13. November 2013

Jeden Tag ein Buch: „Indische Küche in London“

2 Kommentare

Indische Kueche in London„Happy Diwali“ –  als ich vor knapp zwei Wochen mit diesen Worten den Besitzer des einzigen mir bekannten indischen Supermarkts hier in München begrüßte, strahlte er übers ganze Gesicht. Und war erst mal ein wenig sprachlos.

Ich bin seit einem Tag wieder zurück von meiner Indien Reise, der Postbote hat mir ein neues Indien-Buch vor die Tür gestellt und ich brauche dringend Chat Masala. Das hätte ich natürlich auch in Indien kaufen können, aber da wusste ich ja noch nicht, dass ich es brauche. Das ist mir erst klar geworden nachdem ich meinen Jetlag und die Nacht damit verbrachte, das neue Buch „Indische Küche in London“ zu lesen.

Entdeckt habe ich das Buch auf der Buchmesse und bin sofort drauf angesprungen. Mit seinem liebevoll illustrierten Cover zog es mich magisch an. London wird ja nicht umsonst als die heimliche Hauptstadt der indischen Küche bezeichnet. Dort ist genau das zu finden, was ich in Goa umsonst gesucht habe. Moderne indische Küche und Lebensart zwischen Tradition und Weltoffenheit.

Fünf kulinarische Spaziergänge durch London Hauptstadt stehen mir zur Auswahl. Dabei entdecke ich nicht nur weit über die Themse hinaus bekannte Restaurants wie das Benares (sterngekrönt) oder das Quilon, sondern auch Sari Shops, Tempel und indische Supermärkte. Hier habe ich eine überwältigende Auswahl.  Hier gibt es alles. Frische Curryblätter, Bittergurken und Chutneys. Wenn ich schon immer mal eine Sitar besitzen wollte, hier werde ich fündig. Die Bindis, die ich mir auf die Stirn kleben will, passen nicht zu meinem Outfit? – hier kann ich in allen Farben und Formen schwelgen. Die Fotos von Uwe Tölle und die wirklich grandiosen Illustrationen von Martin Haake bewirken, dass ich mich auf der Stelle nach London sehne.

Der Autorin Gabriele Gugetzer ist mit diesem Buch wirklich etwas ganz besonderes gelungen. Trotz seiner fünfzig Rezepte, ist dies viel mehr als ein Kochbuch. Es ist eine Einladung, das indische Leben kennenzulernen. Dafür muss man nicht bis nach Indien fliegen. Zwei Stunden Flugzeit, länger braucht es nicht für diese Entdeckung. Und damit ich das Buch nicht mit mir herum schleppen muss, bekomme ich die App mit Karten und allen Highlights gleich kostenlos zum Herunterladen.

Viele der vorgestellten Köche und Restaurants haben zu diesem Buch ihre Rezepte ihre Rezepte beigesteuert. Auf die bin ich natürlich besonders gespannt. Ich finde Venison Tikka, ein Wildgericht, dass mir in Indien noch nie begegnet ist und das sicherlich dem üppigeren Wildbestand Britanniens geschuldet ist. Oder ein Nanwich. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein Wrap aus Naanbrot und gewürztem Hähnchen. Und ich finde die Mulligatawny Soup, der Klassiker aus der anglo-indischen und jedem bekannt aus„Dinner for One“, der hier nicht mit einer Hühnerbrühe, sondern mit Lammfond gemacht wird. Im Gegensatz zum Chicken Curry besticht diese Kreation doch nicht wirklich. 200 ml Fond und 100 ml Kokosmilch für 4 Personen? Das läuft eher unter Schnapsglasgröße für die Gäste. Die dazu gereichten Rice Crispies sind lecker (karamellisierte Marshmallows mit Gewürzen und Puffreis), doch hier fehlt der Hinweis, dass es unbedingt notwendig ist, die heiße Mischung zum Auskühlen nicht  in eine Auflaufform zu streichen, sondern besser auf ein Backpapier. Sie klebt fest wenn sie erkaltet. Und ein ganzer Teelöffel schwarze Senfsamen ist bei der Menge an Flüssigkeit auf jeden Fall überdimensioniert im Gegensatz zu dem gerade mal halben Teelöffel Curry.  Das ist angesichts der vielbeschworenen Rezeptsicherheit („wir kochen alles dreimal“) etwas verwunderlich und trübt die Gesamteuphorie über dieses Buch. Auch ist das Register am Ende des Buches nicht besonders hilfreich, da sich hier Zutaten und Gerichte mischen. Alle Rezepte auf einen Blick hätten mich doch glücklicher gemacht.

MulligatawnySoup

Mulligatawny Soup

Die App habe ich mir trotzdem sofort runtergeladen und wandle bis zum nächsten London Besuch virtuell entlang der kulinarischen Routen.

Meinen entzückenden Inder hier in München wird das freuen, denn das Chat Masala, das ich dank dieses Buches entdeckt habe, hat Suchtfaktor und somit ist ihm mein nächster Besuch sicher.

„Indische Küche in London“ aus der Reihe Kulinarische Entdeckungsreisen von Gabriele Gugetzer, erschienen im September 2013 im GU Verlag  
 
 

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2 Kommentare

  1. Oh, das klingt toll, trotz der Abstriche! Gerade auch wegen der Spaziergänge, was für eine wunderschöne Idee für ein Kochbuch. Ich habe gerade Anjum Anand am Wickel, die ja auch in London unterwegs ist, und da hat mich diese Rezension von Dir besonders interessiert.

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  2. Schade, das Konzept spricht mich grundsätzlich sehr an und ich glaube mich zu erinnern, dass es auch noch Weinbars in Venedig in dieser Reihe gibt.

    Mich begeistern Bücher über kulinarische Reisetipps sehr und eine Empfehlung für indische Restaurants und Kulinarik hätte ich mir bei meinem letzten London-Besuch sehr gewünscht.

    Da wäre es mir lieber, es gibt keine Rezepte, bevor ich mich beim Nachkochen darüber ärgern muss. Danke Dir für diese gute Rezension.

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  1. Review – Rezension: Anjums indische vegetarische Küche ( Anjums Indian Vegetarian Feast) | Food with a View - [...] Für mich ist das Buch eine echte Entdeckung mit kleinen Wacklern. Geschmacklich gesehen haben wir selten so gut indisch…

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