2. Juni 2016

[Marhaba Marrakesch #3] vom Baden im Luxus, Wassermelone in neuen Dimensionen und wo Filmstars Zitronentörtchen essen

2 Kommentare

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Es ist noch früh am Morgen. Ich sitze im Schatten und nippe an ungezuckertem Minztee. Ganz langsam kriecht die Hitze durch die verwinkelten Gassen der Medina. Die frischen Brote liegen lockend im Körbchen vor mir. Ich bin zurückhaltend. Ich habe einen Grund.
Ich werde heute einen ganz besonderen Ort besuchen. Ich will die Grandezza eines ganz besonderen Hauses schnuppern. Kurz, ich will ins erste Hotel in Marrakech, ins La Mamounia. Die Geschichte dieses ehrwürdigen Hauses ist lang. Es ist Sehnsucht nach 1001 Nacht, Mythos und Wahrzeichen.
„Hier im Marokko musst du immer handeln, Claudia“, lautet die dringende Empfehlung eines Bekannten. Ich habe überhaupt kein Problem mit Handeln. Ich weiß, dass fünfzig Dirhams für eine lächerliche Strecke dorthin völlig überzogen sind. „Zwanzig!“, mein letztes Wort. Der Taxifahrer winkt mich hinein. Das wäre dann also geklärt.
Ich bin eingeladen, das Hotel kennenzulernen, die Kräutergärten zu besuchen und natürlich um die Küche zu kosten. Das Mamounia liegt nicht weit von der Altstadt entfernt. Ganze drei Jahre war es vor einiger Zeit für eine Renovierung und Erweiterung geschlossen. Stolz zeigt Fatim, die mich begleitet, mir die beeindruckenden Deckengemälde von Jacques Majorelle, dem französischen Maler. Mich entzückt das eigens für das Haus entworfene Geschirr auf den Tischen.
Es gibt mehrere Restaurants, Bars und vor allem einen riesigen Garten. Ein Garten, der vor Blüten überquillt. Die Olivenbäume hier werden dreimal so hoch wie an der Mittelmeerküste. Die Gemüsebeete der Küche sind prall gefüllt mit Auberginen, Kräutern und anderen Gemüsen. Hier würde ich jetzt gerne einfach sitzen bleiben. Allein, was ohnehin so ist, denn die Gäste des Hauses liegen um diese Zeit am Pool. Einzig ein paar ältere Damen schnüffeln entzückt an irgendwelchen Rosen. Für Kräuter interessiert sich außer mir hier keiner.

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Mamounia

Mamounia Impressionen

Natürlich sitze auch ich kurze Zeit später am Pool und genieße einen wirklich beeindruckenden Weißwein aus der Gegend von Essaouira. Hier also sind sie alle immer hergekommen. Die Künstler, die Reichen, die Berühmten und die Politiker. Am Pool darf ich keine Fotos machen. Es könnte ja einer dabei sein. Ich entdecke niemanden. Neben all den verschiedenen frischen Meeresfrüchten, marokkanischen Salaten und Tajines, sind es ausgerechnet die kleinen Zitronentörtchen, die mich mit diesem etwas steifen Ambiente versöhnen. Sie schmelzen einfach so dahin in meinem Mund, sind frisch und wenig süß. Sie sind pures Glück. Es ist eine eigene Welt hier, abgeschirmt und mondän, wo man in die langen, heißen Tage hineingleiten kann.

Über den Dächern von Marrakesch

Bevor ich also untertauche, wieder das Spiel mit dem Taxi. Wieder handeln. Diesmal die erzürnte Variante. Ich zucke mit den Achseln. Ich habe Zeit. Fahr mich an mein Ziel oder lass‘ es bleiben.
Das ist Ziel ist zurück in die Medina.
Ich ziehe meinen kleinen Koffer durch die staubigen Gassen und gönne mir zur Feier des Tages ein paar MB von Google Maps. Internet ist hier nicht günstig. Zum Glück jedoch bieten alle Hotels und Cafés kostenfreies Wlan an, was jedoch nichts nützt, wenn man sich im Freien bewegt.
Zweimal verlaufe ich mich trotzdem, dann stehe ich wieder am Palast, wo die Störche auf den Dächern nisten. Wieder eine unscheinbare Tür.
Hinter dieser unscheinbaren Tür verbirgt eines der bezauberndsten Riads der ganzen Stadt. Das Dar Les Cigognes trägt zu Recht die Bezeichnung Boutique Hotel. Nur elf Zimmer, ein winziges Restaurant und eine traumhafte Dachterrasse.
Als ich endlich ankomme bin ich leicht genervt, staubig und erschöpft von der Hitze. Pierre, Hotelmanager, Hellseher und ein absoluter Schatz weiß sofort was ich jetzt brauche. Ein Glas kalten Wein. In den kühlen Räumen unter den Torbögen fällt alles ab. Ich habe meinen Palast gefunden.

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Stolz berichtet Pierre, dass bereits etliche Starköche die kleine Kochschule hier besucht haben. Yotam Ottolenghi war hier um sein Buch über die orientalische Küche zu fotografieren. Das Licht, du weißt.. Ich nicke wissend.
Das Licht senkt sich in weichem Orange über die Stadt.
„Du musst natürlich zum Dinner kommen“, meint Pierre, gerade sei eine ganz fantastische Küchenchefin aus England zu Gast. Ich bin dankbar. Ich will nirgendwo mehr hin, außer auf die Dachterrasse.
Ich stelle mir vor, wie entzückend es sein muss, für eine so kleine Runde, die an gerade mal vier Tische passt, zu kochen. Familiär.
Gleich mit dem zweiten Gang erobert Keri Moss mein Herz. Sie serviert süße Wassermelone mit geröstetem Arganöl, frischen Kräutern, untermalt von einer betörend frischen Säure. Ein leichter Hauch von Kreuzkümmel , etwas Schärfe. Es folgen Seezungenröllchen mit einem orientalischen Twist, ein traumhaftes Lamm und eine mit Rosengeranien parfümierte Joghurtcreme. Im Gegensatz zu der orientalischen Küche, die ich zuvor erlebt habe, wo einem Kreuzkümmel, Schwarzkümmel und Konsorten nur so um die Ohren gehauen werden, streichelt Moss nur mit diesen Gewürzen. Gekonnt akzentuiert, lustvoll komponiert.
Wir applaudieren… alle… sie strahlt und hat Tränen in den Augen. So wundervoll kann Essen sein.

Marrakech Les Cigognes Pierre and Keri

Pierre Hervé, Manager des Hotels und Keri Moss, preisgekrönte Küchenchefin aus London

Adressen:
Dar Les Cigognes
108, rue de Berima
Marrakech (medina)
www.lescigognes.com

mehr über Keri Moss 

La Mamounia
Avenue Bab Jdid – 40 040 Marrakech
www.mamounia.com

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2 Kommentare

  1. Wow, ein Traum. Das Mamounia ist ja eine Institution, dort möchte ich auch mal hin :)
    Liebe Grüße,
    Ela

    Antworten
    • Liebe Ela, ich bin sicher, es ist nur eine Frage der Zeit, bis du dahin kommst…
      Liebe Grüße
      Claudia

      Antworten

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