Italien ist empört. Ein britisches Food Magazin hat ein Rezept zu „Cacio e Pepe“ veröffentlicht und darin Butter verwendet. Es ist ernst. Sogar der Spiegel berichtet darüber. Butter habe so rein gar nichts in diesem italienischen Klassiker verloren, so die mediale Protestnote. Dabei müsste jeder Italiener weinen, wenn es darum geht, dass hierzulande Spaghetti Carbonara gerne mal mit einer Sahnesauce serviert werden. Wenn sie nicht darüber lachen, tun sie es vermutlich. Aber hier geht es ja um einen Artikel in einem Magazin. Wenn wir uns in unserer eigenen Küche mit kultureller Aneignung beschäftigen, so tun wir das vermutlich unter dem Radar der Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu den Italienern sind die Japaner offensichtlich weniger in Rage zu bringen. Oder sie interessieren sich schlichtweg nicht dafür, was man im Rest der Welt mit ihren Rezepten macht.
Fleischbällchen heißen dort Tsukune. Durch den Einsatz von Panko (Weißbrot ohne Rinde) anstelle von Semmelbröseln sind sie besonders luftig und besonders geschmackvoll durch die Zugabe von Miso.
Anstelle von japanischer Sesampaste (die hier locker das dreifache kostet), setze ich auf Tahini. Doch was, wenn ich keinen Reisessig habe? Ich habe zwar immer welchen, doch die Welt geht nicht unter, wenn hier ein gängiger Weißweinessig zum Einsatz kommt. Und weil ich am liebsten mit Olivenöl koche – was man in Japan eher weniger tut – werde ich mich vermutlich bei meiner nächsten Einreise nach Japan vor dem nationalen Tsukune-Komitee verantworten müssen. Dann schicken sie mich bestimmt gleich wieder nach Hause. Plädiere ich nun also dafür, es mit Original-Rezepten locker zu sehen? Bei ikonischen Rezepten wie „Spaghetti Carbonara“, „Cacio e Pepe“ und „Oyakodon“ ist die Antwort eindeutig Nein. Die Klassiker sollte man klassisch nach den Ländervorgaben kochen oder ihnen einfach einen anderen Namen geben. Ansonsten lasse ich gerne die Küchen ineinanderfließen und finde das voll in Ordnung. Seid ihr anderer Meinung?
Hühnerbällchen mit Sesam-Bohnen aus dem Ofen
Für Zwei
2 Frühlingszwiebeln
1 Ei
2 Knoblauchzehen vom frischen Knoblauch
30 g Panko (japanische Semmelbrösel)
eine Prise Chili Flocken
2 – 3 EL Olivenöl
Meersalz
1 EL Tahini oder japanische Sesampaste
1 EL Miso (nach Belieben hell oder dunkel)
2 x 1 EL Reisessig
1 + 2 EL Zucker
300 g grüne Bohnen, geputzt
250 g Hühnchenhackfleisch (gibt es im meist im Bioladen)
2 EL Soja Sauce
gerösteter Sesam
dazu: gekochter Rundkornreis
Den Ofen auf 230°C (Ober/Unterhitze) vorheizen
Das Grün der Frühlingszwiebel in feine Röllchen schneiden und beiseitestellen. Den weißen und hellgrünen Teil fein hacken und in eine Schüssel geben. Das Fleisch, Ei und die Pankobrösel dazugeben.
Knoblauch pressen und Chiliflocken, 1 TL Olivenöl und einen halben TL Meersalz dazugeben. Alles gut durchmischen und etwa 5 Minuten ruhen lassen.
In der Zwischenzeit Tahini, Miso, 1 EL Reisessig, 1 EL Zucker in eine kleine Schüssel geben und mit 1 – 2 EL Wasser glattrühren. Beiseitestellen.
Ein Backblech mit Backpapier auslegen, die Bohnen darauf verteilen, mit Olivenöl begießen und etwas Salz bestreuen.
Mit öligen Händen golfballgroße Fleischbällchen formen und zwischen die Bohnen setzen.
15 – 17 Minuten im Ofen garen lassen.
In der Zwischenzeit die Soja Sauce mit 1 EL Reisessig mischen und 2 EL Zucker in einen sehr kleinen Topf geben, erhitzen bis der Zucker gelöst ist und etwa 10 Minuten sirupartig sanft einköcheln lassen.
Die Fleischbällchen mit dieser Sauce überziehen.
Die Bohnen mit der Miso-Sesamsauce vermischen.
Mit Sesam und (nach Lust und Laune) den Frühlingszwiebelröllchen bestreuen. Mit Reis servieren.
Eingangstext: bin ganz deiner Meinung!
fb: man sollte eben stets den ganzen Beitrag lesen, bevor ein in Frage stellender Kommentar gepostet wird.
Mit besten Grüssen aus Fernost, Felix
Lieber Felix,
ich reg mich da nicht mehr auf über solche dummen Kommentare. Letztendlich entblößen die, die so was schreiben, ja nur sich selbst.
über deine Worte habe ich sehr gefreut.
Grüße nach Fernost!
Liebe Claudia,
Wo kommt den nun das Fleisch rein? Ich hab das Rezept jetzt dreimal gelesen aber finds nicht… in die Miso Tahini Mischung?
Liebe Grüße
Jürgen
Lieber Jürgen,
Oje… natürlich zu den Bröseln und dem Ei.
Vielen Dank fürs aufmerksame lesen.
Habe es korrigiert.
liebe Grüße
Claudia