Es muss mit dem Winter zu haben, dass kaum, dass es draußen kalt wird und die Tage kurz, mein Verlangen nach Kohl wächst. Schöner, dicker fetter Kohl. Vermutlich hatte ich als Kind zu wenige Kohlrouladen, oder es ist genetisch bedingt, jedenfalls werde ich schwach bei dem Gedanken an geschmorten Kohl. So ging es mir auch gestern, als ich in Berlin Kreuzberg in der Markthallte stand und mein Blick sehnsüchtig über die Kohlköpfe wanderte. Zuerst dachte ich an Hackfleisch, was es jedoch nicht gab. Da gehe ich extra zu Kumpel & Keule, dem wohl trendigsten Metzger der ganzen Stadt in der Markthalle neun, und werde darüber aufgeklärt, dass sie kein gemischtes Hackfleisch verkaufen dürfen. Gut, dann eben die zwei kleinen Koteletts vom Iberico Schwein. Was mich allerdings meinen ersehnten Kohlrouladen immer noch nicht näher bringt. Ich werte es als ein Zeichen, dass ich mich endlich mal mit den halben und fast leeren Packungen in meinem Küchenschrank auseinander setzen sollte. Angebrochene Quinoa, eine viertel Packung Puy Linsen aus dem Bioladen, ganz zu schweigen von diversen angebrochenen Tüten mit Nüssen. Alles Kandidaten für meine Kohlrouladen.
Aus den Beständen zu kochen mache ich unglaublich gerne, es ist sinnvoll (ja, ihr kennt meine Küchenschränke nicht). Also ist die Einkaufsliste diesmal nicht besonders lang. Die Möhren hier auf dem Markt sehen alle prächtig aus, dunkel, leuchtend, sandig und ganz besonders – ursprünglich. Ich kaufe bei dem Mann mit dem dichten Vollbart eine sehr liebevoll gezüchtet aussehende blasse Karotte und ein Stück der vermutlich allerletzten Zucchini. Sie ist armdick und hat vermutlich ihren Zenit schon ein wenig überschritten. Egal, ich brauche Zucchini. Ist ja nicht mehr wirklich so die Zeit dafür. Braunkohl kaufe ich auch noch. Die Markthändlerin ist ganz neugierig, was ich denn daraus zu kochen gedenke, ich muss mir schnell was einfallen lassen, ich will nicht sagen, dass ich noch so gar keinen Plan dazu habe, also sage ich einfach Suppe. Suppe mit Braunkohl geht doch immer. Sie ist zufrieden.
Ich bin auch zufrieden, als ich alles in den Koffer packe und zurück nach München fahre. Ich nehme ja gerne jede Gelegenheit wahr, auf einem Bauernmarkt einzukaufen und dieses Mal ergab es sich eben, dass dieser in Berlin war.
Für meine Kohlrouladen schöpfe ich also aus dem Vollen. Nüsse, Gemüse, Linsen und Quinoa. Mit Tomatensauce und Käse überbacken. Genau so stelle ich sie mir vor. Und genau so werden sie auch. Auch wenn ich vielleicht mehr Kohlblätter zerrupft habe, als gut war. Ich musste beim Rollen meiner Rouladen ein wenig Patchworkarbeit leisten.
Für Zwei
5 EL Quinoa
3 El gehackte Nüsse, in der Pfanne ohne Fett geröstet
4 getrocknete Tomaten (ohne Öl), fein gehackt
70 g Puy Linsen
2 EL braunes Miso
1 Karotte, geraspelt
½ Zucchini, geraspelt
1 EL frisch gehackte Petersilie
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
eine Prise gemahlener Kreuzkümmel
frisch gemahlener Pfeffer
1 EL braunes Miso
1 Ei, verkleppert
1 Jaroma Kohl (oder Weißkohl), nur die großen Blätter, etwa 6 – 8
1 kleine Zwiebel
150 ml passierte Tomaten
100 ml Gemüsebrühe oder Weißwein/Wasser zu gleichen Teilen
1 EL getrocknetes Oregano
1 TL Balsamico
eine Prise Salz
½ TL gemahlener Zimt
2 x 1 TL Olivenöl
2 EL geraspelter, würziger Käse (Parmesan oder alter Gouda)
1. die Quinoa in einem kleinen Topf mit der 2,5fachen Menge Wasser und einer Prise Salz einmal aufkochen lassen und dann 10 Minuten quellen lassen. Abseihen und auskühlen lassen.
2. die Linsen ebenfalls in Salzwasser 30 Minuten bissfest kochen, abseihen und auskühlen lassen.
3. die Karotte schälen und idealerweise mit der Küchenmaschine raspeln. Mit der halben Zucchini ebenso verfahren.
4. das geraspelte Gemüse (1 EL für die Deko aufbewahren) mit der Quinoa, den Linsen und den getrockneten Tomaten mischen. Das Ei, den feingehackten Knoblauch und das Miso untermischen. Mit Kreuzkümmel und Pfeffer abschmecken. Die Nüsse und Petersilie untermischen (auch ein wenig für die Deko aufbewahren).
5. den Strunk des Kohl herausschneiden und die großen Blätter vorsichtig lösen. Den Strunk an der dicksten Stelle herausschneiden. Einen breiten großen Topf mit 4 fingerbreit Wasser füllen und zum Kochen bringen. Die Kohlblätter darin einzeln etwa 10 Sekunden blanchieren. Auf einem Teller auskühlen lassen.
Den Ofen auf 175° vorheizen.
6. auf einer Arbeitsfläche je ein Kohlblatt ausbreiten, einen großzügigen Esslöffel der Füllung in die Mitte setzen, die seitlichen Ränder einklappen und aufrollen. In eine leicht mit Olivenöl gefettete ofenfeste Form dicht aneinander setzen.
7. die Zwiebel fein hacken und in einem TL Olivenöl in einer Pfanne anschwitzen. Die passierten Tomaten, die Gemüsebrühe, den Oregano, Balsamico und den Zimt dazugeben. Mit Salz dezent abschmecken, es sollte eher ein wenig untersalzen sein.
8. die Tomatensauce über die Kohlrouladen gießen. Den Käse und Gemüse darüber verteilen und im Ofen 35 Minuten überbacken. Mit der restlichen Petersilie bestreuen.
Die Schatzsuche im Küchenschrank war wieder erfolgreich.
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Hat köstlich geschmeckt, danke!
Sehr gerne. Das freut mich.
Viele Grüße
Claudia
Das sieht total lecker aus. Das Miso find eich eine spannende Zugabe!
Das sieht mega aus! Ist definitiv ein sehr gesundes Abendessen. Kumpel & Keule find ich super. Die Burger sind auch der Hammer da. LG Harry
Oh ja. Sind sie. Alles sieht da sehr gut aus.
LG Claudia
Die gefallen mir aber gut; ich glaube die Idee mopse ich mir für’s Wochenende. Meinen Schränken könnte das ebenfalls nicht schaden….
Schmecken auch wirklich großartig. Bin gespannt, wie sie dir gefallen. :)