25. Mai 2014

Wenn Käseliebhaber zu Mikro Investoren werden – das Projekt „Dorli“

4 Kommentare

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Alexander Agethle von der Hofkäserei Englhorn

Dorli ist eine Milchkuh. Eine Vertreterin des Original Braunviehs aus dem Vintschgau und lebt auf dem Hof der Käserei Englhorn, die mehrfach ausgezeichneten Rohmilchkäse nach traditioneller Machart herstellt. Als Bioerzeuger beschreitet diese Käserei, die großen Wert auf die Verantwortung für den Boden, die Pflanzen und ihre Tier legt,  neue Wege in der Landwirtschaft und unterstützt Synergien zu anderen lokalen Bio Produzenten. Den Winzern zum Beispiel. Die Kühe vom Englhorn Hof, seit über 200 Jahren im Besitz der Familie Agethle, dürfen in den Weinbergen an der Südseite des Kalterer Sees weiden. Davon profitieren die Reben.

Um zwei weiteren Biobauern die Zusammenarbeit zu ermöglichen und um die angrenzende Dorfsennerei zu erwerben, benötigt die Englhorn Käserei Kapital. Man kann mit diesem Anliegen zur nächsten Bank gehen oder man beschreitet auch hier neue Wege. „Crowdfunding“ macht aus Genussliebhabern Mikroinvestoren. Und genau diesem Weg geht Alexander Agethle, um auch in Zukunft seinen herrlich cremigen Rohmilchkäse und Bio Butter zu produzieren.

Dabei unterstützt ihn das  Restaurant Broeding in München, beliebt für seine gehobene saisonale Küche, bereits seit Jahren. Mit eben dieser Kuh Dorli fing alles an. Sie ist als „Patenkind“ des Restaurants der Garant für die konstante Käsebelieferung.

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Die beiden Inhaber vom Broeding, Gottfried Wallisch und Manuel Reheis, stehen mit Herzblut hinter diesem Projekt und öffneten gestern bei strahlendem Sonnenschein die Türen zu ihrem bezaubernden kleinen Garten. Alexander Agethle mit seinen Käsen ist da, Clemens Lageder vom biodynamischen Weingut Alois Lageder ist gleich mitgekommen. Variationen vom Rohmilchkäse, eine feine Weinselektion dazu noch ein paar raffinierte Köstlichkeiten aus der Küche des Broeding – Herz was willst du mehr?

Wer überzeugen will, dass eine Investition in Genuss das Richtige ist, muss es genau so machen. Und dabei alle Fragen beantworten.  Vertreter von Slow Food sind hier, Küchenchefs, Redakteure diverser kulinarischer Medien.

Küchenchef Manuel Reheis hat frisches Brot gebacken, mit den für den Vintschgau so typischen Gewürzen. Ich verliebe mich sofort in sein Heu-Gelee. Ein Gelee, das nach duftenden Almwiesen schmeckt, so köstlich zu diesem Käse, dass meine Geschmacksnerven einen Kurzurlaub auf der Alm feiern. Immer wieder schleiche ich um die Gläser und weiß genau, dass ich heute nicht eher gehen will, bevor ich nicht das Geheimnis dieses Gelees gelüftet habe.

Und so steht die lauschige Runde aus Genießern in dem kleinen Garten, die Blätter rauschen über uns im Wind, schwelgt in Käse Köstlichkeiten und feinen Weinen und hört aufmerksam zu, wenn Agethle davon berichtet, dass bereits 67 Mikroinvestoren für sein Projekt gewonnen wurden. Das ist schon ein beachtlicher Vorschuss an Vertrauen. Darauf ist er stolz.

Jeder der Investoren, der sich mit 500€ an dem Projekt beteiligt, erhält über die nächsten 10 Jahre Genussscheine für Käse, genauer gesagt bekommt man dafür 110 Englhörner.  Ein Englhorn entspricht 200g Käse. Über die nächsten zehn Jahre wird also unabhängig von der Entwicklung des Preisindexes dieser Wert garantiert. Wer an die Sache glaubt, aber nicht jedes  Jahr 2 KG Käse verzehren möchte, der kann sich den Wert seiner „Englhörner“ auch im Restaurant Broeding  anrechnen lassen. Das ist eine faire Sache.

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Manuel Reheis, Mitinhaber und Küchenchef im Broeding mit seinem sensationellen Heu Gelee

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Zwischen einem feinen mit Almkäse überbackenen Filet auf grünen Bohnen und Pfifferlingen und einem Gratin aus Topinambur und Käse, lüftet sich dann für mich doch noch das Geheimnis dieses magischen Heu Gelees. Zucker wird karamellisiert und Almheu (mit extra vielen Kräutern) aus Südtirol wird dazu gegeben, weiterhin frischer Saft von Orangen, Wasser und Apfelpektin. Das Ganze funktioniere nur mit diesem besonderen Almheu meint Manuel Reheis. Und dann darf ich noch sein Brennessel Gelee probieren. Und das vom Zitronenthymian und vom Rosmarin. Das ist wunderbar und ich stelle mir gerade das Gesicht meiner Kollegin aus Südtirol vor, wenn ich sie darum bitte, mir beim nächsten Mal, wenn sie nachhause fährt, doch etwas Heu mitzubringen. Wer wie ich Schwierigkeiten damit hat, kann auch im Broeding so ein Gläschen einfach kaufen. Und vielleicht noch ein Fläschchen von diesem leichtfüßigen und würzigen 2010 Lindenburg, Rebsorte Lagrein, von Lageder und etwas Rohmilchkäse.

Dann einfach ab auf die nächste Wiese, Decke ausbreiten und das gute Gefühl genießen, dass man eine wirklich gute Sache damit unterstützt.

Die Familie Agethle hätte es verdient – wir haben es verdient.

Wer mehr zu diesem Crowdfunding Projekt wissen möchte, findet alle Informationen hier.

 

 

4 Kommentare

  1. Super schöner Bericht!!!! So schön wie das gesamte Projekt und die Menschen, die daran beteiligt sind! Genuss mit Verantwortung, Synergie und Win-Win vom Erzeuger zum Gastronomen und hin zum Endverbraucher. Mir gefällt das sehr gut und ich bin dabei. Hab den Englhorn Hof auch besucht bei einem Südtirol Besuch nach Ostern und bin begeistert von diesem handwerklich, traditionellen Hof, der Innvoation und Tradition so genial verbindet und neue Wege geht.

    Weitere Projekte in ähnlicher Weise stehen u.a. auch auf unserer Seite: http://www.genussgemeinschaft.de unter „Investionen“ – Info für Verbraucher. Wir unterstützen kleinbäuerliche Familienbetriebe, Lebensmittelhandwerker die gut, sauber und fair arbeiten.
    Schön, dass die Idee sich ausbreitet und mit engagierten Gastronomen wie im Broeding eine neue Dimension findet! Nochmals danke für diesen guten Bericht!

    Antworten
    • Das Gelee ist wirklich ein Hammer. Zu dumm, dass ich es nicht vor meinem Berlin Besuch hatte – ich hätte dir gerne welches mitgebracht.

      Antworten
      • Das ist ja lieb, dass Du mir was mitgebracht hättest! Aber vielleicht ist das auch besser so – ich habe leider Heuschnupfen, und ob die bösen Pollen im tollen Gelee alle mausetot sind, wer weiß… Aber die Idee finde ich absolut fantastisch, gerade zu Käse.

        Antworten

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