31. Dezember 2010

Wie alles anfing und warum das mit dem Wein beim Kochen so wichtig ist

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Alles begann 1984 während meiner Zeit als Au-pair-Mädchen in New York…

Ich arbeitete für eine wohlhabende Architektenfamilie am Beekman Place und meine Aufgaben bestanden darin, mit der 13 jährigen Tochter deutsch zu sprechen und mich um das Dinner zu kümmern. Gekocht habe zuvor nur für meine Familie. Ich wurde ein begeisterter Anhänger des „60 Minute Gourmets“ der New York Times. Probierte alles aus, wagte mich weiter und weiter in kulinarische Gefilde vor –  bis zu jenem denkwürdigen Abend.

Man muss leider sagen, dass es um die Ehe meiner Au-Pair Familie nicht wirklich gut bestellt war. Sie trennten alles und sogar die Weinflaschen, die sie kauften oder geschenkt bekamen, wurden mit einem Kürzel versehen. „S“ für Sylvia und „C“ für Christopher. Ich wollte ein neues Rezept für gefüllte Cannelloni ausprobieren und brauchte dafür einen kräftigen Rotwein und so bat ich Christopher mir einen zu geben. Ich hatte zu dieser Zeit, ich war achtzehn, nicht wirklich eine Ahnung von Wein, trotz dass ich in einer Weingegend aufgewachsen bin, doch zu dieser Zeit hatte sich Deutschland, wenn es um Wein ging, einen Ruf erworben, von dem es sich später nur schwer wieder erholte.

Beherzt schüttete ich also den Wein den Christopher mir gegeben hatte in die Sauce. Und sie wurde wunderbar!

Alle waren voll des Lobes, es schmeckte ausgezeichnet.

Mitten im Essen hielt Sylvia plötzlich inne und starrte auf die halbleere Flasche, die ich auf den Tisch gestellt hatte.

„Wo ist der Rest von dem Wein?“, wollte sie wissen.

„In der Sauce“, antworte ich nichtsahnend der Tatsache, dass sich neben mir ein Orkan aufbaute. Sylvias Gesichtszüge wechselten von ungläubiger Verwunderung zu einer Grimasse der Wut.

Wie verrückt ich denn sein müsse, einen, an den Jahrgang erinnere mich leider nicht mehr, es muss aber ein guter gewesen sein, Pomerol in die Sauce zu kippen!  Alles in mir zuckte zusammen und ich begriff gar nichts mehr.

Doch plötzlich erhob der sonst so schweigsame Christopher seine Stimme.

„Sei still und schau auf die Flasche!“ herrschte er sie an.

Die Flasche war mit einem kleinen „C“ markiert und er machte er ihr unmissverständlich klar, dass es allein seine Entscheidung sei, was er mit seinen Flaschen zu tun gedenke.

Es war absurd.

Auch heute würde ich einen teuren Wein ohne Bedenken in die Sauce schütten, denn warum sollte diese etwas weniger Edles bekommen als den Wein, der ohnehin das Essen begleiten soll.

Diesem Thema widmete der gute Siebeck viele Jahre später eine Kolumne und ich konnte ihm nur beherzt beipflichten.

Seit diesem Abend habe ich sicherlich viele kostbare Tropfen verkocht (man denke nur allein an die vielen Brasato all Barolo, für die ich natürlich einen richtig guten Barolo genommen habe) und meine Freunde und ich haben es genossen!

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