19. April 2014

Mini-Törtchen und Mega-Stolz

3 Kommentare

Wer mich kennt der weiß, dass ich nicht backe. Allerdings gibt es ein paar Ausnahmen.

1. Ich werde dafür bezahlt (ist noch nicht vorgekommen und es gibt eindeutig bessere Methoden, sein Geld zum Fenster hinaus zu werfen)

2. Ich verliere eine Wette (das schon eher. Obwohl ich mir bis heute sicher bin, dass es in der deutschen Sprache mehr als 3 Wörter gibt, die auf „nf“ enden. Eigennamen ausgeschlossen)

3. Ich werde dazu gezwungen.

In diesem Fall handelt es  sich um den dritten möglichen Fall. Nicht dass irgendwer oder irgendwas mich wirklich gezwungen hätte, also nicht so mit hässlichen Androhungen von wegen tu es, oder wir brechen dir alle Knochen – nein, das nun doch nicht. Nennen wir es also eine höhere Macht. Eine heilige Mission.

Mein sehr geschätzter Bloggerkollege Martin hat sein erstes Buch veröffentlicht. Und da er Konditormeister ist, handelt dieses Buch natürlich von – ihr erratet es nie – richtig!, von Mini-Törtchen. Allein das darin enthaltene Wort „Torte“ genügt in der Regel, mir mehr als einen Schauer über den Rücken zu jagen. Nicht falsch verstehen, ich esse sie leidenschaftlich gerne. Mit Hingabe sogar. Aber bitteschön von anderen gebacken, die das besser beherrschen.

Alles halb so wild, dachte ich, als ich das nette kleine Buch mit persönlicher Widmung von ihm geschenkt bekommen habe. Das ist eine Ehre. Und ein geradezu wahnwitziger Vorschuss an Lorbeeren.

Da locken sie von allen Seiten, lächeln mich an die kleinen Dinger, die Cassis-Rosmarin Törtchen, die Tonkabohnentörtchen und ganz besonders entzückend – die bayerischen Biersahnetörtchen, meine Blicke bleiben begehrlich auf den Seiten hängen.

Doch wie soll man etwas über ein Buch schreiben, wenn man es nicht mindestens einmal probiert hat? Prima, dachte ich, das letzte Kapitel, das hat der liebe Martin für Menschen wie mich geschrieben. „Schnelle Törtchen“ mit fertig gekauftem Biskuitboden. Das ist es. Fortan begann ich die Bäcker und Konditoren in meiner näheren Umgebung abzuklappern. Aber Fehlanzeige, keiner verkauft Biskuitböden. Und aus dem Supermarkt? Nein, das konnte ich ihm nicht antun.

Die nächste Strategie hieß „komplettes Outsourcing“. Ich setzte meinen Bambiblick auf und ging im Kreis meiner backenden Bekannten hausieren. Wollt ihr nicht?.. Wäre echt wichtig… und so weiter.

Alles was ich erntete war eine schmachvolle Abfuhr mit der Begründung, dass man mir das durchaus zutraue, das doch mal selbst zu versuchen. Merke – ich besitze keine wirklich engagierten Bäcker in meinem Freundeskreis.

Und so half also alles nichts – ich musste selber ran. Die Wahl für ein Törtchen fiel mir wirklich schwer. Sie sind alle großartig. Das Engadiner Nusstörtchen kam in die engere Wahl, wurde dann aber von den Schoko-Himbeertörtchen geschlagen. Die machten das Rennen.

Die erste Hürde heißt also Biskuitteig. Mit der Digitalwaage folge ich den Anweisungen des Meisters. Nicht so, wenn ich koche, da gebe ich meiner künstlerischen Freiheit jedweden Raum, doch hier geht es um Backen. Und das ist Präzisionsarbeit.

Nach genau 7 Minuten ist er fertig. Und eine verhaltene Freude breitet sich in mir aus. Es riecht wie Biskuitteig, es sieht einigermaßen aus wie Biskuitteig – gedanklich bin ich also schon auf der Zielgeraden. Die einzige Freiheit, die ich mir gezwungener Maßen nehmen muss, ist das Ersetzen des Himbeerschnapses (ich weiß genau, wer mir den nach einem der letzten Dinner leergesoffen hat) durch eine Mischung aus Himbeerlikör und Rosenschnaps. Also doch ein klitzekleines Bisschen künstlerische Freiheit.

Dann geht alles auch ganz schnell. Die Schoko-Sahne Masse sieht lecker aus. Und schmeckt göttlich. Nun noch die Himbeeren in die Mischung, mit Balsamico Creme füllen, den Boden drauf (was bin ich dankbar, dass mein Gläserschrank eine probate Auswahl an unterschiedlichen Durchmessern bietet) und ab in den Gefrierschrank. Mit richtigen Ausstechern arbeitet es sich natürlich um ein vielfaches leichter, aber was nützt das, wenn der einzige Ausstecher, den ich besitze, leider viel zu groß ist.

Kaum sind die Förmchen im Gefrierschrank geparkt, mache ich mich auch schon über die Reste der Schokosahnecreme her.

 

Dann sind sie fertig – meine allerersten, allerliebsten Mini-Törtchen. Stolz durchflutet mich, ich stehe im Rampenlicht meines Törtchenruhms. Lieber Martin, danke für diesen glücklichen Moment! Sie sind lecker, zum dahinschmelzen und meine ganz persönlich Osterüberraschung.
Und vielleicht füge den oben genannten Gründen fürs Backen doch noch einen weiteren hinzu – weil auch eine noch so passionierte Köchin, das mit dem Süßen manchmal einfach nicht anderen überlassen kann.

Ein kleines Buch für ganz große Glücksmomente eben.

 

„Mini-Törtchen“ von Martin Schönleben ist im Verlag GU erschienen. (alle Links sind Affiliate Links)

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3 Kommentare

  1. Eine tolle Rezension und ein noch tolleres Törtchen. Den Weg zum Bisquit kann ich so gut nachvollziehen – bis auf ein idiotensicheres Blätterteigrezept habe ich mich backseitig auch noch nie an größere Taten als Rührkuchen gewagt. Daher größten Respekt, das Ergebnis sieht zauberhaft aus (und bei einer so tollen Köchin kann ich auch nicht so recht glauben, dass sie nicht backen könne :-) ).

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  2. Das hast du sooo schön geschrieben!!! Einen solchen Post hat sich der Martin aber auch verdient, den ich sehr, sehr schätze. Und du hast dir für diesen schönen Beitrag auch solche Glücksmomente verdient.

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    • Das hat er. Unbedingt. Freut mich sehr, dass ich das auch so beschreiben konnte.

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