10. September 2016

[Ontario im Spätsommer #3]
einmal von allem bitte, Toronto!

2 Kommentare

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Es ist eine Minute vor Touchdown am Restaurant. Das Taxi muss nur noch an der roten Ampel warten, die Tür zum Restaurant ist schon in Sicht. Innerhalb von Sekunden öffnen sich alle Schleusen und es fängt an zu gießen. Kein freundlicher Regen, der einem vielleicht bisschen die Frisur zerstört, sondern ein Regen, der in sich in dicken Wassersträngen über die Straße schlängelt, ein Regen, der einem auf vier Meter von oben bis unten durchnässt. Hallo Toronto, so lernen wir uns also kennen.

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Kensington Market, alles so schön bunt hier

Hier in Toronto fahre ich mit dem Streetcar, bei uns Tram genannt, und mit dem Bus. Das mache ich umso lieber, da diese klimatisiert sind. Der heftige Regen der vergangenen Nacht brachte keine Abkühlung, stattdessen hat er die Luft noch feuchter, noch stickiger gemacht. Einer der sicher aufregendsten Viertel der Stadt ist Kensington Market. Künstler, Tatoo Studios, Second Hand Kramläden, aber auch Käse Läden und BBQ Restaurants reihen sich hier bunt aneinander. Dazwischen Graffiti und ein bepflanztes Auto. Es ist ein bisschen Hippie, ein bisschen hip und auf jeden Fall ganz besonders hier. Eine Art Empanada mit scharfem Rindfleisch lockt und so schlendere ich kauend durch die Straßen. An einem Donnerstagvormittag sind die Touristen hier definitiv in der Minderzahl.
Eiskaffee? Unbedingt. Ich brauche einen Eiskaffee, damit ich mich in ein Café setzen kann und all die Eindrücke um mich herum aufsaugen kann.

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Köstliches Chinatown

Mit chinesischen Restaurants ist das immer so eine Sache. Zu der Zeit, als sie in Deutschland populär wurden, was wohl so in den Achzigern war, war das stets etwas Besonderes. Doch so gut wie keines davon hat sich auch nur ansatzweise weiterentwickelt und so hing das Schweinefleisch süß-sauer irgendwann auch dem letzten zum Hals raus. Was also gibt es hier in Chinatown? Die klassischen Pekingenten im Fenster vermitteln einen sehr authentischen Eindruck. John Lee, unser Führer durch Chinatown, der uns viel zur textilen Vergangenheit und dem Niedergang der großen Pelzfirmen erzählt, führt uns in „sein“ Lieblingsrestaurant. Er ist es auch, der bestellt. Nudelsuppe, gegrillten Schweinebauch, Huhn und Rind. Klingt klassisch, ist es auch – aber von überragender Qualität. Das Huhn mit einem Ingwer-Frühlingszwiebel Relish ist zart und anregend, während der Schweinebauch an Knusprigkeit kaum zu überbieten ist. Anis und Pflaumenaromen in der Sauce dazu. Die Nudelsuppe ist genau so, wie man sich eine Suppe wünscht, wenn es draußen kalt und regnerisch ist. Dummerweise ist es weder das eine noch das andere aber die Suppe schmeckt trotzdem. Dazu ein kühles chinesisches Bier. Der chinesische Brokkoli ist so zart und knackig, dass ich allein mit diesem Teller schon glücklich bin.

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King’s Noodle Restaurant
296 Spadina Ave, Toronto, ON M5T 2E7
www.kingsnoodle.ca

Im alten Toronto und auf dem Markt

Der St. Lawrence Farmer’s Market ist die älteste Markthalle der Stadt. Hier findet man alles, was das Herz begehrt, frische Bagels, Schinken, Fleisch, Würste, kanadischen Käse und natürlich die allgegenwärtige Butter Tarte. Mindestens einmal muss man sich dieser Butter Tart hingeben, wenn man in Ontario ist. Besser noch, nicht nur einer, sondern mehreren von verschiedenen Bäckern. Manche der Tartes sind so siruplastig, dass Flecken und klebrige Finger schier unvermeidlich sind, manch andere tendiert schon fast in Richtung eines Apple Pies, enthält Rosinen oder Ahorn Sirup. Ich bin früh am Morgen hier, also erscheint mir ein Bagel eher passend zum Frühstück, als eine Butter Tarte. Ein Muss hier ist das „Indian Candie“. Dahinter verbirgt sich geräucherter Lachs mit Ahorn Sirup. Erinnert schon fast ein wenig an Trockenfleisch. Auf jeden Fall was zum Kauen. Die Öligkeit des Fischs zusammen mit dem Ahorn Sirup ergibt eine lustvolle Kombination aus süß und salzig. Auch am Senfstand wartet das eine oder andere Aha-Erlebnis auf mich. Von Zuckersüß, weil, wer hätte es vermutet, sich schon wieder Ahorn Sirup dazugesellt, bis zu feurig scharf mit Jalapeno Chili. Fein oder grobkörnig. Wer hier nicht seinen Geschmack findet, dem ist vermutlich in Sachen Senf nicht mehr zu helfen. Hat einem die Markthalle mit all ihren Köstlichkeit erst einmal wieder ausgespuckt, ist die Waterfront und das Ironflat Building nicht weit.

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„Indian Candy“ – geräucherter Lachs mit Ahorn Sirup

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Deutsch-Kanadische Fusion Küche

„Farm-to-Fork“ ist auch hier ein großes Thema, was annähernd jeder Küchenchef, ganz besonders die angessagten, sich auf die Fahne schreibt. Organic? Unbedingt. Und so ist es nicht wirklich verwunderlich, dass es zum Dinner bei Ruby Watchco nach einem frischen Wildkräutersalat mit asiatischen Touch einen Schweinebraten mit Sauerkraut gibt. Das Kraut fast karamellartig geschmort und das Fleisch ein Filet. Sogar rosa, was so manchen Schweinefleisch-Esser erschauern lassen mag. Nur zu! Das ist in Ordnung, denn dieses Fleisch hat glückliche Tage hinter sich. Wer noch nie Meerrettich Wodka mit Rote Bete Saft, Speck und einem Gürkchen probiert hat (ich zum Beispiel) kann sich hier bei Ruby auf dieses Abenteuer einlassen.Grandios und ein bisschen wie eine Bloody Mary nur ohne Tomate und vielschichtiger.

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Ruby Watchco
730 Queen St E, Toronto, ON M4M 1H2
rubywatchco.ca

TIFF

Genau – damit ist  keine Dateierweiterung einer Grafikdatei gemeint sondern das Internationale Toronto Film Festival. Habe ich einen Film gesehen? Nein. Einen der vielen Stars vielleicht, die sich hier angeblich lässig durch Toronto bewegen? Nein. Alles was ich davon gesehen habe, waren die riesigen Menschenmengen an Fans, welche die Hotels belagerten. Trotzdem ist dieses Filmfestival allgegenwärtig. Überall in der Stadt tauchen plötzlich Kamerateams auf. Sofort wieder Promi-Alarm. Selbst ich kann mich dem nicht entziehen, als ich friedlich in einem japanischen Café meinen Jasmintee nippe und plötzlich auf der Straße gegenüber die Polizei auftaucht, Scheinwerfer aufgestellt werden und hektisch Männer mit Kameras umher laufen. Ich schnappe meine Kamera und renne auch auf die Straße (ich bin über den plötzlichen Groupie, der in mir erwacht selbst ein wenig erstaunt) doch kein Filmstar in Sicht. Kamera also wieder einpacken. Trotzdem – und nur deshalb schreibe ich überhaupt darüber – ich habe nichts gesehen und doch ist ein kleiner Teil des Funkens auch bei mir gelandet.
Toronto ist schon eine wirklich coole Stadt.

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Hinweis: Die Reise wird unterstützt von Ontario Tourism. Vielen Dank dafür. Die Eindrücke sind meine eigenen.

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2 Kommentare

  1. Ich sag nix, außer WOW. Wie immer ein wunderbarer Beitrag, der Lust auf einen Ort macht. Liebste Grüße aus Salzburg, die Namensschwester ;-)

    Antworten
    • Danke liebe Namensschwester,
      es hätte vielleicht ein paar Grad kühler sein können aber so musste ich halt einfach noch mehr Cafés und Restaurants entdecken und zwei Tage reichen hier nicht einmal für einen klitzekleinen Überblick.
      Liebe Grüße
      Claudia

      Antworten

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