Das große Buch der Gewürze

Von Bittersüß nach Feuerscharf - mit 600 Rezepten: Der Reiseführer durch die Welt der Gewürze
Autor Bettina Matthaei (Rezepte) Luzia Ellert (Fotografie)
Verlag Collection Rolf Heyne
Erscheinungsdatum 2013

Das Gewürzbuch, das die Gewürze und ihre Aromen in den Mittelpunkt stellt. Gewürzakkorde, Gewürzmischungen und Geschmacksassoziationen. Jedes Gewürz mit Rezepten, die sich auf das Aromenspiel konzentrieren. Mit großartigen Fotos von Luzia Ellert.

Nachgekocht: Garnelen in Anis-Orangensauce

In den letzten Jahren sprossen sie ja wie Pilze aus dem Boden. Bücher über Gewürze, Kochen mit Gewürzen, Gewürze aller Länder vereinigt euch,  und je nach Autor konnte man beschriebene Gewürze auch gleich im Anschluss an die Lektüre käuflich erwerben. Gewürze sind plötzlich allgegenwärtig, ganz so, als leide der deutschsprachige Raum flächendeckend an Gewürzmangel, dem es entschieden entgegenzutreten gilt. Bekämpft die Aromendiaspora.

Und dann, weil  der Quell der Gewürze ja schier unerschöpflich scheint, erscheint noch ein Buch darüber. „Von bittersüss nach feuerscharf“ – das große Buch der Gewürze. Originell ist der Titel ja nicht gerade und warum sollte genau dieses Buch mein Kochen bereichern? Noch dazu, wo keines der Rezepte mit einem appetitanregenden Bild versehen ist. Wo die Food Stylisten zeigen können, wie sie verführen und locken können. Nicht dass wir uns falsch verstehen, Bilder gibt es in diesem Buch schon, sie wurden sogar von der großartigen Luzia Ellert, eine der besten Food Fotografinnen unserer Zeit erstellt, doch alles was sie zeigen sind die Gewürze. Wie sie in Puppenküchenformat auf winzigen Tischchen in Miniatur-Schüsselchen überdimensional groß wie reife Früchte aussehen.

Die Frage hat sich schnell beantwortet nach den ersten Seiten. Weil es die Sinne anspricht, wie kaum ein anderes Buch. Weil es anders ist. Weil wir uns auf eine Reise begeben können, die an unsere Sinnlichkeit appelliert.

Hier wird nicht auf endlos langen Seiten die Herkunft der einzelnen Gewürze erklärt, sondern hier wird über „Geschmacksakkorde“ geschrieben. Akkorde kennt jeder, der einmal ein Instrument gelernt hat. Ich habe Gitarre gelernt und erst wenn einem klar ist, was eine harmonische Terz, Quint oder eine schräge Septime ausmacht, bekommt man eine Ahnung, was Musik machen bedeutet. Die beschriebenen Geschmacksakkorde sollen uns die Harmonie der Komposition des Geschmacks erfahren lassen. Beispiel Kardamom mit Zimt, Muskat und Rosenblüten.

Ja!, denke ich während ich bereits in nach den ersten Seiten völlig berauscht bin. Bleibe beim Anis hängen, schwelge und  tauche weiter ein, in die raffinierten Geschmacksassoziationen. Die finden sich zu jedem der beschrieben Gewürze. Nur ein paar Begriffe, Ideen und mir wird klar, was für ein Schatz dieses Buch ist. Es ist die Essenz aus so vielem bisher dagewesenen. Jede dieser Assoziationen ist ein Rezept. Ein Rezept ohne genaue Maßangaben, eine Einladung zu einer Entdeckung. Es ist also gut, wenn ihr all die vorherigen Gewürzbücher aufmerksam gelesen habt. Die, worin steht, dass man sie möglichst im Ganzen kaufen sollte, wie man mörsert und die Gewürze zum Duften bringt.  Das war die Pflicht und nun beginnt die Kür! Jetzt beginnt das Abenteuer.

Ich bin also am Anis kleben geblieben. Jenem Gewürz, das wir meist dann nur wählen, wenn uns entweder der Bauch drückt oder wenn es Richtung Weihnachten geht. Bei allem anderen rümpfen wir gerne die Nase. Unsere europäischen Nachbarn sind da aufgeschlossener und schlürfen gerne mal einen Pastis, Pernod, Raki oder Sambuca.

Zu wem passt dieses Buch?

Aromenjäger, Interessierte von Gewürzkompositionen. Die Rezepte im Buch sind gelingsicher und erfordern kein allzugroßes Können. Wer mutig ist, wagst sich an die Gewürzakkorde.

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