26. Oktober 2025

Les Sables d’Olonne – Meer, Genuss & grandiose Fischküche an der Atlantikküste

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bereit für den perfekten Atlantik-Crush?

Die Vendée – das Département südlich von Nantes – steht für kilometerlange Sandstrände, charmante Badeorte, Kultur und ausgezeichnetes Essen. Und doch war mir diese Ecke Frankreichs bis vor Kurzem unbekannt. Was für eine Entdeckung! Natürlich kennt man die Vendée Globe, die härteste Einhand-Regatta der Welt, die von hier aus in See sticht. Doch richtet man den Blick einmal weg vom Meer und hinein in den Ort Les Sables d’Olonne, eröffnet sich eine Welt voller Genuss, Kunst und maritimer Leichtigkeit.
Der Küstenort ist entspannt, aber mit einer Spur maritimer Noblesse. In den ursprünglichen Stadtteil La Chaume gelangt man auch zu Fuß – doch das kurze Übersetzen mit dem „Bus Maritime“, einer kleinen Fähre, ist ungleich charmanter. Dazu kommen verwinkelte Gassen, Mosaikkunst an den Wänden und eine bemerkenswerte Restaurantszene. Drei Tage sollte man sich mindestens gönnen, um die besten Spots zu entdecken und tief in den kulinarischen Charakter dieser Atlantikstadt einzutauchen.

Ankommen in Les Sables d’Olonne

Spätsommertage am Atlantik, eine breite Promenade entlang des Strands, dieses unvergleichliche Savoir-vivre – erst als ich ankomme, spüre ich, wie sehr mir das gefehlt hat. Die Dämmerung legt sich bereits über die kleinen Gassen, doch ich muss unbedingt noch kurz die paar Meter zum Meer laufen. Ich bin da! Und schnell wird klar, warum sich ein Besuch in der Nebensaison besonders lohnt – es ist nicht überlaufen. Noch sind die Tage hier warm und sonnig und ja, man kann auch noch ins Meer. Der Atlantik ist ja bekannt für seine eher knackigen Temperaturen. Oder man sucht sich ein einsames Plätzchen am Wasser und lässt alles um sich herum versinken. Das will ich jetzt aber noch nicht. Ich will diese entzückende kleine Stadt entdecken!

L’Abissiou – wo der Fisch im Mittelpunkt steht

Das erste Dinner führt mich ins L’Abissiou, wo Boris Harispe (1* im Guide Michelin) eine moderne Atlantik-Küche serviert, die ganz dem Meer verpflichtet ist. Das Menü „Euphotique 4 temps“ beginnt mit Austern und Maquereau brûlé – salzig, klar, lebendig. Der Rouget confit ist mein persönlicher Höhepunkt: Textur, Jod, Eleganz. Dann der Bruch, bewusst gesetzt: Poitrine de pigeonneau royal – ein kräftiger Kontrapunkt, perfekt komponiert. Der Name des Restaurants ist eine Hommage an den „Abissiou“, einen winzigen Fisch. Ganz besonders gefällt mir hier, dass unaufgefordert immer etwas extra Sauce auf den Tisch gestellt wird. Ich liebe Saucen, ganz besonders die Sauce mit Molke, Grapefruit und Pfeffer, die zur Makrele gereicht wird. Ein Auftakt, der den Ton dieser Reise vorgibt.

L’Abissiou
81 rue des Halles
85100 Les Sables-d’Olonne

Unterwegs in den Mosaikgassen

Die Künstlerin Danièle Arnaud-Aubin hat damit angefangen, das Viertel L’île Penotte in ein kleines Freilichtmusuem zu verwandeln. Aus unzähligen Mosaiksteinchen und Muscheln schuf sie große und kleine Kunstwerke, die die Häuserwände in den hübschen kleinen Gassen zieren. Das Licht in den Gassen ist bezaubernd, alles scheint an diesem Morgen in ein leuchtend helles Orange getaucht zu sein. Außer mir wandeln nur wenige Touristen durch die Gassen. Man möge die Kunstwerke bitte nicht berühren steht an vielen Stellen, manche tun es ehrfurchtsvoll trotzdem – als könne man die Kunstwerke nur begreifen, wenn man sanft darüberstreicht.

Auf dem Markt und wo man die besten Würste bekommt

Die alte Markthalle mit ihrem Art-Deco Charme wird gerade renoviert. Naturgemäß ist die Übergangslösung bei weitem nicht so stimmungsvoll, doch, wenn man das Provisorische ausblendet und sich ganz auf das Angebot konzentriert, gerät man ins Schwärmen. Austern in Hülle und Fülle. Hier lerne ich, dass die Klassifizierung N1 – N5 von der Größe bestimmt wird. Ich entdecke schwarze, sonderbare Kuchen, eine besondere Spezialität – La Tourteau – die mit Käse gemacht wird. Am interessantesten auf einem Markt ist es für mich immer, die Kundschaft zu beobachten. Ich stelle mir immer vor, was sie wohl für ein Essen geplant haben. Die ältere, sehr elegante Dame zum Beispiel, die im großen Stil Crevetten und Muscheln kauft, plant offensichtlich für eine größere Gesellschaft. Sorgfältig prüft sie die Ware. Ich begegne ihr kurze Zeit später im Käseladen. Und dann entdecke ich „La Halle aux Sausissons“ – Würste aus allen Teilen des Landes und darüber hinaus. Ich probiere eine grandiose Wurst mit Roquefort, dann eine luftgetrocknete vom Wildschwein und eine mit rauchigen Gewürzen. Ich bin im Wursthimmel! Praktischerweise kann man sich die Einkäufe einschweißen lassen und ich habe mein erstes Mitbringsel für zuhause.

La Chaume, der alte Stadtteil und wo man unbedingt Choucroute de la Mer essen muss

hübsche kleine Restaurants entlang der Promenade

Ich laufe weiter zum Hafen (eigentlich hat Les Sables d’Olonne gleich drei Häfen), von wo aus es mit dem Bus maritime in den historischen Stadtteil La Chaume geht. Nichtsahnend mache ich es mir auf der Fähre bequem, doch die Überfahrt dauert nur 5 Minuten, dann heißt es schon wieder Austeigen. In diesem Teil der Stadt erkennt man noch den Charme des alten Fischerdorfes – die Häuschen sind klein und bunt und die Gassen teils so schmal, dass man sie nur zu Fuß passieren kann. Auch hier gibt es eine kleine Markthalle (leider geschlossen, als ich davorstand) und eine typisch traditionelle Bar direkt daneben, die der zentrale Treffpunkt der Anwohner zu sein scheint. Hier trinkt man nach den Einkäufen auf dem Markt einen Kaffee oder Aperitif und tauscht sich mit Neuigkeiten aus. Die kleine Promenade ist gesäumt von Restaurants, darunter auch das Restaurant Rosemonde. Ein Klassiker! Bis auf den letzten Platz ist es hier ausgebucht. Wer hierher kommt will bestes Seafood. Genau das will ich auch. Ein Gericht auf der Karte fasziniert mich besonders: Choucroute de la Mer. Choucroute kennt jeder, der schon mal das Elsass besucht hat. Ein deftiges Gericht mit Sauerkraut und allerlei Fleisch. Doch dieses Choucroute ist anders: Der Kohl ist nicht fermentiert, sondern nur gekocht und mit einer Beurre Blanc verfeinert. Darauf liegen Langusten, geräucherter Schellfisch, Lachs und Dorade. Das Gericht ist ein Traum und ein absolutes Muss. Davor darf man sich gern noch eine Fischsuppe gönnen. Kulinarische „Ocean-Galore“!

und das ist der Bus maritime

die legendäre Choucroute de la Mer

Rosemonde Restaurant
10 quai George V,
85100 Les Sables-d’Olonne
+33 (0)2 51 95 25 81

Kochen mit Sibylle Naud

Sibylle Naud ist Diätköchin und Kochbuchautorin mit einer besonderen Mission: Kochen ohne Allergene. Dazu betreibt sie ein kleines Kochatelier. Hier soll ich zusammen mit ihr ein paar Spezialitäten aus der regionalen Küche kochen. Mit mir hat sie es eigentlich leicht – ich bin gegen gar nichts allergisch, vertrage Gluten ebenso wie Meeresfrüchte und Soja. Das hat sie vorher abgefragt und das kleine Menü darauf abgestimmt. Sie hat kleine Kürbisse besorgt („Jack be Little“), die wir aushöhlen und dämpfen. Sie werden dann mit einem frischen Curry aus Meeresfrüchten gefüllt. Dazu gibt es Préfou, das unwiderstehliche Knoblauchbrot mit jeder Menge Butter (göttlich). Auch kleine Törtchen mit frischen Feigen machen wir, den Teig jedoch nicht mit Ei sondern mit gekochten Bohnen und ohne Zucker. Das funktioniert großartig. Zum Abschied schenkt sie mir diese Bohnen im Glas und ihr Kochbuch. Wenn ich das mit meinen lückenhaften Sprachkenntnissen auf die Reihe bekomme, bin ich jetzt bestens gerüstet für jegliche Unverträglichkeit meiner Gäste.

Sybille NAUD
9 rue des Merciers,
85100 Les Sables-d’Olonne

Sand, salzige Luft und malerische Küsten

Und dann muss ich mich irgendwie bewegen, die Zeit bis zum abendlichen Restaurantbesuch bestmöglich nutzen, um sowohl Meer und ausreichend Bewegung zu vereinen. Also zurück an die Küste. Letztendlich wird es zwar mehr ein „Seele-baumeln-lassen“ und Beobachten der Segelboote auf dem Wasser, aber da man hier eher ein wenig später diniert, passt das ganz gut.

GAIA – neue Atlantik-Avantgarde

In der mittelalterlichen Festung Manoir de la Mortière, im Zentrum von Olonne-sur-Mer, sind gleich zwei besondere kulinarische Highlights unter einem Dach angesiedelt. Zuerst war hier nur das Bistrot Alice mit gehobener, traditioneller Küche. Zwischen dicken Kalksteinwänden, heimeliger Beleuchtung und viel Holz, kann man sich auf traditionelle Küche aus besten Zutaten von namhaften Produzenten freuen, darunter beispielsweise Schnecken, Filet Rossini oder confierte Ente mit Linsen. In lauen Sommernächten lockt der kleine Garten, der ebenfalls stimmungsvoll illuminiert ist. Doch den Betreibern Marjorie und Nicolas Ferré war das noch nicht genug. Sie wollten noch ein ganz besonderes Restaurant, eines wo Kreativität auf hohe Kochkunst und beste Zutaten trifft. Und so eröffnet im Frühjahr dieses Jahres das GAIA seine eleganten Räume im ersten Stock. Die Einrichtung ist fokussiert und strahlt eine geradezu zen-mäßige Ruhe aus. Das Menü und die Gerichte hier folgen den Zutaten, Gewürze werden nur so eingesetzt, dass sie die herausragende Qualität der Produkte hervorheben. Es beginnt mit geräuchertem Thunfisch mit einer Gurken-Kiwi Gazpacho, Ziegenkäse und Dulse, einer Alge. Zum Hauptgang serviert Ferré diverse Meeresfrüchte auf spanischem Rundkornreis mit Chorizo und einem unvergleichlichen Chorizo-Muscheln Sud. Und wer noch nie confierte Kirschtomaten mit süßem Pesto und Burrata-Eis zum Dessert hatte, der hat eindeutig was verpasst. Hier passt einfach alles.

 

GAIA
1 rue Eugène Nauleau
Centre Bourg d’Olonne sur Mer, face à l’église millénaire
85340Les Sables d’Olonne

Domaine Saint Nicolas – biodynamischer Spitzenwein aus dem Marschland

Und dann geht es raus der Stadt, ich verlasse die Küste in Richtung Marais – dem Marschland.
In den 1960’er Jahren gründete Patrice Michon in Brem-sur-Mer ein Weingut, das heute von seinem Sohn Thierry weitergeführt wird. Und Thierry liebt es, über seinen Wein zu erzählen. Ohne große Umschweife geht es direkt zu den Reben. Eine Woche zuvor wurden die Trauben geerntet. Die ungewöhnliche Lage des Weinbergs erschließt sich am ehesten, wenn man hoch hinaufsteigt – mit einer Drohne. Die Reben stehen unweit der Marsch. Und eben diese Mischung aus Marschland, Meer, salziger Luft und Ton, Schiefer und Quarz im Boden bieten beste Voraussetzungen für außergewöhnliche Weine, die auf etlichen Weinkarten hochprämierter Restaurants zu finden sind.
Chenin, Grolleau gris, Chardonnay, Pinot Noir und Négrette werden rein biodynamisch angebaut. Kräuter wie Brennnesseln und Schachtelhalm kommen zum Einsatz, man achtet auf die Mondphasen und erntet nur mit der Hand. Ich verliebe mich in „Les Roches Blanches (Les Rochais)“, ein reiner Chenin, der 18 Monate im Eichenfass ausgebaut wurde.



Domaine Saint Nicolas (hier kann man nicht nur einkaufen, sondern auch Wein-Käse Degustationen buchen)
Les Clous
85340 l’Ile d’Olonne

Beste Brasserie-Küche im L’Instant Bouillon

Meine Reise geht weiter Richtung Küste zur zweiten Station im Vendée. Bevor ich jedoch auf einer Straße, die nur während Ebbe befahrbar ist, auf die Insel Noirmoutier-en-l’Île fahre, besuche ich noch eine typische Brasserie auf dem Land. Und natürlich gibt es wieder großartigen Fisch (und eine wunderbare Fois-Gras).

L’Instant Bouillon
78 rue de Pierre levée,
85150 Sainte-Foy

Übernachten und Hinkommen

Natürlich gibt es in Les Sables d’Olonne unzählige Hotels, wer es jedoch gerne ein bisschen privater mag, bucht eines der wenigen Zimmer in der privat geführten Pension Maison l’Epicurienne. Das Frühstück ist umwerfend und ganz auf die Wünsche der Gäste abgestimmt. Und zum Meer sind keine 100 Meter. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt. Grundsätzlich ist am einfachsten, man reist nach Nantes und von dort ist es eine gute Stunde mit dem Mietwagen. Ab München bietet die Lufthansa Direktflüge.

Maison l’Epicurienne
9 rue Villebois Mareuil
85100 Les Sables-d’Olonne

a bientôt du bezaubernde Stadt!

Offenlegung: Die Reise ins Vendée wurde unterstützt von Vendée Expansion .Vielen Dank für die grandiose Auswahl an kulinarischen Entdeckungen. Die Eindrücke sind wie immer ganz die meinen.

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