12. Juni 2017

[Shanghai Streetlife #2] eine fabelhafte Nudelmaschine, meditieren im Park und ein Nachmittag in Tianzifang

2 Kommentare

Wieder bin ich in eine Seitenstraße eingebogen, und wieder entdecke ich unweit einer belebten Straße eine andere Welt. Ich lasse mich treiben, bis ich einen kleinen Markt erreiche. Eigentlich gibt es in jedem Markt in Shanghai dasselbe, eben das, was gerade Saison hat. Stinkfrüchte, Wachsbeeren und bittere Gurken. Die gefüllten Nudeln werden oft direkt in den Geschäften gewickelt. Ich suche den Meister der Nudeln, so einen, der feine Nudelstränge mit der Hand machen kann. Das ist eine besondere Technik, doch allein lange Nudeln zu finden erweist sich als schwierig. Bis ich sie plötzlich entdecke – eine uralte Nudelmaschine. Gerade wird eine neue Rolle mit Teig herausgetragen und in die Maschine eingelegt. Es dauert keine zehn Sekunden, dann erhebt sich dahinter ein Vorhang aus langen Nudeln. Wieder und wieder wird diese Maschine befüllt und ich stehe daneben und beobachte den jungen Mann, wie er immer wieder mit einem großen Messer die langen Nudel-Vorhänge durchtrennt. Es ist mein Highlight an diesem Vormittag. Ich kaufe mir ein paar Dim Sum und schlendere weiter bis ich genug habe von engen Gassen und dem allgegenwärtigen Duft der Durianfrüchte. Mir verlangt nach etwas Royalem und das bekomme ich, wo auch schon die Queen ihren Tee getrunken hat.

Royal Tee trinken im alten Teehaus am Yu Garden

Kein Zweifel, der Yu Garten, der als einer der schönsten in China gilt, ist ein Magnet für Besucher. Majestätisch thront am Eingang des Parks das alte Teehaus, das man über die Zick-Zack Brücke erreicht. Das Teehaus selbst ist erfreulicherweise annährend leer. Ein paar alte Männer sitzen ruhig an einem Tisch und trinken eine Tasse Tee. Die Fenster im ersten Stock sind ein wenig verdunkelt, sie sollen die Welt draußen lassen. Hierher kommt man, wenn man den Läden und Souverniergassen rund um den Garten entkommen will. Hier stärke ich mich für einen Besuch im Park. Natürlich latsche ich allein auf den fünfzig Metern zum Eingang mindestens zehn Chinesen vor die Handykamera. Sie sind die Könige der Selfies. Ganz ehrlich, ich möchte nicht wissen, mit wieviel unendlich vielen Terabytes die Server der Mobilfunkbetreiber vollgespült werden, da jeder, wirklich jeder unentwegt Fotos von sich macht. Sind sie nicht allein unterwegs (ohnehin eher selten), werden die Begleitpersonen vor jedem noch so belanglosen Hintergrund abgelichtet.Ich wüsste gerne, was mit all diesen Bildern passiert. Schließlich ist es nicht Neuschwanstein. Haben sie also ein potentielles Verfallsdatum?
Es ist der verwinkelten Architektur des Gartens zu verdanken, dass man immer wieder Ecken finden, wo man ganz alleine ist. Während die anderen Kois im Teich füttern – in Ermangelung von Tauben scheint dies ein angemessener Ersatz zu sein – flüchte ich in die Dunkelheit der alten Tempel. Und dort vergesse ich dann für einen Moment, dass ich mich im Herzen einer 20 Millionen-Stadt befinde.

eines schönsten Teehäuser Chinas

Tianzifang – mit einem Mojito noch viel besser

Samstag Nachmittage sind ja immer ein wenig kritisch, was Unternehmungen angeht. Man kann sich darauf verlassen, dass man nicht allein unterwegs ist. Das alte Viertel, das Künstler und Kommerz erobert haben, heißt Tianzifang. Und alle wollen hierher, denn auch wenn man hier tatsächlich auch Weißbier bekommt, es lohnt sich auf jeden Fall. Der perfekte Platz für einen Überblick, ist der kleine Balkon in der „The Bear Family“ – nein, man darf sich wundern, wie den Name schon erahnen lässt, ist hier alles voller Teddybären. Nicht so auf dem kleinen Balkon, der eine perfekte Übersicht auf das Gewusel einen Stock tiefer bietet. Und die Mojitos sind ausgezeichnet. Nachdem ich also allerlei Nippes gekauft habe (muss manchmal sein), gibt es nichts Besseres, als hier auf dieser kleine Terrasse den Nachmittag zu verbringen. Langsam legt sich ein segenreicher Mojito Filter über alles. Dann ist es einfach wunderbar.

Straßeneindrücke

Es gibt es immer etwas, was fasziniert oder worüber ich mich wundere. Noch immer hängt man hier Grillen in winzigen Körbchen vor die Eingangstür. Das Zirpen bringe Glück, heißt es. Und so zirpt es immer mal wieder, auch wenn nicht die kleinste Grünfläche zu sehen ist. Zur Not geht das aber auch mit Zirpen vom Band. Das sind dann jene, die mit der Zeit gehen.

Es gibt noch viel zu erzählen….

es gibt, was Saison hat. Mispeln und Pitathaya.

Ich liebe dieses Bild, weil man selten so ein Lachen sieht.

Auch wenn sie im Einkaufskorb sitzen – die zwei landen garantiert nicht im Kochtopf

Adressen:

Tianzigfang:
Shanghai Shi, Huangpu Qu, DaPuQiao

„The Bear Family“

 

Yu Garden & das Teehaus Huxinting
218 Anren St, Huangpu Qu, Shanghai Shi

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2 Kommentare

  1. toller Reisebericht und richtig tolle Fotos! Ich bekomm sofort Lust dorthin zu fahren.

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    • mein lieber Herr Lagerfell, so soll es sein! Vielen Dank.

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