Da mault man und nörgelt rum, weil es im Sommer hier keinen Grünkohl gibt, gibt sich geschlagen mit Wirsing und kaum ist es kalt, klopft der Bayerische Rundfunk an die Tür. Google hat meine Kale Chips ausgespuckt. Kale, wie der Kohl ganz hip nun genannt wird, weil ganz Amerika komplett verrückt danach ist, setzt zum großen Sprung über den Atlantik an und landet auf deutschen Tellern. Wird also nicht mehr aus dem Schmalzbad gehievt, sondern erscheint in völlig neuem Gewand. Und mit komplett neuem Freundeskreis. Wo stets der Pinkel bereit stand, gesellen sich nun geröstete Walnüsse, Nudeln und Kichererbsen an seine Seite.
Wer im Trend ganz vorne mit dabei sein will, kaut Chips aus Kohl. Gemüsechips aus Roter Bete und Rüben waren gestern.
Und was so voll im Trend liegt, muss in die Abendschau. Ich freue mir also ein Loch in den Bauch, als der Bayerische Rundfunk anklopft und mit Kohl und Kamera vor der Tür steht. Und dann heißt es auch schon „nie ungeschminkt an den Herd“. Aufgeregt bin ich schon.
Der Grünkohl ist herrlich frisch und knackig und gefühlte fünfundvierzigmal muss ich ihn vor der Kamera zupfen. Immer wieder. So lange bis es passt.
Die Chips werden geölt und gewürzt und wandern den Ofen (und auch das mehr als einmal). Ich schäme mich ein wenig für meinen Ofen. Fünfzehn Jahre hat er auf dem Buckel und kann außer heizen rein gar nichts. Gut, das ist die Aufgabe eines Ofens, aber ich bete inständig dass die Blende so weit aufgemacht wird, dass man die ganzen Spritzer an der Scheibe nicht sieht.
Dann kommt das Pesto dran. Grünkohl Pesto schmeckt viel besser als herkömmliches Pesto Genovese, da die Würzigkeit des Grünkohls und die gerösteten Walnüsse hier kräftig den Geschmack boosten.
Küchenmaschine Nummer eins versagt gleich mal beim Start, weil die Schneidblätter sich nicht mehr drehen. Das haben sie noch vor einer Woche aber gemäß dem Satz, dass alles was schiefgehen kann auch tatsächlich schiefgeht, gibt der Mixer nur ein Röhren von sich. Kommando zurück und alles nochmal kleinschneiden und in den Blender geben. Der ist nicht grad mein Liebling, zumindest nicht für Pesto. Bei Suppen ist er großartig. Ich schütte also genügend Öl hinein und siehe da – es wird Pesto. Ich schicke ein Dankgebet ans Universum, denn hätte das auch nicht geklappt, wäre der Pürierstab drangewesen. Damit geht es zwar auch, aber eben auch nicht wirklich toll fürs Fernsehen.
Ich freue mich, dass die Chips perfekt geworden sind und die Redakteurin des Berichts ist total begeistert. Werden also gleich weggefuttert. Futtern im Fernsehen hat so sein Tücken, denn nichts ärgert einem mehr, als wenn man später mit einem grünen Blättchen auf dem Eckzahn in die Kamera grinst. Doch auch das geht gut.
Nach zweieinhalb Stunden ist alles im Kasten.
Und natürlich gibt es die Rezepte auch online beim BR aber hier sollen sie ja auch ihr Plätzchen bekommen. Das Pesto schmeckt hervorragend zu Nudeln oder Kalbfleisch Involtini mit gegrillten Tomaten.
Kale Chips
200 g Grünkohl
1 EL Olivenöl
Salz
1 Msp mildes Curry Pulver
1 Msp Chili Pulver
Den Ofen auf 170° vorheizen.
Den Grünkohl waschen und trocken tupfen.
Die Grünkohlblätter in mundgerechte Stücke schneiden (dabei den harten Strunk in der Mitte herausschneiden) und in einer großen Schüssel mit dem Olivenöl und den Gewürzen mit den Händen gut durchmischen.
Ein Backbleck mit Backpapier auslegen und die Blätter darauf legen, so dass sie möglichst wenig überlappen.
8 – 11 Minuten backen, dabei immer wieder prüfen, dass die Blätter trocknen aber nicht verbrennen.
Am besten schmecken sie frisch aus dem Ofen, luftdicht verschlossen in einem Glas halten sie sich 2 -3 Tage.
Tipp: Bei den Gewürzen darf nach Belieben experimentiert werden. Sehr schön ist auch eine eher orientalische Mischung aus Koriander, Kreuzkümmel und milden Chiliflocken.
Grünkohl (Curly Kale) Pesto mit gerösteten Walnüssen
200 g Grünkohl
120 ml natives Olivenöl
100 g Walnusskerne
1 Bund Basilikum
70 g Parmesan
Salz
Die Grünkohlblätter in kochendem Salzwasser etwa 1 Minuten kurz blanchieren, kalt abbrausen und trocken tupfen.
Den mittleren Strunk der Grünkohlblätter wegschneiden und die Blätter in Streifen schneiden.
Die Walnüsse in einer beschichteten Pfanne ohne Fett anrösten. Abkühlen lassen.
Knoblauchzehen feinhacken.
Im Mixer die Grünkohlblätter zusammen mit den Walnüssen, dem geraspelten Parmesan und dem Basilikum mischen und nach und nach das Olivenöl dazugeben, bis die gewünschte Cremigkeit erreicht ist.
Mit Salz abschmecken.
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Fantastisch, liebe Claudia! Sowohl die Rezepte als auch die Tatsache, dass der BR bei Dir angeklopft hat. Toller TV-Beitrag (und tolles Chips-Crunch-Geräusch ;-), ganz herzlichen Glückwunsch! In den Chor der Grünkohl-Freunde stimme ich natürlich begeistert mit ein, wie Du weißt. In den letzten Tagen habe ich ihn für zwei Rezepte mit Trüffeln kombiniert (den Kohl, nicht den Chor) und war erstaunt, wie gut selbst das passt – irgendwann demnächst werde ich das noch bloggen. Lieben Gruß von Kale-Fan zu Kale-Fan!
Liebe Claudia, ich hätte ja immer noch Lust auf einen Kale-Event…
Kale-Lovers unite!!
LG
Claudia
Oh, gar zu gern, liebe Claudia!