16. August 2016

[La Route: Vom Mittelmeer an den Atlantik #4] Bordeaux – 10 Gründe warum man diese Stadt lieben muss

6 Kommentare

 

HeaderWieder sitze ich im Zug, weiter in Richtung Atlantik, noch immer hängen dicke Regenwolken am Himmel. Doch das wird sich bald ändern. Als brächte meine Ankunft die Sonne mit, verziehen sich die Wolken. Bordeaux – das erste, was mir zu Bordeaux einfällt ist natürlich Wein. Und Fischfilet à la Bordelaise. Beides hat mich gut durch meine Studentenzeit gebracht. Es ist Mittag als ich ankomme und die Touristenschwärme sind schon unterwegs. Während ich meinen Koffer hinter mir herziehe beobachte ich sie. Sie sehen alle gleich aus. Egal in welcher Stadt.
Mein kleines Hotel versteckt sich in einer ruhigen Seitenstraße, unscheinbar, drumherum ist alles geschlossen. Von außen ist noch nicht zu erkennen, was für ein großes Glück ich mit diesem Hotel haben werde. Es hat den wohl schönsten und liebevollsten kleinen Garten, den ich mir in einer Stadt vorstellen kann. Eine Laube, Palmen, Kräuter und bequeme Sitzmöbel und was am allerbesten ist – er ist leer. Kein Mensch, der sich wie ich einfach erst einmal hinsetzen und ankommen will und vielleicht dies mit einem Glas Rosé feiern möchte. Also dann Bordeaux, lernen wir uns kennen.

1. Mit einer Ente die Stadt entdecken

Erster Punkt auf meiner Bordeaux Agenda lautet – verschaff dir einen Überblick! Dazu habe ich Desirée. Sie ist keine Stadtführerin. Desirée ist eine Ente. Original aus den 70’ern und liebevoll von ihrer Besitzerin Martine gepflegt. So eine Ente ist perfekt für eine Stadtbesichtigung. Langsam ruckelt sie durch die Gassen, wird fotografiert und immer mal wieder gestreichelt. Eine alte Dame auf der Straße erzählt uns entzückt von ihrer Ente. Wir fahren im Schritttempo und sie läuft neben her. Immer wieder halten wir an, Martine erklärt mir viel zu den Plätzen, Bauten und den typischen Balkons. Viel mehr, als ich mir merken kann. Was ich mir aber gemerkt habe, ist dass die Steine, aus denen all diese prächtigen Häuser gebaut sind, den Schmutz anziehen. Sie müssen immer wieder alle paar Jahre gereinigt werden, sonst werden sie schwarz. Keine Ahnung, warum sich mein Hirn ausgerechnet das gemerkt hat.
www.bordeaux2cvtour.com

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2. Streetart und die Bienenkörbe des Darwin

Ich liebe Streetart. Diese Liebe entdeckte ich Anfang der Neunziger Jahre, als direkt neben meiner Hochschule in Berlin die East Side Gallery entstand. Unendlich viele Male bin ich daran vorbei gelaufen. Ich begann mich mehr mit Streetart auseinanderzusetzen und hätte ich auch den Funken von Talent mit einer Sprühdose umzugehen, ich wäre auch auf die Fassaden geklettert. Martine fährt mich ins Darwin. In den alten verlassenen Lagern einer Kaserne entstand ein Öko-Kunstprojekt. Musik, Indoor und Outdoor Skating, ein Bio Restaurant, ein Bioladen, Party Area und DJs, die einfach mal so am Sonntagnachmittag ihre Vinyls auflegen. Und ganz viel Streetart. Dieser Ort pulsiert in einer Art und Weise, die ihren ganz eigenen coolen Beat hat. Es ist ein bisschen wie der große Chill out nach einer durchfeierten Nacht, nur dass hier alle friedlich und entspannt sind. Das gesamte Areal wirkt wie ein Gegenentwurf zur anderen Seite der Garonne. Wenig Touristen, moderne Architektur drum herum und sogar Bienenkörbe. Ich wünsche diesem großartigen Ort, dass er vom Kommerz verschont bleiben möge. Es ist fantastisch hier.

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die Bienen des Darwin

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3. Der Miroir d’eau

Tausendfach fotografiert und immer wieder aufs Neue faszinierend. Der große Wasserspiegel an den Kais im Zentrum der Stadt. Mit einer Fläche von 3450 m² ist der Miroir d’eau, der „Wasserspiegel“ von Bordeaux der größte der Welt. Er ist zentrales Element der von Michel Corajoud konzipierten Neugestaltung der Kais von Bordeaux. Der eigentliche Schöpfer des Miroir d’eau ist Jean-Michel Lorca.

Der Spiegel wird gebildet von einem 2 cm hohen Wasserfilm, der auf Granitplatten von Pumpen aufgebaut wird, die das Wasser aus einem unterirdischen 800 m³ fassenden Reservoir holen. Nach einer computergesteuerten Zeit werden elektrische Ventile geöffnet, und das Wasser läuft wieder ab in den Untergrund, wo es wieder abgekühlt wird. Dann kann ein feiner Nebel entstehen, dessen Intensität abhängig ist von der Lufttemperatur. Dieser Nebel tritt dann aus 900 Öffnungen aus. Er kann bis 2 m aufsteigen, auch das abhängig von der Temperaturdifferenz zwischen dem Wasser und der Luft. Es lohnt sich, bei unterschiedlichem Wetter herzukommen.

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4. Süßigkeiten

Das süße Wahrzeichen der Stadt ist das Canelés Bordelais. Diese kleine Kuchen aus Milch, Puderzucker, Rum, Eiern und Meersalz werden in besonderen Formen gebacken. Sie sind unglaublich saftig und vermutlich das begehrteste Mitbringsel neben einer Flasche Wein. Es gibt sie in allen Größen. Von putzig-winzig Fingerhutgröße bis annähernd einer Größe eines ausgewachsenen Gugelhupfs. Unbedingt probieren.

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5. Gute Manieren

Vermutlich schüttelt jetzt jeder mit dem Kopf, warum ich ausgerechnet diesen Punkt hier erwähne. Ist sie jetzt schon in dem Alter, wo gute Manieren und das Fehlen solcher ein Thema werden? Vielleicht. Aber in all den vielen Städten, die ich besucht habe, ist es mir noch nie aufgefallen, dass ausnahmslos jeder den Busfahrer grüßt. Wer es nicht tut, ist ein Tourist. So etwas zu erleben macht mich glücklich.

6. La Cité du Vin

Das neue Wahrzeichen der Stadt ist einer riesigen Dekantierkaraffe nachempfunden. Die im Juni eröffnete Cité du Vin ist kein Museum, sie ist vielmehr ein Ort des Erlebens, des Erlebens von Wein. Beginnend mit der Historie des Weinbaus und den Weinbauregionen wird hier alles an modernster Multimediatechnik eingesetzt, was die Sinne auf vielfache Art und Weise berührt. Hier kann ich lernen, die Farben des Weins zu beschreiben, kann interaktiv mit einem Weinkenner diskutieren, mit Spitzenköchen Wein-Pairings bestimmen und ich kann die unzähligen Nuancen von Wein erschnuppern. Natürlich kann ich auch Wein probieren, Wein kaufen oder in der wohl umfangreichsten Wein-Bibliothek der Welt alles je Veröffentlichte über Wein lesen. Dabei habe ich auch noch einen fantastischen Blick über die ganze Stadt.
www.laciteduvin.com

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7. Weingüter

Mit ein paar der großen Weingütern verhält es sich ein wenig so wie mit den Pyramiden von Gizeh. Wer diese einmal besucht hat, stellt mit Schrecken fest, dass die Stadt bis wenige hundert Meter davor herangewachsen ist. Als ich mich in den Bus setze um das berühmte Château Pape Clément zu besuchen, stelle ich fest, dass auch hier die Reben kurz hinter der Stadtgrenze beginnen. Auch wenn die großen Weingüter meist mehrere Anbaugebiete an unterschiedlichen Orten haben, ist es doch erstaunlich, wie dicht hier alles am Wein dran ist. Der Pracht dieser Châteaus tut dies keinen Abbruch. Hier ähnelt der „Weinkeller“ eher einem Ballsaal, im Garten stolzieren Pfauen und die Olivenbäume sind uralt. Besonders faszinierend hier im Château Pape Clément sind die riesigen Beton-Eier in denen der Chardonnay reift. Weinprobe ist natürlich unerlässlich.
Château Pape Clément
216 Avenue du Docteur Nancel Penard
33600 Pessac

Chateau Pape Clement

8. grandioses Bio Eis

Ingwer, gesalzenes Karamell, Armagnac Pflaume, Frangipani Blüte, Ziegenkäse, Quitte, Zitrone-Basilikum… das und unendlich viele mehr, sind die Sorten der kleinen Bio Eisdiele, mitten im  Zentrum. Ein echtes Juwel (und ein köstliches noch dazu)
La Maison du Glacier
1 Place Saint-Pierre, 33000 Bordeaux
13:00 – 23:00 Uhr

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9. Cuisine à la Bordelaise

Hausgemachte Wurstterrine, Schinken, Bavette und Andouillettes  – die ganze Pracht der typischen Brasserie Küche ist ein Muss. Auffällig ist die hier die kulinarische Nähe zu Spanien. An langen Holztischen kann man hier in den Genüssen schwelgen. Wer hierher kommt sollte hungrig sein.

La Brasserie Bordelaise
50 rue Saint-Rémi 33000 Bordeaux
www.brasserie-bordelaise.fr

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10. die kleinen Details

Zuerst waren es die Straßenlaternen – ich hege eine große Liebe für Straßenlaternen -, dann das Licht in den Säulengängen, ein Café auf der Straße, eine Tarte, die frisch aus dem Ofen gezogen wird, Gemüsefenchel, der aus einer Wand wächst. Eindrücke, die ich mit Freude aufnehme. Sie machen diese Stadt erst zu dem Besonderen, dem Einzigartigen. Und das Wissen, dass zwei Tage lange nicht genug sind, alles zu entdecken. Ich komme wieder!

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Empfehlung: Der Bordeaux City Pass. Damit kann man nicht nur beliebig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein, man kann auch alle Museen damit besuchen.
www.bordeaux-tourismus.de/Praktische-Infos/Bordeaux-Metropole-City-Pass

Übernachten:
La Maison Du Lierre
57 rue Huguerie, Bordeaux
+33 (0)5 56 51 92 71
www.hotel-maisondulierre-bordeaux.com

Bordeaux hotel

 

Hinweis: Mit diesem Beitrag nehme ich am French City Award 2016 teil. Die Reise wurde von Frankreich Tourismus und Bordeaux Tourismus unterstützt. Alle Eindrücke sind meine eigenen.

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6 Kommentare

  1. Nachdem wir im Mai nach Bordeaux fahren muß der Blog mit dieser Stadt gewinnen.
    Welcher denn sonst?

    Antworten
    • Dann sag ich schon mal merci und wünsche euch eine gute Reise!
      Herzlichst, Claudia

      Antworten
  2. Hallo,
    dieser Bericht ist genau nach meinem Geschmack, ganz hervorragend, ich wohne in Düsseldorf und bin Frankreich Liebhaber und Kenner, leider hab ich es noch nie nach Bordeaux geschafft. Die Anreise ob mit Flugzeug oder Thalys ist viel zu kompliziert und dauert viel zu lange, daher für ein Kurztrip ungeeignet.
    Aus einem Fernseh Bericht weiss ich von einer 500 Jahren alten Bäckerei, die herrliches Brot herstellt. Nirgendwoher kann ich den Namen der Boulangerie herbekommen?

    Lieben Gruss

    Mario

    Antworten
    • Hallo Mario,
      ich leite das einfach mal an die netten Leute vom Bordeaux Tourismus weiter – mal sehen, ob denen was dazu einfällt.
      Liebe Grüße
      Claudia

      Antworten
    • Hallo Mario,

      die Anreise ist mit dem Flugzeug von Düsseldorf nach Bordeaux ein Kinderspiel.
      Besonders komfortabel mit KLM via Amsterdam, habe ich unzählige Male gemacht.
      Vom Airport Merignac fährt ein Shuttle Bus in die Innenstadt oder es gibt günstig Mietwagen.

      Ansonsten: mit dem eigenen Auto. In +/- 10 Stunden ist man dort.
      Seit 33 Jahren fahre ich die Strecke von Köln aus mehrmals im Jahr und es ist alles nur halb so wild.
      Wenn du einmal die Reise in Angriff nimmst, dann verbinde unbedingt Bordeaux mit dem Médoc und einer Woche an der wundervollen Côte d’Argent!

      Alles andere wäre Verschwendung ;-)

      Diane

      Antworten
    • Salut Mario,
      das hier habe ich aus Frankreich bekommen:
      Die boulangerie « Au pétrin moissagais » , Stadtviertel Chartrons : http://www.au-petrin-moissagais.info/

      Der Bäcker backt sein gaskognisches Brot in einem Ofen aus dem 18. Jahrhundert.

      Eine ältere Bäckerei scheint es wohl nicht zu geben.
      Liebe Grüße
      Claudia

      Antworten

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