29. August 2011

"La tour des Macarons"…. Strasbourg auf die süße Art

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Gleich mal vorweg – vergesst es, mit einem großen Auto in das Parkhaus am Place Kléber zu fahren! Ein Kleinwagen hat hier vielleicht noch eine realistische Chance. Alles andere ist dazu bestimmt, mit seinem Lack die engen Kurven zu verzieren. Ich fluche, bin leicht genervt und quäle mich aus der Tür, um diese nicht auch noch in den neben mir stehenden Wagen zu rammen, steige eine enge Wendeltreppe empor und atme auf, befreit von der Enge. Strasbourg ist „Fast-Heimat“. Nur gute vierzig Kilometer davon bin ich aufgewachsen, bin jedoch meistens schon auf der Strecke hierher in einem der vielen kleinen elsässischen Dörfer hängen geblieben. Ich gebe dem Flammkuchen die Schuld, dass ich nicht öfter hier war.

Doch nun bin ich nach vielen Jahren wieder einmal hier. Mit einer Mission – wenn ich schon hier bin, dann will ich dem Hype um die Macarons auf die Schliche kommen. Man liebt sie, oder lässt die Finger davon, weil ihre Zuckrigkeit so überwältigend ist. Die meisten von uns kennen diese schwachen Momente, wo allein die Zunge noch dem Gehirn die frohe Botschaft über die Papillen übermitteln kann – „alles ist gut, alles ist süß!“

Die Farben sind leuchtend kitschig oder in sanftes Pastell gehüllt. Die zwei Hälften, welche die Creme umhüllen, müssen knackig sein. Frische, heißt die Zauberformel, denn nichts ist schlimmer, als ein Macarons, welches wie zäher Gummi sich im Mund verhält. Die Creme sollte fluffig leicht sein. Im Idealfall mit eindeutigen Aromen. Nur süß zählt hier nicht.

An Patisserien mangelt es hier nicht. An fast jeder Ecke lachen die Kalorienbomben mich an, reizen mit ihren Glasuren, wollen mich mit Puderzucker und allerlei Früchtchen verführen. Entzückend sehen sie aus, mit all ihrem Zuckertand. Das erste „Monster-Macaron“ (bestimmt 9cm Durchmesser) in zartrosa ist gleich schon mal eine Enttäuschung. Klebrig, aber ohne jeden Charme. Die Himbeere lässt sich daraus geschmacklich nicht einmal ansatzweise extrahieren. Ich probieren eine grüne, doch auch hier lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Geschmackrichtung hier deutlich werden soll. Ein kurzer Schauer zwingt zu einer Süß-Pause. Mit einer herzhaften Tartine (mit leckerer Hühnchencreme beschmierte Brote) auf Salat neutralisieren sich meine Wahrnehmungen wieder. Ich entdecke einen unglaublichen Laden mit allerlei französischem Bier, stöbere auf einem Flohmarkt in alten Reklameschildern für Champagner und Liköre, doch ich bin noch immer nicht wirklich zufrieden. Wo ist das Macaron, welches wirklich Frucht und Leichtigkeit miteinander verbindet? Oder gibt es sogar herzhafte Macarons? Vor einiger Zeit habe ich einmal in einem Berliner Restaurant ein Rote-Beete-Macaron, gefüllt mit einer Blutwurstcreme gegessen und war begeistert. Doch hier? Absolute Fehlanzeige. Ich beginne zu googeln, doch alles, was mir daraufhin vorgeschlagen wird, ist eher eine Enttäuschung. Wo sind sie nur, die mutigen Patissiers, die das Außergewöhnliche bieten? So etwas wie Basilikum-Macarons mit Mandarinen-Sesamcreme? Ich bin bereits ein wenig desillusioniert, als ich mich den Zitronen-Macarons in einer der etabliertesten Konditoreien der Stadt nähere. Ich kaufe zwei und beschnuppere sie freudig. Ihr Geruch ist belanglos. Ich beiße hinein – immerhin sind sie weitaus frischer, als die vorherigen – doch es will sich keine zitronige Erfüllung einstellen. Sie sind süß, aber das war es dann auch schon. Meine Sensoren melden bereits eine Übersättigung an Süßem und so beschließe ich, es gut sein zu lassen.

Auf der Rückfahrt lässt der Gedanke mich jedoch nicht los. Wo gibt es sie, die wirklich unglaublich guten Macarons? Jedenfalls nicht in Strasbourg!

Ich brauche dringend einen Schnaps, um den Zucker in meinem Bauch aufzulösen!

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