21. September 2025

Tallinn entdecken: modern, cool & köstlich – die besten Tipps für euren Städtetrip

0 Kommentare

kaum eine Stadt in Europa bietet mehr zwischen Tradition und Moderne als die estnische Hauptstadt

Tallinn ist anders, als man es vielleicht erwartet. Natürlich gibt es die berühmte Altstadt mit ihren Türmen und dem Kopfsteinpflaster – aber die estnische Hauptstadt ist längst mehr als nur Mittelalterromantik. Hier treffen alte Industrieareale auf moderne Architektur, kreative Food-Spots auf traditionelle Märkte, Street Art auf Designshops. Wer durch Tallinn spaziert, landet schnell in Vierteln wie Rotermann, Noblessner oder Telliskivi – jedes mit seinem ganz eigenen Puls.
Im September zeigt sich die Stadt außerdem von ihrer besonders kulinarischen Seite: Beim „Monat der Kulinarik“ öffnen Restaurants ihre Küchen für kreative Menüs, während auf dem Baltischen Markt direkt am Bahnhof das pure Alltagsleben brodelt. Ob Teigtaschen im „The Kurze“, ein Dinner im legendären Restaurant Moon oder die neuesten Trends im Tallinn Design House – Essen und Kunst ist hier immer Teil des Erlebnisses.
Und wenn man mal raus aus dem Trubel möchte, lockt der Botanische Garten mit Tomaten- und Chiliwochen, bevor man abends entspannt ins Hotel zurückkehrt. Mit der Tallinn Card wird das Ganze noch einfacher, weil viele Museen, Fahrten und Attraktionen schon inklusive sind.

Kurz gesagt: Tallinn ist cool, modern und köstlich

Die Altstadt

Die Altstadt von Tallinn (Vanalinn) gehört zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtzentren Europas und ist UNESCO-Weltkulturerbe. Sie ist kompakt, fußläufig gut zu erkunden und steckt voller Geschichte. Sie entstand im 13. Jahrhundert als Tallinn Mitglied der Hanse wurde. Das Herzstück der Altstadt ist der Rathausplatz. Hier gibt es rundherum jede Menge Cafés und Restaurants. Und hier tummeln sich auch die meisten Touristen. An heißen Tagen (die gibt es auch im September) sind die schattigen kleinen Gassen eine Wohltat. Hier habe ich auch ein entzückendes kleines Restaurant entdeckt, wo ich eine wunderbare Creme aus Kichererbsen und Topinambur mit eingemachten Pilzen (sehr beliebt in Estland), eingemachten Zwiebeln und Linsen-Crisps gegessen habe. Dazu einen estnischen Cider, der wunderbar schmeckte. Der beste Einstieg in die estnische Küche.

Restaurant Rataskaevu 16
Rataskaevu tn 16, 10123 Tallinn, Estland

Das Rotermann Viertel

Schlendert man von der Altstadt immer weiter in Richtung Hafen, sieht man schon von weitem einen hohen Schornstein. Hier beginnt das Rotermann Viertel. Ursprünglich war es ein großes Industriegebiet der Familie Rotermann, mit Betrieben wie einer Getreidemühle, Bäckerei, Kartoffelstärke-, Alkohol- und Holzverarbeitungsunternehmen. Im Zuge des Niedergangs der Industrie nach der Sowjetzeit verfielen viele Gebäude, in den 1990er/2000er Jahren begann eine umfassende Revitalisierung. Und hier wurde die Architektur richtig mutig. Heute findet man hier viele Bars, Cafés und Restaurants im urban-coolen Stil, es treffen kubistische Formen auf alte Mauern, und jede Menge Geschäfte mit internationalen Marken.

Tallinn Design House

Hier wollte ich unbedingt herkommen, denn dieses Geschäft ist bekannt dafür, ausschließlich Marken estnischer Designer zu präsentieren. Hier entdecke ich ein paar Ohrringe, wie ich sie schon immer haben wollte. Ich liebäugle auch mit einem Schal, aber dann denke ich an die vielen Schals, die zuhause auf mich warten, und nein, ich kaufe keine Keramik (der geneigte Leser kennt meine Obsession).

Tallinn Design House
Rotermanni tn 14, 10111 Tallinn, Estland

Noblessner – die spannende Mischung aus Architektur, Kunst und Marina

Am nächsten Morgen fahre ich zum Jachthafen Noblessner. Außer ein paar Kunststudenten, die zeichnend entlang der Uferpromenade sitzen, ist es fast menschenleer. Dadurch wirken die Kontraste zwischen alten Hallen und modernen Wohnbauten noch spektakulärer. Sanft wiegen sich die kleinen Jachten in der Marina. Es ist ein strahlend sonniger Morgen. Ein paar kleine Cafés haben schon geöffnet, doch alles wirkt noch ein bisschen verschlafen. Richtig viel los ist es hier erst ab dem Nachmittag. Dann füllen sich hier die Restaurants und Bars.
Gegründet wurde Port Noblessner 1912 von Emanuel Nobel (Neffe von Alfred Nobel) und Arthur Lessner, hauptsächlich als Fabrik zur Konstruktion von U-Booten. 2020 wurde es als ein erfolgreiches Beispiel für Umgestaltung von Industrie‐ zu gemischt genutztem städtischem Raum ausgezeichnet.

Wer es etwas außergewöhnlich mag, der kann hier direkt am Wasser in Iglus wohnen.

IGLUPARK
Lennusadama 7, Tallinn, 10411, Estonia

September ist der „Monat der Kulinarik“ – was heißt das?

das schwarze Roggenbrot

Die estnische Küche ist eine spannende Mischung aus regionaler Tradition, Bodenständigkeit und Einflüssen aus Skandinavien, Russland und Deutschland. In den letzten Jahren ist sie außerdem stark modernisiert worden – quasi „New Nordic“ mit estnischem Twist. In vielen Hotels gibt es am Morgen das „schwarze Brot“ (ein sehr dunkles Roggenbrot) dazu Fleischbällchen, eingemachte Gurken und natürlich Hering. Ganz besonders haben mir die Pirukad – kleine gefüllte Teigtaschen, ähnlich Piroggen – geschmeckt. September ist die Zeit der Beeren und der Pilze. Auf dem Markt gibt es außerdem Sanddorn und Pflaumen.

auf dem Baltischen Markt am Bahnhof

Und genau hier findet man die Beeren, Pflaumen und Pilze, die den September so köstlich machen. Der Baltische Markt ist jedoch mehr als nur Lebensmittel und Einkaufsmöglichkeit – hier gibt es Bars, Cafés und kleine Restaurants, wo man entspannt zum Sonnenuntergang ein Bier genießen kann.

Das Telliskivi Viertel

Eigentlich sagten die Füße am frühen Abend, dass sie keinen Bock mehr haben, noch weiter beansprucht zu werden. Doch ich will unbedingt noch zur Fotografiska. Das Haus gehört zur international bekannten Fotografiska-Familie (Stockholm, New York, Berlin, Tallinn). Es bringt Top-Ausstellungen zeitgenössischer Fotografie nach Estland. Aber auch kulinarisch setzt sie Maßstäbe: Das Restaurant im obersten Stock hat einen grünen Michelinstern und steht für eben diese „new nordic cuisine“. Gerade wurde eine neue Ausstellung mit dem Thema „Space“ eröffnet. Für Weltraumfans wie mich ist das verlockend. Doch ich bin zu früh dran. Die Ausstellung ist erst am kommenden Tag und ich darf nur einen ganz kurzen Blick reinwerfen. Insgesamt vierzehn Künstler haben sich mit dem Universum auseinandergesetzt und ich hätte es wirklich so gern gesehen.

Das ganze Areal bietet jedoch noch viel mehr als nur dieses Museum. Hier gibt es jede Menge cooler  Bars (z.B. Junimperium Bar), Restaurants und Designer Shops. Es ist der wohl lässigste Teil der Stadt, der sich noch immer weiter in Transformation befindet. Hierher in die Telliskivi Creative City zieht es besonders das junge Tallinn, es ist ein Flair wie in Berlin Anfang der neunziger Jahre. Wild, kreativ und mit jeder Menge Street Art. Ich setze mich einfach in eine der vielen Bars, trinke ein Bier und genieße die Stimmung.
Eine interaktive Karte zur Telliskivi Creative City gibt es hier:

Grandiose Küche im Moon

Und dann ist da das Moon. Ein echtes Muss und bis auf ein paar wenige Tische rappelvoll an einem Donnerstagabend. Auch hier wieder dieser Industriecharme mit riesig hohen Decken. Berühmt ist das Moon besonders für seine sibirischen Dumplings. Das sind fleischgefüllte Teigtäschchen in einer so umwerfend guten Sauce, fettig und dicht am Gaumen, dass ich ernsthaft überlege, mir die ein zweites Mal zu bestellen. Alleine für die will ich wieder nach Tallinn reisen. Aber auch die Kalbsleber mit Himbeersauce, Zwiebelchutney und Grünkohl ist großartig. Zum Abschluss trinke ich einen Dessertwein aus Rhabarber. Auf Rhabarber stehen sie hier ganz besonders. Es gibt Rhabarber als Schaumwein, als Saft und als Wein. Und das sogar ziemlich toll.

Restaurant Moon
Telliskivi tn 60-4, 10412 Tallinn, Estland

Der Botanische Garten im Zeichen der Chili und der Tomate

Botanische Gärten besuche ich immer gern auf meinen Reisen. In diesem Fall lockt mich die Aussicht auf eine Tomaten- und Chili Ausstellung. Jetzt im Herbst ist vieles bereits verblüht, eine wunderbare Ruhe liegt über dem weitläufigen Areal. Während ich auf einer Bank sitze, springen Rotkehlchen um mich herum. Im Café des Palmenhauses esse ich einen selbstgebackenen Kürbiskuchen und trinke eine estnische Himbeerlimonade. Pure Erholung!

Botanischer Garten
Kloostrimetsa tee 52, 11931 Tallinn, Estland

Die besten Teigtaschen der Stadt im „The Kurze“

Noch habe ich Zeit bis zu meinem Rückflug am Abend. Und die will ich nutzen und das wohl beste Teigtäschchen-Restaurant der Stadt besuchen. Schon wieder Teigtäschchen, mag vielleicht mancher denken. Diese Teigtaschen müssen aber sein! Sie repräsentieren die Essenz der Dagestanischen Küche. Sie sind bunt und teils vegetarisch/vegan oder mit Fleisch gefüllt. Davor esse ich eine „Lakk Hinkal“ eine unspektakulär aussehende Suppe mit Lammfleisch und kleinen handgemachten Nudeln mit einem Tomatenpüree und Koriander, die einfach großartig schmeckt. Würzig, vollmundig und trotzdem frisch. Und statt eines Desserts bestelle ich mir noch eine paar „Hinkali“ – mehr Teigtäschchen. Ich weiß, ich bin nicht mehr zu retten. Aber schließlich bin ich im Teigtaschenparadies.

The Kurze
Kopli tn 23, 10412 Tallinn, Estland

Warum sich die Tallin Card lohnt

mehr als 50 Sehenswürdigkeiten (darin eben auch Fotografiska und Botanischer Garten), freier Transfer mit Tram und Bussen (auch zum Flughafen) und Rabatte in ausgewählten Restaurants. Diese Karte bietet viel und ist ungemein praktisch, denn so kommt man in der Stadt wunderbar von einem Ende zum anderen. Einfach die App aufs Handy laden, bezahlen und dann überall den Code scannen lassen. Mehr dazu: Tallin Card 

Günstig Übernachten

Tallin bietet für jedes Budget etwas. Das GO Hotel Shnelli liegt zentral zwischen Altstadt, Baltischem Markt und Telliskivi Viertel. Alles in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Ich empfehle die Zimmer mit Blick auf die Altstadt, sie sind ruhiger als die, die auf den Bahnhof ausgerichtet sind.

Wie kommt man hin?

Ich bin mit Air Baltic ab München geflogen. Günstig, direkt und was besonders schön ist – der Flughafen liegt nicht weit vom Zentrum entfernt.

Offenlegung: die Reise nach Tallinn wurde unterstützt von Visit Tallinn. Die Eindrücke sind wie immer ganz die meinen. 

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutz
Ich, Claudia Zaltenbach (Wohnort: Deutschland), würde gerne mit externen Diensten personenbezogene Daten verarbeiten. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht mir aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl:
Datenschutz
Ich, Claudia Zaltenbach (Wohnort: Deutschland), würde gerne mit externen Diensten personenbezogene Daten verarbeiten. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht mir aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl: