Zuckerrohrfeldern, weit hinein in ein Tal in den Bergen führt der Weg zur Zimbali Farm. Hier wird alles, was auf den Tisch kommt, selbst angebaut. Der Garten ist riesig. Bäume mit Sternfrucht und riesigen Avocados wachsen rund ums Haus. Alecia ist an diesem Tag unsere Privatköchin. Sie bereitet nur für unsere kleine Gruppe ein Menü zu. Während der Rest der Gruppe die Farm erkundet, bleibe ich bei ihr in der offenen Küche sitzen. Ich lerne, dass es überhaupt keine roten Scotch Bonnet Chilis gibt. Sind die Chilis rot, heißen sie „red west indian“. Scharf sind sie wie Hölle. Und noch was lerne ich an diesem Tag. Das mit den Avocados. Jeder erzählt mir hier, wie verrückt sie alle auf der Insel nach Avocados sind. Ich, die glaubt, dass die beste Avocado der Welt die Hass-Avocado ist, werde eines Besseren belehrt. Diese teils gigantisch großen Avocados sind besser als jede Avocado, die ich je zuvor gegessen habe. Gelb-grün, buttrig und von einem so wunderbaren Aroma, dass ich bereits am zweiten Tag meines Jamaika-Aufenthalts überlege, wieviel ich wohl mit nach Hause nehmen kann.

Hier wird alles selbst angebaut

es gibt so viele wundervolle Blumen auf der Insel

eine kleine Empanada zur Vorspeise

Alecia ist eine großartige Köchin

Die „Erinnerungsecke“ auf der Zimbali Farm

Kleinod am Treasure Beach (Jakes Hotel)

Durch Bambus-gesäumte Straßen geht es weiter an die South Coast zum Treasure Beach, der genau das Gegenteil ist von Negril mit seinen großen Hotels. Hier gibt es kleine Villas, aber auch weniger imposante Sandstrände. Dafür ist dieses ehemalige Backpacker-Eldorado genau richtig zum Entschleunigen. Nachts ist es so klar, dass man die Milchstraße sehen kann, man schläft zum Geräusch der Wellen ein und bekommt morgens im Jakes Hotel ein grandioses Frühstück. Hier bekomme ich zum ersten Mal das Nationalgericht „Ackee with Saltfish“. Ackee ist eine Frucht, eigentlich eine giftige Frucht, die, richtig zubereitet, in Kombination mit gesalzenem Fisch einfach hinreißend schmeckt. Ein paar Meter weiter gibt es im kleinen Strandrestaurant Jack Sprat die wohl beste Lobster Pizza der Insel. Für die kommen die Leute von weit her.

bunt und ruhig. Perfekt zum Entspannen.

Die „Bambus-Straße“

mein Blick von meiner Terrasse

so sehen die Hütten hier aus

nix Infinity, aber trotzdem großartig

genau!

Abendstimmung im Jakes

die coolste Bar Jamaikas (die man nur mit dem Boot erreichen kann)

Floyd’s Pelican Bar kann man wirklich nur mit dem Boot erreichen. Sie ist mitten im Wasser auf Stelzen gebaut. Es wirkt zugegebenermaßen ein bisschen wie eine Fata Morgana, die plötzlich mitten im Meer auftaucht. Man kauft sich was zu trinken, hängt hier ein bisschen ab, spielt vielleicht eine Runde Domino und hüpft ins Wasser. In beliebiger Reihenfolge. Dabei wird streng darauf geachtet, dass hier kein Plastik wie Strohhalme und so zum Einsatz kommen. Wer eine frische Kokosnuss trinken will, muss das eben so wie in der Post-Plastik Ära tun – Mund auf ein Loch in der Nuss pressen und trinken. Und übrigens – ich bin begabt, was Domino angeht. Nach zwei Runden wollten die einheimischen Jungs nicht mehr mit mir spielen. Ich nehme das als Kompliment.

eine Bar, die man nur mit dem Boot erreicht

Domino Spielen ist beliebt auf der Insel

Inside Pelican Bar

und die Jungs hier haben uns auf dem Weg dorthin begleitet

Nicht weit vom Jakes Hotel stehen die Boote, die einem zur Bar bringen

Rastafarians

Ich gebe es gerne zu, ich hatte nicht die geringste Ahnung worum es bei den Rastas überhaupt geht. Alles, was ich damit verband sind Dreadlocks, Reggae und Kiffen. Nun, ganz so einfach ist es nicht. Rasta oder Rastafarianismus ist eine Glaubensrichtung die 1930 aus dem Christentum entstanden ist. Etwa 24.000 Rastas leben in Jamaika. Sie lehnen das westliche System ab und streben nach einer Heimkehr in ihre spirituelle Heimat Äthiopien. Oft leben die Rastas abseits des „Systems“, welches sie viele Jahre verfolgte. Und so ist es wenig verwunderlich, dass sich etliche Mythen um sie ranken. Wer jedoch auf Jamaika ist, sollte sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, eines ihrer Dörfer zu besuchen. Der Weg dorthin ist nicht unbeschwerlich. In der Nacht davor hat es stark geregnet und teilweise Straßen überflutet. Das Auto kommt nur langsam und holprig voran. In der Mitte des Dorfes steht das Tabernakel, wo gebetet, diskutiert und musiziert wird. Wir treffen auf „King Tiba“, der hier aus der Calabash-Frucht hübsche Schalen schnitzt. Nach einer Einführung über die Werte, die Geschichte und den Glauben der Rastas dürfen wir Fragen stellen. Einerseits ist die Begegnung berührend, besonders wenn es um die Verfolgung der Rastas geht, andererseits fühle ich mich in diesem Dorf auch ein wenig unbehaglich. Rastas lehnen jede Form von Schulmedizin ab, die meisten der älteren Männer haben nur noch wenige Zähne im Mund und mit der Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist man auch noch nicht weit gekommen (Männer dürfen mehrere Frauen haben). Für die Touristen werden Bändchen in ihren Glaubensfarben Rot, Grün und Gelb geflochten, sie stellen natürliche Seifen und Kokossaucen her und man kann ihren Marihuana-Anbau bestaunen. Vielleicht will ich mich an diesem Tag nicht wirklich auf diese Erfahrung einlassen.

King Tiba

in seiner Werkstatt

im Rasta Dorf

Wasserfälle und eine Floßfahrt

Worauf ich mich aber mit allen Sinnen einlasse, ist eine Floßfahrt auf dem Martha Brae River. Langsam treibt das Floß mit jeweils 2 Personen darin und in großen Abständen zum nächsten Floß auf dem Fluss dahin. Vorbei durch eine überwältigend grüne, dicht bewaldete Landschaft. Irgendwo stehen dann auch plötzlich mal Kühe am Ufer und schauen gelassen kauend dir zu, wie du an ihnen vorbeigetrieben wirst. Es ist ein Luftholen, Entspannen und ein großer Genuss auf diesem Fluss zu treiben. Und zur Abwechslung gibt es hier wider Erwarten nicht eine einzige Stechmücke.

Belebter aber ebenso wunderschön ist es an den YS Wasserfällen. Sie sind nicht so populär wie die Ocho Rios, die ihren Ruhm hauptsächlich deshalb erlangt haben, weil sie in der Nähe der Anlegestelle der großen Kreuzfahrschiffe liegen. Wer Lust hat, kann zwischen den einzelnen Wasserfällen auch ins Wasser springen.

umwerfend schöne Natur – Ys Falls

hier kann man natürlich auch baden

und wirklich überlaufen ist es nicht

auf dem Martha Brae River

und träge fließt der Fluss dahin

Chill, Sister! Iss Popcorn (mit Ganja)!

Reden wir also Klartext –  Marihuana (Ganja) ist in Jamaika überall präsent. Die Regierung ist bemüht, das nicht groß herauszustellen aber man riecht es, man sieht es und man kann es kaufen. Wer sich wie anfangs erwähnt, nur in der Umgebung seines Hotels aufhält, dem mag dies vielleicht entgehen, doch auf den Straßen bleibt es nicht aus, dass der eindringliche Duft einem immer mal wieder in die Nase steigt. Und es gibt diese „Bäckereien“. Hier kann man alles kaufen, was das Herz begehrt. Brownies mit Marihuana, Popcorn mit Kokosöl, Salz und Marihuana und Milchshakes. Es ist sehr lange her, dass ich ein „Magic Cookie“ hatte und so entscheide ich mich für Popcorn. Das schmeckt super. Nur eine leichte Cannabis-Note. So super, dass es mich auch erstmal ein wenig wegbeamt. Ich bin da ungeübt in der Dosierung. Richtig eingesetzt, beschert einem dieses Popcorn, vor einem Langstreckenflug genossen, den wohl entspanntesten Schlaf in der vollbesetzten Economy Class (merke – ich schlafe normalerweise niemals auf einem Flug). Ich will hier niemanden dazu verführen, aber schließlich seid ihr, meine lieben Leser, ja alle erwachsen und vernünftig.

Finger weg!

„get baked“ – ohne Worte

Adressen:

Übernachten:

Sunset at the Palms Resort (wunderschön tropisch)
Norman Manley Blvd, Negril, Jamaika
www.thepalmsjamaica.com

Jakes Treasure Beach (traumhafte Villas, teils mit Rooftop-Badewanne)
Calabash Bay P A, Treasure Beach, St Elizabeth 00000, Jamaika
jakeshotel.com

Essen:

Jack Sprat (beste Lobster Pizza)
direkt beim Jakes Hotel
jakeshotel.com/grown-locally/jack-sprat-restaurant

Pimentos Jerk
(Island Lux Village – direkt am Strand mit bestem Fisch und Jerk)
Norman Manley Blvd, Negril
islandluxbeachparkja.com/pimentoz-jerk/

Zimbali Farm (mit Mountain Cooking Studio) – sehr zu empfehlen
Caanan Mountain Westmoreland Little London, Negril
www.zimbaliretreats.com

Pushcart (new Caribbean cuisine)
West End, Jamaika
www.rockhouse.com

Reiten gehen:

Rhodes Hall Plantation (Negril)
www.rhodeshallplantation.net

der kleine Strand an der Rhodes Plantation

dahinter sind wir mit den Pferden geschwommen

Jack Sprat, wo es die beste Lobster-Pizza gibt

Und im nächsten Bericht gibt es noch ganz viel zum Essen und Trinken auf Jamaika. Und ja, Rum spielt da eine große Rolle.

 

Offenlegung: die wunderbare Reise nach Jamaika wurde unterstützt vom Jamaica Tourism Board. Herzlichen Dank dafür. Die Eindrücke sind wie immer meine eigenen.

 

 

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