11. Februar 2014

Die Wuchtbrumme aus Kalabrien Pasta mit Cedri und Barba di Frate

15 Kommentare

Cedri Pasta (1 von 1)Zeig mir das Land, wo die Zitronen blühen! Besser, bring mich dorthin, wo die wundervollen Cedri herkommen. Dieser Ruf bleibt unerhört. Aber die wuchtige Cedro hat ihren Weg über die Alpen angetreten und ist auf dem Viktualienmarkt gelandet. Willkommen, Du entzückende Wuchtbrumme von Zitrusfrucht.

In ihrer Heimat Kalabrien, genauer im Norden Kalabriens, wo sie seit der Antike angebaut wird, ist sogar ein ganzer Küstenstreifen nach ihr benannt: die Riviera dei Cedri. Sie ist natürlich keine gewöhnliche Zitrone, sie ist eine Zitronatzitrone. Auch als Zedratzitrone bezeichnet oder schlicht Cedro, wie die Italiener sie nennen, wird nicht das eher spärliche Fleisch dieser Frucht, sondern das Drumherum, die Schale, zu Zitronat, Konfitüre und Likör verarbeitet. Reibt man sie ein wenig zwischen Händen, duften diese herb zitronig und unglaublich frisch. Mein Prachtstück liegt nun in meiner Küche und ich kann nicht anders, als sie immer wieder in den Händen zu wiegen.

Cedri (1 von 1)-2

Ihre Ernte ist ein mühevolles Geschäft. Die niedrigen Bäumchen haben lange holzige Dornen, geerntet wird gebückt oder am Boden sitzend. Maschinen als Erntehelfer? Fehlanzeige.

Wenn wir hier in Deutschland an Zitronat denken, dann fallen uns sofort die klebrigen kleinen Würfel aus dem Backregal ein. Ein jeder der genau dieses Bild vor Augen hat möge angehalten sein, auch mal die Rückseite der Verpackungen genau zu studieren. Nicht selten wird diese Sukkade aus Melone oder Kürbis gemacht und es gehört schon eine gehörige Portion Ignoranz dazu, hier von Zitronat zu sprechen.

Da man sie hierzulande so selten frisch bekommt, ist die Auswahl an Zubereitungen auch nicht wirklich üppig. Auf einigen Blogs finde ich etwas darüber. Bei Robert von Lamiacucina, oder bei Torsten von Allem Anfang…

Ich habe diese Vision von Nudeln mit  Cedri. Hauchdünn geschnitten und ganz leicht durch Olivenöl oder salzige Butter gezogen, mit noch etwas Grünem dazu. Und damit ist die Bühne frei für einen weiteren italienischen Schatz – Barba di Frate, auch Mönchsbart genannt. Auch er eignet sich wunderbar dazu nur eben kurz durch die Pfanne zu huschen, um möglichst nichts von seiner knackigen Frische zu verlieren. Ich bin also gespannt, wie die beiden miteinander harmonieren werden. Vorsorglich habe ich noch Peccorino und einige Pinienkerne bereitstehen. Man weiß ja nie, wonach die Cedro so verlangt.

Barba di Frate (1 von 1)

Wie sich herausstellt, gefällt ihr beides an ihrer Seite. In Maßen, damit ihrer Frische nichts im Wege steht. Und weil nach dem hauchfeinen Hobeln noch das meiste von meiner Zitronatzitrone übrig ist, muss ich das mit dem Zitronat dann doch noch probieren. Zwei Gläser stehen nun in meinem Kühlschrank und warten auf ihren Einsatz. Und noch weiß ich nicht, wohin mich diese kulinarisch führen werden.

Die Nudeln jedenfalls haben mich für die Dauern eines Tellers an die Küste nach Kalabrien gebracht. Ich war dort. Dort, wo die dicksten Zitronen blühen. Irgendwie.

Cedri Pasta (1 von 1)-2Für Zwei

1 Cedro (es wird nicht allzu viel davon benötigt)
200 g Mönchsbart (Barba di Frate, alternativ passt auch junger Spinat)
2 EL geröstete Pinienkerne
50 ml Gemüsebrühe
2 EL geriebener Peccorino
2 EL fruchtiges Olivenöl
1 EL gesalzene Butter
Salz
250 g Spaghetti

Die Cedro heiß abspülen, trocknen und mit einem Gemüsehobel (Mandoline) in sehr feine Scheiben schneiden – nur etwa eine knappe Handvoll –  dabei auf die vielen Kerne aufpassen und diese danach entfernen. Dann die restliche Cedro auspressen (ergibt nur ein wenig Saft). Das restliche weiße Fleisch für eine andere Verarbeitung aufheben.

Den Mönchsbart waschen und die Wurzeln abschneiden.

Die Nudeln nach Packungsanleitung in Salzwasser kochen und beim Abseihen 1 EL Nudelwasser aufheben. Die Nudeln in 1 EL Olivenöl schwenken und warmstellen.

In einer Pfanne die gesalzene Butter aufschäumen lassen und die Cedro-Scheiben dazu geben. Mit ein dem wenigen Cedrosaft ablöschen und einige Minuten bei mittlerer Hitze garen.

In einer weiteren Pfanne den Mönchsbart in dem Olivenöl für etwa 3 Minuten unter rühren andünsten. Die Gemüsebrühe zufügen und mit Salz abschmecken.

Sofort die Nudeln und unter den Mönchsbart mischen. Den Esslöffel Nudelwasser hinzufügen. Nun die Cedro ebenfalls untermengen und auf zwei Teller verteilen. Mit den Pinienkernen und dem Peccorino bestreuen und sofort servieren.

 

15 Kommentare

  1. Mönchsbart – ich säe jedes Frühjahr die Samen in einen Blumenkasten. Inzwischen samt er sich darin im Folgejahr selber aus – knackig! Und das mit den Cedri – endlich hier im „Hinterland“ an einem Stand an der Strasse zu kaufen…dem tollen Rezept steht nix mehr im Wege…danke!

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  2. Liebe Claudia,
    Eben habe ich die Teller in die Spülmaschine gestellt. Es war köstlich. Gestern beim mittagspauslichen Schlendern über den Viktualienmarkt entdeckte ich bei „unserem“ Gemüsedandler Barba … gesehen, gekauft und heute mit der schon vorhandenen Cedro zu Deinem Rezept verarbeitet. Dazu (leider nur) einen wönzigen Schluck Pinot Gris Urbanus vom Weingut Clauss in Nack… es war fantastisch. Danke für das Rezept und schönes Wochenende
    P.S. Machst Du auch Kochkurse?
    Grüße
    Jürgen

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  3. Vielen Dank für dieses tolle Rezept. Ich habe doch heute tatsächlich Mönchsbart bekommen. Bisher wusste ich nicht mal, dass es das gibt.

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    • Liebe Brigi,
      wie schön! Ja, jetzt kann man ihn gut bekommen. Herzlichen Dank für deine Nachricht.
      liebe Grüße
      Claudia

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  4. Ich habe gestern zum ersten Mal Cedro zubereitet und bin sehr angetan! Als Vorspeise habe ich einen Salat gemacht, ähnlich wie Blutorangensalat, aber er sollte vor dem Servieren mindestens 30 min (besser 60) ziehen, damit die Cedro schön zart wird.

    Ein Tipp zum Mönchsbart-Ersatz (den ich hier auch nirgends gefunden habe): Mangold war sehr lecker und bleibt eben auch ein bisschen knackig, ist allerdings milder im Geschmack.

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  5. Ooooooh! Nun weiß ich was ich mit meiner letzten Cedro mache. Danke für die Inspiration! Fragt sich nur, wo ich Mönchsbart herbekomme, wie spannend. Liebe Grüße, Anni***

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    • Das freut mich, liebe Anni, ich könnte mir auch gut Rucola vorstellen, der unter die heißen Nudeln gerührt wird.
      Liebe Grüße
      Claudia

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  6. So, jetzt hast du mich endgültig überzeugt, du hast einen Fan mehr!
    Liebe Grüße,Mia

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    • Liebe Mia, das freut mich sehr!
      liebe Grüße
      Claudia

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  7. Wie genial ist das denn! Und wie glühend ich Dich um den Viktualienmarkt beneide, es scheint nichts zu geben, was man dort nicht bekommt, nun also auch noch Mönchsbart und diese wunderschöne Zitrusfrucht. Du bist ein wandelndes Zitrusfrüchte-Lexikon, herrlich :-).

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  8. Hach, es gibt wieder barba di frate, welch wunderbare Neuigkeit – dann ist es mit dem Frühling auch nicht mehr weit. Sobald Löwenzahn und Mönchsbart auf dem Markt erscheinen, denke ich mir immer, dass ich jetzt das Schlimmste (für mich den Winter) überstanden habe ;-)
    Deine Komposition finde ich wunderbar und werde sie ausprobieren, sobald ich wieder im Tessin bin. Hier im Elsass bekomme ich leider weder Cedri noch den köstlichen Mönchsbart.

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    • Tessin, Elsass – das klingt fantastisch! Und ich gebe dir recht, das sind eindeutige Frühjahrsboten und ich bin weiter optimistisch, dass es das mit dem Winter war. Optimismus hat ja noch nie geschadet ;-)
      liebe Grüße
      Claudia

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  9. Ich habe bisher leider weder Mönchbart noch Zitrontzitronen irgendwo gesehen, aber dein Rezept klingt köstlich! Mein „Zitronat“ habe ich mit normaler Zitronenschale hergestellt und selbst das war hunderttausendmal besser als das gekaufte! Liebe Grüße Melanie

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  10. Das sieht unwahrscheinlich lecker fruchtig aus… Von dem Mönchsbart habe ich bisher noch nieee etwas gehört – mit was ist er denn zu vergleichen geschmacklich??

    Lecker!!!!

    Liebe Grüße
    Tina

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    • Liebe Tina, am ehesten tatsächlich mit Spinat. Das Aroma ist leicht herb-bitter, aber er ist viel knackiger. Und es ist nicht wirklich leicht, ihn zu bekommen. Leider ist er hierzulande eher unbekannt.
      liebe Grüße
      Claudia

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