Ich stehe mitten in Tiranas schickem Regierungsviertel in dem wohl einzigen Bioladen weit und breit und entdecke geröstete Kichererbsen. Sieht man ja nicht oft und da muss man das als Aufforderung verstehen, schnell nochmal den Kofferinhalt gewichtsmäßig durchzurechnen. Ich habe reduziert gepackt und noch ein paar Freikilos, die ich für Einkäufe und Flaschen (sollten mir mitbringenswerte Weine begegnen) einplanen kann. Ich kaufe also ein Kilo geröstete Kichererbsen, von denen ich noch nicht weiß, was ich damit machen werde und trage sie den Rest des Tages durch Tirana. Ich werde es wohl nie schaffen, wie die meisten anderen Menschen beschwingt mit leichtem Gepäck nach Hause zurückzukehren. Ich schleppe. Grundsätzlich. Ich schleppe so viel, dass ich mir ernsthaft das eine oder andere Mal Sorgen um meine Schultern machte. Dabei lächle ich immer, damit die Airlines nicht auf die Idee kommen, mein Handgepäck auf irgendeine Waage zu legen. Ich leide still.
Zuhause bin ich dann immer total glücklich aus allen Winkeln der Welt irgendwelche Fressalien mitgebracht zu haben, obwohl ich mich bis heute frage, warum es acht (!) verschiedene Chili-Saucen aus Jamaika sein mussten. Die Flaschen waren so hübsch, zählt dabei als Argument nicht. Ich habe so eine Tendenz, das Mitgebrachte erst einmal eine ganze Weile anzubeten, statt mich sofort damit kulinarisch auseinanderzusetzen. Noch immer ist da diese heilige Flasche mit einer ganz besonderen Soja Sauce aus Japan in meinem Kühlschrank, die ich seit 5 Jahren nicht angerührt habe. Ich erfreue mich immer daran, wenn ich den Kühlschrank öffne. Sie wird ja nicht schlecht. Ich habe schon 40 Jahre alte Soja Sauce in Korea probiert.
Trotzdem sollten die Kichererbsen nicht das gleiche Schicksal treffen. Ich wollte Hummus und ich hatte Lust auf Fritters. Bei einem Kochkurs in Israel wurde ich mal gefragt, wie lange ich glaube, dass die Kichererbsen für ein Hummus kochen sollten. Ich hatte bis dahin nicht oft Hummus gemacht und meistens ist in den Rezepten eine Zeit um die 45 – 60 Minuten angegeben. Der Küchenchef lachte. Mindestens 2-3 Stunden meinte er. Ich war etwas irritiert, doch sein Hummus war grandios. Wenn die Dinger jetzt also auch noch geröstet wurden, brauchen sie dann noch länger? Nicht wirklich. Ist das Röstaroma geradezu überwältigend und das geilste Hummus, dass ich je gegessen habe? Auch nicht. Ganz ehrlich, ob sie geröstet sind oder nicht, macht nur einen für feine Zungen wahrnehmbaren Unterschied. Das Allerbeste? Sie sind verarbeitet und ich kann wieder fröhlich von meinen Reisen was nach Hause schleppen. In drei Wochen fliege ich nach Aserbaidschan. Mal sehen, was da so gibt.
Broccoli-Quinoa Fritters mit Hummus aus gerösteten Kichererbsen
Für Zwei bis Drei
150 g bunte Quinoa
250 – 300 ml Gemüsebrühe
200 g Broccoli
3 EL Haferflocken
30 g Mehl (Typ 405)
Abrieb einer unbehandelten Zitrone
½ Bund Petersilie
1 kleine Zwiebel, fein gehackt
2 x 2 EL neutrales Pflanzenöl
Meersalz
Hummus
200 g geröstete Kichererbsen (nicht geröstete passen natürlich genauso gut)
eine Prise Natron
3 Zehen Knoblauch
4 – 5 EL Tahini (Sesammus)
Saft einer Zitrone
1 TL Kreuzkümmel, gemahlen
Meersalz
Olivenöl
Sesam zum Bestreuen
gepickelte Zwiebeln
1 mittelgroße rote Zwiebel
Saft einer Limette
eine Prise Meersalz
Die Kichererbsen am Vorabend einweichen.
Am folgenden Tag abspülen und in frischem (ungesalzenen) Wasser mit einer Prise Natron etwa 2,5 Stunden kochen lassen, bis sie weich sind. Abgießen, dabei etwa 150 ml vom Kochwasser auffangen.
In einen Standmixer geben und zusammen mit etwas von dem Kochwasser glatt pürieren. Mehr Wasser dazugeben, falls die Paste zu dick wird. Zitronensaft, Salz, Kreuzkümmel, Tahini und Knoblauch dazugeben und weiter pürieren. In eine Schüssel füllen und mit Olivenöl begießen.
Die Zwiebel in feine Spalten schneiden. Zusammen mit dem Limettensaft und dem Salz in eine kleine Schüssel geben und etwa eine Stunde ziehen lassen.
Die Quinoa in der Gemüsebrühe aufkochen lassen, 10 Minuten köcheln lassen und dann bei geschlossenem Deckel ohne Hitze quellen lassen. In der Zwischenzeit die Haferflocken mit ein wenig Wasser quellen lassen.
Die Röschen vom Broccoli abschneiden und im Mixer zerkleinern. Der Broccoli hat nun die gleiche Größe wie die Quinoa. Den Broccoli unter die noch warme Quinoa mischen. Das Mehl darüber stäuben.
Die Zwiebelwürfel in einer kleinen Pfanne in etwas Öl weich dünsten und danach mit dem Zitronenabrieb unter die Quinoa-Broccoli-Mischung mischen. Mit Salz abschmecken und die feingehackte Petersilie untermengen. Sollte die Mischung noch zu bröselig sein, noch etwas Wasser und Haferflocken dazugeben.
Mit den Händen flache Patties daraus formen.
Öl in einer Pfanne erhitzen und die Patties bei mittlerer Hitze goldbraun braten.
Mit dem Hummus und den Zwiebeln servieren.
Humus. Vor zwei Tagen hab eich endlich mal wieder bestes Tahin gekauft.
Entfernst Du die Häutchen nachdem Kochen der Kichererbsen?
In der Rezeptur ist das Tahin in der Zubereitung verschwunden…
Aserbeidschan. Ich bin gespannt.
Liebe Thea,
Danke für den Hinweis! Das wäre natürlich perfekt, die Häutchen zu entfernen aber mit dem Hochleistungsmixer geht das.
Ich bin da ein klein wenig faul.
liebe Grüße
Claudia