1. April 2013

Speckschnapsglückliche Ostern

2 Kommentare

Ostern

Ich bin in Nordrach auf dem Hof meiner Verwandten. Das ist im Kinzigtal im Schwarzwald, nicht weit von Offenburg und den Weg hinauf zum Hof möchte ich nicht bei Schnee und Eis fahren. Das ist zuviel für meinen bayerischen Heckantrieb. Schneeregen immerhin. Von knospenden Bäumen in diesem doch eher warmen Teil Deutschlands keine Spur. Doch so unbekannt ist das nicht.

Als Kind war ich jedes Jahr an Ostern hier und nicht immer hatten wir Glück mit dem Wetter. Das ist auch völlig egal, denn damals wie heute ziehen mich die große Küche und der Stall mit seinen Viechern in ihren Bann. Und dass ich schon lange nicht mehr hier war merke ich daran, dass ich, ganz die Großstädterin, die falsche Schuhe anhabe. Und keine warme Jacke. Wollte hübsch aussehen.

Nordrach

In jeder Ecke hier hängen meine Kindheitserinnerung wie Spinnhuddeln (so heißen hier die Spinnweben). Es hat sich wenig verändert und doch ist vieles nicht mehr wie damals. Kühe gibt es keine mehr. War vor EU-Zeiten einfacher. Da hat meine Tante auch noch Butter und den Rahmkäse (Bibbeleskäs) selbst gemacht. Brot wird heute noch jeden Freitag frisch gebacken. Dann wird der riesige Ofen im Keller geheizt und das würzige Brot für die ganze Woche gebacken. Ich liebe dieses Brot mit seiner Kruste. Es gibt nichts besseres für diesen hausgemachten Speck, der meinen Geschmack bis heute geprägt hat. Kein Speck, und ich habe wirklich viele probiert, ist je an diese Qualität und den Geschmack herangekommen. Und auch wenn es noch mehr glückliche Schweine auf anderen Bauernhöfen gibt, einen solchen Speck habe ich noch nirgends gegessen. Jeder darf jetzt gerne mit dem Kopf schütteln, wenn ich von fruchtigem Fett spreche, von himmlischen Kräuteraromen, es hilft nichts –  dieser Speck ist der beste der Welt. Speck

Und weil auch die Würste einfach großartig sind, am besten dazu ein Glas selbstgemachter Apfelmost passt und ich irgendwie nicht aufhören kann, ist der abschließende Schnaps mehr als eine Notwendigkeit. Ich habe die Wahl zwischen verschiedenen selbstgebrannten Klaren. Und wie immer, fällt mir die Wahl unendlich schwer. Ich muss noch fahren, darf also höchstens die Lippen damit benetzen. Das ist qualvoll. Ich entscheide mich für den Kirschbrand, der gerade eine Prämierung bekommen hat. Ein stolzer Brand. Weich und rund. Ein Stöffchen, das glücklich macht. Mein eigentlicher Favorit jedoch ist der Topinambur. Er ist typisch für diese Gegend und schon meine Großmutter war davon überzeugt, dass nichts den Magen besser aufräumt, als ein Gläschen Topi.

Ostern2

Früher durfte ich das natürlich nicht trinken, doch seit auch ich groß bin (ja, ja, schon eine ganze Weile), bekomme ich das volle Programm. Erst in den Stall, Viecher streicheln und dann noch das Hochprozentige. In diesem glücklich satten Zustand legt man mir am besten noch eine kleine Katze auf die Knie und ich bin im Himmel.

In Ermangelung von Kleintieren lasse ich mir von Onkel Eugen den Brennofen zeigen. Macht mindestens genau so glücklich. Meinen Bedarf an niedlichen Tieren erfüllen dann die Lämmer, die ich aber nur mit respektvollem Abstand anschauen darf. Mehr würde das Muttertier nicht zulassen.

Bevor ich heim fahre packe ich mehrere Flaschen ins Auto. Birne, Mirabell, Zibärtle, Obstler und Zwetschge. Die prämierte Kirsche sowieso. Fünf Liter Apfelmost kommen auch noch dazu. Und Brot. Mit einem Augenzwinkern drückt mir meine Tante noch den restlichen Speck gut verpackt in die Hand. Sie ist so ein Schatz.

Ich verfahre mich ein zweites Mal auf dem Nachhauseweg. Dachte ich sei schlauer als das Navi. Aber nach so einem Tag ist auch eine solche Erkenntnis einfach nur „wurschtegal“.

Ich wünsch Euch allen noch schöne restliche Ostern!

 

2 Kommentare

  1. Das ist ja der Knüller – die Familie meiner Mutter kommt ursprünglich auch aus Nordrach und wir waren zuletzt vor 2 Jahren zum großen Familientreffen dort! Tolle Bilder, und es hört sich nach einem rundum gelungenen Osterfest an!
    Liebe Grüße, Juliane

    Antworten
    • Das ist echt ein Knüller, Juliane! Vielleicht kannten sich ja unsere Großmütter. Das müssen wir rausfinden. Ganz liebe Grüße, Claudia

      Antworten

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