Die Tage meines Aufenthalts hier am Kap neigen sich dem Ende entgegen und die Vorstellung, bald wieder in der Kälte zu sein, wird vehement verdrängt, habe ich doch im Moment ein ganz anderes Problem zu bewältigen. Wie kann es gelingen, all die leckeren Sachen, die hier im Laufe der letzen zwei Wochen entdeckt habe, in meinem Koffer unterzubringen? Nicht, dass es bei uns keinen Wein gäbe, geschweige denn Oliven. Auch diverse Gewürzmischungen, reduzierter Most aus Trauben wären sicherlich auch in Deutschland zu bekommen. Mit Logik hat das alles wenig zu tun, dass ich vor meinem Koffer knie und mit aller Kraft versuche, diesen zuzumachen, darauf hoffend, dass ich am Check In Schalter nicht ein Vermögen an Übergepäck bezahlen muss. Dreiundzwanzig Kilo sind schnell zusammen, wenn sich das eine oder andere Fläschchen zwischen den Klamotten versteckt. Und selbst wenn dies gelingen sollte, garantiert mir immer noch keiner, dass all diese Schätze ihr Ziel auch unbeschadet erreichen. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich bereits meinen Koffer auf dem Gepäckband aus einer Pfütze aus Rotwein ziehen.
Ich habe vergessen, den Sangoma, einen traditionellen Heiler hier in Südafrika darum zu bitten, den Koffer mit guten Geistern zu segnen, was vermutlich daran lag, dass dieser so energisch auf den Chapman’s Peak marschierte, vermutlich mit der Absicht den Investoren, welche hier die öffentlichen Picknick Plätze in ein Luxus Resort umwandeln wollen, sämtliche bösen Geister an den Hals zu wünschen. Ich wünsche ihm viel Glück bei diesem Plan.
Auf unserem Ausflug nach Piketberg entdeckten wir in einer Seitenstraße ein lustig aussehendes kleines Café, das zur Hälfte aus einem Trödelladen bestand. Hüte aus den 50ern und allerlei gruselig geblümtes Geschirr gab es. Aber ein kleines Schild am Eingang ließ mein Herz höher schlagen. Kerrievis. Eine typische kapmalayische Zubereitung von Fisch. Kalt eingelegt mit vielen Gewürzen und Zwiebeln. Dieses Gericht stand eindeutig auf meiner Liste die es galt zu probieren. Es war gar nicht leicht zu finden, doch die Dame des Hauses hatte den Fisch ganz frisch am Vorabend zubereitet und so konnte er schön die Nacht über in seiner Marinade seiner Bestimmung entgegen harren – von mir gegessen zu werden. Und er war köstlich! Festes Fleisch, eine feine Säure, Zimt und Nelken mit eingelegten Zwiebeln. Ich musste mir sofort das Rezept geben lassen. Zuhause werde ich es ausprobieren und berichten.
Ein leckeres leichtes Essen hinterlässt ein wohliges Gefühl im Bauch und als wir dann auch noch ein paar Stunden später auf dem Weingut Kloovenburg trotz Überschreitung der Öffnungszeiten herzlichst empfangen wurden, schien das Glück perfekt. Kloovenburg hat nicht nur exzellente Weine zu bieten, was auch der gute „Platter’s“, der Weinführer bestätigt, sondern auch allerfeinste Oliven. Am interessantesten waren die über dem Holz alter Fässer geräucherten schwarzen Oliven. Diese zusammen mit dem Cabernet Sauvignon hoben mich ein Stückchen höher. Würde ich jetzt von schweben sprechen, könnte man den Eindruck gewinnen, es war bereits das soundsovielte Glas. Da sieht man ja gerne mal alles ein wenig verklärter. Doch es sei gesagt – es war der zweite oder dritte Probierschluck. Zuerst ohne und dann mit Oliven. Vermutlich bin ich bisher blind am Olivenstand auf dem Viktualien Markt vorbei gelaufen, denn geräucherte Oliven haben sich meinem Bewusstsein noch nie zuvor aufgedrängt. Es gibt sie bestimmt. Hoffentlich. Was, wenn nicht? Und um diesem nagenden Gefühl vorzubeugen habe ich gleich mal drei Gläschen davon gekauft.
Ach ja, und die müssen natürlich auch in Koffer wegen der Flüssigkeit darin. Ich habe eindeutig gerade ein Problem.
0 Kommentare