3. August 2017

Gutes Essen, Weintrinken und ganz viel Liebe –
und ein Buch, das alles zueinander bringt

4 Kommentare

„Ich schreibe ein Buch.“
„Worüber schreibst du ein Buch?“
„Ach, nichts Hochtrabendes, über Wein und Essen “

Nichts Hochtrabendes also. Als Kerstin Getto mir im vergangenen Herbst von ihrem Projekt erzählte, war sie bescheiden. Immerhin geht es um nicht weniger als um ihr Herzensthema. Wein und das passende Essen dazu. Die kulinarisch versierte Pfälzerin muss es wissen, denn sie hat selbst schon zusammen mit einem Winzer Wein gemacht und ist bestens vertraut mit der Region und den Reben. Und sie schreibt seit einigen Jahren den erfolgreichen Foodblog cookingaffair. Dass sie einfach so ein nicht hochtrabendes Buch schreibt, passt zu ihr. Sie will nicht die Belehrende sein, will nicht mit kühnen neuen Pairings von Speisen und Wein den Gaumen revolutionieren. Sie will etwas schaffen, wovon jeder einen Nutzen hat.

Manche trauen sich ja gar nicht es zuzugeben, dass sie beim Thema Wein in Deckung gehen, auf die Gefahr hin, als Unwissender enttarnt zu werden. Dabei ist es beim Wein eigentlich genau wie in der Kunst. Man muss keine Ahnung haben. Man muss nicht wissen in welcher Phase und warum Francis Bacon dieses ohne jene Bild eines Triptychons gemalt hat oder warum Monets Seerosen zeitlos schön sind. Man muss sich der Kunst wie dem Wein mit offenem Herzen nähern und einfach sagen, was einem gefällt. Die Geschmäcker sind ohnehin vielfältig. Was dem einen schmeckt, mag einem Anderen die Laune verderben. Man muss nicht über Wein philosophieren können, um sich bei einem guten Essen nach einem Glas davon zu sehnen. So mancher bekommt Schweißausbrüche, wenn ihm die Weinkarte gereicht wird und ein Wein ausgesucht werden soll. Natalie Lumpp, bekannte Sommelière und Co-Autorin des Buches, kennt diese Bedenken. Und gemeinsam haben die beiden mit Leichtigkeit sich genau diesem Thema angenähert. Unkomplizierte Küche und die passenden Weinempfehlungen dazu.

Das badische Herz schlägt

höher, wenn ich Elsässer Wurstsalat oder Flammkuchen mit Münsterkäse lese. Da bin ich dann total voreingenommen. Das sind meine Wurzeln. Doch mit der gleichen ehrlichen Attitüde kommt auch der Zander im Speckmantel mit Sauerkraut Ravioli und Rieslingschaum daher, oder die gratinierten Lammkoteletts. Die Rezepte in diesem Buch drücken genau das aus, was beiden am Herzen liegt – die lustvolle Allianz von Wein und feinen Speisen. Solche, die man auch gerne mal am Freitagabend nach Arbeit noch macht, wenn Freunde auf ein Gläschen vorbeikommen. Morcheln mit Spinat, Speck und pochiertem Ei zum Beispiel. Da passt dann ein Chardonnay gut dazu. Und warum das so ist, erklärt Natalie Lumpp sehr genau. Sie greift die einzelnen Komponenten auf und beschreibt, warum beispielsweise Gerichte mit Crème fraiche einen Chardonnay oder einen gereiften Spätburgunder mögen.

Charakter und Farbe bestimmen den Aufbau

Natürlich kommt der leichte Weißwein immer zuerst. Das Buch beginnt mit Rezepten für leichte Sommerweine, dann werden sie gehaltvoller und so auch die Gerichte. Zu meinem geliebten Wurstsalat wird ein unkomplizierter Grauburgunder oder Silvaner empfohlen. Über leichte Rotweine geht es weiter zu echten Granaten und dem passenden Cassoulet, ein äußert üppiges Vergnügen aus Toulouse, das nach Languedoc oder Corbière verlangt. Vor den Dessertweinen betritt noch der Roséwein die Bühne. Ihm gebührt meine besondere Aufmerksamkeit, da ich lange Zeit gerade bei Rosé Weinen äußert unsicher war, was hierzu gut korrespondieren könnte. Die vorgestellten Galettes mit Spargel und Rhabarber Chutney habe ich schon auf der Zunge während ich es lese.

Einfache Regeln funktionieren

Je süßer ein Dessert, desto süßer sollte der Wein sein. Wo viele Früchte drin sind, darf auch beim Wein die Frucht ausladend sein. Wenn Regeln so unprätentiös daher kommen und die Bilder der Rezepte so verlockend sind, dann wird alles gut. Die Rezepte inspirieren, hier auch mal einfach neue Kombinationen zu entdecken. Keines der Rezepte ist zu fordernd und bestens auch für Ungeübte geeignet.

Was ich gemacht habe

Ich habe es natürlich genau anders gemacht. Ich habe zu meinem wirklich grandiosen Flammkuchen einen badischen Sauvignon Blanc getrunken. Entgegen der Empfehlung für einen Traminer. Und es hat Spaß gemacht. Ich wollte genau jene blumigen Spitzen, die mir nur ein Sauvignon Blanc oder Riesling bieten kann zu meinem deftigen Käse und dem Speck. Ich war begeistert, denn ganz ehrlich – es war mein allererster selbstgemachter Flammkuchen.
Und eben genau das ist es auch, dieses Buch – es soll den Leser ermutigen, Spaß zu haben. Es nimmt an die Hand, gibt Ratschläge, aber es lässt mich auch von der Leine.

Und ja, es ist ein wundervolles „Nicht-Hochtrabendes“ Buch geworden, das die beiden Damen hier vorgelegt haben. Es ist so charmant, wie auch fundiert. Es ist pure Herzensküche und Ausdruck der Freude am Genießen.

Münsterkäse-Flammkuchen

für Vier

Teig
250 g Weizenmehl Typ 550 (plus etwas für die Arbeitsfläche)
1 TL Salz
2 EL neutrales Speiseöl
120 ml kaltes Wasser

100 g Rohmilch Münsterkäse (Bayern ist Münsterkäse-Diaspora, hier empfehle ich Rahm-Romadur)
200 g durchwachsenen Räucherspeck in dünnen Scheiben
2 mittelgroße rote Zwiebeln
250 g Schmand
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Am besten funktioniert das mit einem Pizzastein, den man 30 Minuten bei 230° im Ofen vorheizt.
Für den Teig Mehl, Salz, Öl und Wasser in einer Schüssel vermengen und zügig mit den Händen oder einem Holzlöffel zu einem glatten Teig verkneten.

Für den Belag den Käse in Zentimeter große Würfel schneiden und den Speck quer in Streifen schneiden. Die Zwiebeln schälen, halbieren und in dünne Ringe schneiden.

Den Teig in 4 Portionen teilen, auf einer bemehlten Arbeitsfläche sehr dünn ausrollen und auf einen Pizzaschieber legen. Mit einem Viertel des Schmands bestreichen und Käsen Speck und Zwiebeln darauf verteilen. Leicht pfeffern.

Nacheinander die Flammkuchen in den Ofen auf den Stein für jeweils 10 Minuten schieben und backen, bis der Käse verlaufen ist.

Dazu passt ein grüner Salat mit einer Vinaigrette.


Food Love & Wine, die besten Rezepte zum Wein – von Kerstin Getto und Natalie Lumpp ist im Hölker Verlag erschienen

Hinweis: Links sind Affiliate Links

4 Kommentare

  1. Oh wow, da läuft einem das Wasser im Mund zusammen! Tausend Dank für den Buchtipp, ich habe sowieso noch ein Geschenk gebraucht und dieses Buch scheint perfekt zu sein.

    Liebe Grüße
    Sabrina

    Antworten
    • Das freut mich!
      Herzliche Grüße
      Claudia

      Antworten
  2. Auf dem Viktualienmarkt findet man doch jede Menge Münster.

    Antworten
    • Oje, da glaubt man jede Ecke des Markts zu kennen und siehe da – man tut es wohl doch nicht. Danke!

      Antworten

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