Es gibt Gerichte, egal ob simple oder raffiniert, die manchmal genau da am besten ihre Wirkung entfalten, wo man sie isst. Der Zeitpunkt und der Ort sind entscheidend für den Geschmack und die Erinnerung. Ich saß in diesem entzückenden Hinterhofcafé in Tel Aviv, es war heiß, aber irgendwie hatte ich ein wenig Hunger, als mich plötzlich der Tomatensalat auf der Karte anlachte. Ich bin die Prinzessin auf der Erbse, wenn es um Tomaten geht. Ich will sie fleischig, süß, voller Umami und bitte von der Sonne verwöhnt, also sprich – im Sommer. Dann, wenn diese Tomaten kühl mit etwas Olivenöl, Zwiebeln und Zitronensaft serviert werden, dann ist dies an Herrlichkeit kaum zu übertreffen. Und genau so waren diese Tomaten, dazu war da noch ein zartes Aroma von Minze und Ysop und alles gemischt mit einem sehr cremigen Feta-ähnlichen Käse. Das mit dem Feta in all seinen Varianten, das haben sie hier wirklich raus. Da gibt es von schmeichelnd-mild bis cremig-würzig einfach alles. Selten hatte ich bei einem Tomatensalat ein solches Strahlen im Gesicht. Dazu einen Tee mit frischer Minze und Zitrone. Es war der perfekte Tel Aviv-Moment.
Dass ich dieses versteckt liegende Café in einer Seitenstraße überhaupt gefunden habe, war ebenfalls eine mehr als glückliche Fügung. Als ich den eher unscheinbaren Eingang sah, wusste ich gleich, dass ich dem Pfad um das Haus herum folgen sollte. Der Weg war gesäumt von kleinen Kräutertöpfen. Vor dem Café gab es erst ein kleines Pflanzengeschäft mit roten Wänden. Meine Füße taten weh und ich wollte nirgendwo anders hin, als genau hier in den Schatten der Schirme, wo mehrere große Ventilatoren sich abmühten, kühle Luft zu produzieren. Genau hier wollte ich bleiben. Und dann noch dieser Salat. Es musste vermutlich so sein, dass alle kleine Puzzleteilchen aus Unwahrscheinlichkeiten sich zusammenfügten und ein Gesamtbild ergaben, das sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Schatten, Kühle und Tomatensalat.
Überall in Israel war ich begeistert von den Salaten, die sie dort auftischten. Da war dieser wunderbar zarte Weißkohlsalat, der mit frischem Dill und Zitrone serviert wurde oder der Rotkohlsalat mit Petersilie in dieser würzigen Sesamsauce, und dann noch dieser marokkanische Möhrensalat mit einer subtil-säuerlichen Note. Ich konnte nicht anders und musste bereits zum Frühstück Salat essen. Und weil man diese Salate ja auch wunderbar hier nachmachen kann, habe ich einfach bei den Köchen dort nach den Rezepten gefragt.
Für Zwei
Tomatensalat mit Manouri, Minze, Zitrone und Koriander
4 – 5 gute Fleischtomaten (am besten kleine Ochsenherztomaten)
1 EL feingeschnittene Minzblätter
1 EL feingehackte Petersilie
150 g Manouri (ein cremiger Weichkäse aus Ziegen- und Schafsmilch)
3 EL Olivenöl
Saft und etwas Abrieb einer halben (unbehandelten) Zitrone
2 Schalotten
½ TL Za’atar (eine orientalische Gewürzmischung aus wildem Thymian, Sesam und Salz)
ein TL milde Chiliflocken
Meersalz
Pfeffer
Die Tomaten waschen und in Scheiben schneiden. Das Olivenöl mit dem Zitronensaft verrühren, mit Salz, Chiliflocken, Za’atar und Pfeffer würzen. Die Kräuter untermischen und nach Bedarf noch abschmecken.
Die Schalotten in feine Ringe schneiden, den Manouri würfeln. Alles unter die Tomaten heben und gut mischen.
Rotkohlsalat mit Petersilie und Tahini Sauce
ein halber Kopf Rotkohl in feine Streifen gehobelt
½ – 1 Bund glatte Petersilie, fein gehackt
1 TL Za’atar
2 EL Tahini (Sesampaste, gibt es im Bioladen oder im orientalischen Supermarkt)
Saft einer halben Zitrone
2 EL Olivenöl
Salz, Zucker
eine Zehe Knoblauch, durchgepresst oder sehr fein gehackt
2 EL geröstete Pinienkerne
Zuerst den gehobelten Rotkohl in eine Schüssel geben und etwa einen halben TL Salz dazugeben. Mit den Händen gut einmassieren und etwa 30 Minuten ziehen lassen. Probieren. Wem der Kohl zu salzig ist, der spült ihn einmal unter kalten Wasser und lässt ihn abtropfen.
Mit der feingehackten Petersilie mischen.
Aus Tahini, Olivenöl, Knoblauch, Zitronensaft und Za’atar ein Dressing anrühren. Bei Bedarf ein wenig Salz und Zucker dazugeben.
Unter den Salat mischen und mit den Pinienkernen bestreuen.
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