26. Mai 2016

[Marhaba Marrakesch #1] Lieblingsplätze, Veggie-Glück und der Garten von Yves Saint Laurent

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Youssef hat Mitleid mit mir. Seit einer Viertelstunde versucht er mir den Weg durch die Medina zu dem Restaurant, das ich mir ausgesucht habe, zu erklären. Er zeichnet eine Skizze, die hauptsächlich aus Strichen und Kreisen besteht, und immer noch kann er keine Zuversicht in meinem Gesicht entdeckten. Ich denke an das Wirrwarr der kleinen Gassen, bin völlig orientierungslos seit ich vor nicht weniger als zwei Stunden in meinem Riad in der Medina von Marrakesch angekommen bin. Er will mich dorthin begleiten. Wohlgemerkt, er wird mich dorthin bringen, von zurückbringen ist nicht die Rede. Ich muss also aufpassen, wohin er mich führt. Mache an den Abzweigungen immer ein Foto, was, wie sich später herausstellen wird, völlig umsonst ist, denn es wird dunkel sein.
Es ist fast neun Uhr abends und noch immer ist es glühend heiß in den Gassen. Stets suche ich nach Punkten an die ich mich erinnern kann, hier ein winziger Laden für Küchensiebe, dort ein Berg mit Wassermelonen, ein Kiosk, ein Gewürzmarkt und eine lange düstere Gasse.
Dann sitze ich endlich auf der Dachterrasse des Restaurants und bekomme zum ersten Mal an diesem Abend wieder Luft. Ein lauer Wind aus dem Gebirge streicht über die Dächer, es kühlt langsam ab und der Himmel färbt sich von orange nach dunkelblau. Ich esse eine Lamm Tajine mit Pflaumen und Mandeln. Das Couscous dazu ist herrlich fluffig und leicht mit einem feinen Aroma. Meilenweit von dem Couscous entfernt, das ich in meiner Küche zuhause zubereite. Ich schäme mich in diesem Moment für jedes Weizenkorn, das ich auf diese herrlich luftige Ebene hätte heben können, es aber stattdessen in Wasser oder Brühe ertränkt habe. Jetzt also bin ich in Marrakesch und ich werde nicht eher wieder gehen, bis ich das Geheimnis von diesem lockeren Couscous gelüftet habe.
Es ist nach zehn Uhr, tiefschwarze Nacht, als ich mich auf den Weg zu meinem Riad mache. Erst einmal nach rechts, dann nach links, verdammt, wo ist der Kiosk? Ich bin keine zwei Minuten gelaufen, schon verliere ich die Orientierung. Marché des Epices?, frage ich. Der Junge zeigt nach links. Sämtliche meiner Anhaltspunkte sind plötzlich verschwunden. Die Läden zum größten Teil geschlossen. Dann stehe ich plötzlich wieder an der Ecke mit den vielen Melonen. Ein Glücksmoment. Ich bin auf dem richtigen Weg. Weiter durch den Souk, vorbei am Gewürzmarkt, weiter, immer weiter, vorbei an den Läden, die nun alle die Rollos heruntergelassen haben. Dann endlich stehe ich wieder auf der breiten Straße, wobei in diesem Fall breit nur heißt, dass ein Auto durchpasst. Wohlgemerkt EIN Auto, keine zwei nebeneinander. Das ist der Weg den ich gelaufen bin, als ich auf dem Weg zu meinem Riad war. Nach etwa 200 Metern geht es links, dann zweimal rechts. Ich bin da! Ich betrachte dies als meine ganz persönliche „Medina-Feuertaufe“, die ich mit Bravour bestanden habe.Marrakech Food Tour-13 Marrakech-1-4

Die Gärten des Monsieur Laurent

Es ist noch früh am Morgen, als mich der Ruf zum Morgengebet von den Moscheen weckt. Mein Schlaf war ohnehin nicht besonders bemerkenswert dank einiger schreiender Katzen in der Gasse. Meine Sinne verlangen nach etwas, was beruhigt, etwas Schönem. Vor einer Blume meditieren oder so. Ich will in die Jardin Majorelle und da dieser Garten in so ziemlich jedem Reiseführer als einer der Must-see-Spots beschrieben wird, mache ich mich früh auf den Weg.
Dieser wundervolle Garten am Rande der Medina wurde von dem französischen Maler Jaques Majorelle errichtet. Bauwerke darin sind in seinem ganz besonders intensiven „Majorelle Blau“ gestrichen, er sammelte seltene Pflanzen und öffnete 1947 den Garten erstmalig für die Öffentlichkeit. Nach seinem Tod 1962 jedoch verwahrloste dieser Garten. Bis 1980 der französische Designer Yves Saint Laurent zusammen mit Pierre Bergé den Garten kaufte und ihn liebevoll wieder aufbauten. Ein äußerst phallischer Gedenkstein wurde ihm zu Ehren aufgestellt. Die Goldfische im Teich setzen einen fantastischen Akzent zu dem leuchtenden Blau der Gebäude und Teichumrandungen. Ich verschwinde als die ersten Touristengruppen ankommen.

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Himbeerkuchen in der Medina

Das Thermometer beginnt an der vierzig Grad Marke zu kratzen. Mittagszeit und Zeit, sich in den Schatten zu verziehen. Ich besuche den Palais de la Bahia. Der perfekte Platz für Mosaikverliebte und solche wie mich, die einfach nur nach Abkühlung suchen. Ein berauschendes Gefühl von Orient. Immer dann wenn eine Touristengruppe einschließlich ihrer Selfiestangen im Anmarsch ist, ziehe ich weiter in die nächsten Räume und Gärten. Getrieben vom Wunsch nach einer Siesta folge ich dem Weg in Richtung Jeema el Fnaa, dem großen Platz. Das ist mein perfekter Orientierungspunkt. Von hier auf aus finde ich mein Hotel. Ich komme nicht weit. Ein kleiner Eingang am Anfang der Souks übt eine magische Anziehungskraft auf mich aus und plötzlich stehe ich in dem wohl entzückendsten Gartenrestaurant der Stadt (es ist das entzückendste Restaurant, wie mir ein einheimischer Künstler später bestätigen wird). Ein bisschen Boutique, lange Holztische und eine offene Küche vor der verschiedene Torten aufgebaut sind. Eine junge Frau (es arbeiten nur Frauen hier) serviert Minz-Limonde in Einmachgläsern und Schüsseln mit köstlich aussehendem Salat. Alles ist vegetarisch und eigentlich habe ich überhaupt keinen Hunger, doch ich kann nicht widerstehen. Ich will hier nie wieder weg. Ich setze mich an den großen Tisch, wo gerade Platz frei wurde, bestelle ein „Detox“ Wasser -frische Minzblätter und Zitronenscheiben – und etwas Brot mit zwei verschiedenen Aufstrichen. Eine unglaublich cremige Guacomole und eine Creme aus gerösteten Möhren mit Salbei und Minze. Außerdem gibt es Wlan und einen hinreißenden Himbeerkuchen, dessen Früchte so intensiv nach Himbeeren schmecken, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe.
Nur weil man in Marrakesch ist, heißt das ja noch lange nicht, dass man immer marokkanisch essen muss! Ihre Herkunft können die Speisen wegen der Gewürze trotzdem nicht verleugnen.

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Adressen

Schlafen
Riad Magi, entzückendes Riad für alle, die gerne preisbewusst reisen
75 Derb Moulay Abdel Kader, Dabachi, Medina, Marrakech

Essen
Le Foundouk, traditionell, ausgezeichnete Tajines
55, Souk Hal Fes
Kaat Bennahid, Medina Marrakech

La Famille, Cantine au Jardin, frische moderne Küche in zauberhaftem Garten.Ein MUSS!
42, Riad Zitoun Jdid, nach 30 Metern hinter dem Palais Bahia in Richtung Jemaa el Fna.
Geöffnet Dienstag – Sonntag von 12h bis 17h.

Ansehen
Jardin Majorelle
Rue Yves St Laurent, Marrakech 40090, Marokko
Jeden Tag von 8h – 17.30h geöffnet

Palais Bahia
5 Rue Riad Zitoun el Jdid, Marrakesh 40000, Marokko

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1 Kommentar

  1. Ein sehr schöner Beitrag über Marrakesh, da bekommt man gleich Lust aufs Reisen und Essen *g*. Die Bilder sind auch mega schön, besonders gut gefällt mir das Haus mit der blauen Wand. Die Vielfalt an Farben ist einfach fantastisch.

    Freue mich auf weitere tolle Berichte von dir :-)

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