11. August 2016

[La Route: Vom Mittelmeer an den Atlantik #3] Toulouse – Tipps und Adressen im kulinarischen Herz der Stadt

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Ihren Jungfernflug hatte die fette Gans in Toulouse. Hier schwang sich der größte Airbus, der A380, im April 2005 erstmals in die Lüfte. Den Namen „fette Gans“ haben ihr die Mitarbeiter von Airbus gegeben. Er ist passend, denn nichts scheinen die Menschen von Toulouse mehr zu lieben, als richtig fettes Essen. Angefangen mit dem Cassoulet, dem wohl traditionellsten Gericht der Stadt, das aus konfierten Gänse- oder Entenkeulen, gepökeltem Schweinefleisch und gekochten Bohnen besteht, bis zu den kräftigen Würsten. Rund um das kulinarische Herz, dem Markt Victor Hugo, findet sich alles, was das Herz von Liebhabern des Kochens, also mir, höher schlagen lässt. Aber es ist früher Nachmittag, als ich Toulouse erreiche, der Markt und sämtliche Geschäfte drumherum sind geschlossen. Ich war noch nie wirklich gut darin, mich lediglich an den lustvollen Auslagen zu ergötzen. Ich will probieren! Das einzige Geschäft, welches geöffnet hat, ist ein Spezialgeschäft für Patisserie. Warum man dies selbst als weniger passionierte Bäckerin gesehen haben muss, liegt allein daran, dass ich noch niemals zuvor so viele Kuchen-, Tarte- und Törtchenformen, Mehle, Aromen, Farben, Schokoladenglasuren und Bestecke zum Formen von Marzipan auf einem Fleck gesehen habe.

Verständnis für Obsessionen

„Trouble Obsessionnel Culinaire“, kurz TOC, heißt der Küchenladen in den mich meine Stadtführerin, angestachelt von meiner Begeisterung für Küchenutensilien, als nächstes schleppt. Ich verstehe, warum man einem Laden den Namen „Unruhe der kulinarischen Besessenheit“ gibt. Mit Küchenläden ist das ja immer so eine Sache. Bei mir zumindest. Ich kann stundenlang Kupferpfannen streicheln, Messer in meiner Hand wiegen und alle möglichen Arten von Küchengeräten genauestens inspizieren. Ganz zu schweigen von hübschen Gewürzdosen. Ausgestattet mit zwei neuen, natürlich umwerfenden, Silikonwendern führt sie mich weiter und gibt sich wirklich alle Mühe, mir Kunst und Architektur zu erklären, während mein Blick an der Auslage eines Laden für Kräuterliköre hängen bleibt. Sie hat es nicht leicht.

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im Küchenladen

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Für einen Plausch im Café ist immer Zeit

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der rote Stein und die Türme von Toulouse

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Die Markthallen

In Toulouse schämt man sich ein wenig dafür, dass man die alten Markthallen in den sechziger Jahren abgerissen hat und neue baute. Der neue Bau mag auf Funktionalität ausgerichtet sein, sinnlich und schön ist er nicht. Das alles ist vergeben und vergessen sobald man das Innere dieser Markthalle erreicht. Wen kümmert eine hässliche Fassade, wenn die Austern einen anlachen. Oder die Würste, hübsch artig aufgerollt, oder vielleicht eine minutenlange Meditation vor dem Käse Stand? Richtig, es geht hier schließlich um mehr. Nämlich ums Essen. Und das ist umwerfend. Das Angebot ist so ausladend wie auf den Märkten in Barcelona oder Madrid, allein, die Touristenschwemme ist eher verhalten. Hier wird gekauft und nicht gekostet. Rund um den Markt haben nun auch die Kaffeegeschäfte und Bäckereien geöffnet, was nicht nur unwiderstehlich duftet, sondern auch dazu verführt, mal eben „en passant“ ein Croissant zu naschen.

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Baguette und ein Lächeln

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Die Markthalle Marché Couvert Saint-Cyprien

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Mehr Brot und noch ein Lächeln

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Cassoulet

Mag so mancher die französische Küche eher mit feinen Butter-Sahne Sößchen assoziieren, hier im Languedoc mag man es deftig. Ein Cassoulet besteht aus einer ordentlichen Schüssel Bohnen mit besagten Würsten und Entenkeulen. Kein leichtes Sommeressen. Das sollte einen trotzdem nicht davon abhalten, sich diesem kalorienreichen Gericht ohne Scheu zu nähern. Zum Mittagessen lässt so ein Essen einem immer noch genug Optionen offen, auch noch ein Abendessen zu genießen. Ich tauche meinen Löffel in die Bohnen, das Fleisch der Entenkeule fällt vom Knochen und schiebe ihn mir genussvoll in den Mund. Mächtig, aber vom Geschmack her ausgezeichnet. Natürlich esse ich meine Portion nicht ganz auf um noch Platz für ein luftiges Soufflé zu lassen. Soufflé geht immer.

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Cassoulet

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Mit dem Rad über die Brücken der Garonne und in den japanischen Garten

Das Praktische an einem Touristen Pass der Stadt Toulouse ist, dass man nicht nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln überall hinkommt, man bekommt auch einen Rabatt auf das Ausleihen eines E-Bikes. Die Garonne und den Canal du Midi kann man mit Booten und Schiffen erkunden, man kann aber auch einfach immer wieder von einer Brücke zur nächsten fahren. Selbst in den schmalen Gassen des Zentrums funktioniert das prima mit einem Fahrrad. Begeistert radle ich den Kanal entlang auf der Suche nach dem japanischen Garten. Ich fahre erst einmal daran vorbei, soviel Spaß macht die Tour. Erst eine Einheimische erklärt mir dann, wo ich hätte abbiegen müssen. Der japanische Garten ist ein Kleinod, ein Ort der Ruhe, den man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte. Hier lächelt man sich freundlich an, wenn man über eine der schmalen Brücken übers Wasser läuft, fast so, als spränge ein asiatischer Funke über auf das Gemüt, macht es sanftmütig und geduldig. Und mitnehmen kann man dieses friedliche Gefühl auch. Es hält an.

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Die fabelhafte Küche des Monsieur Tournié

Am frühen Abend spaziere ich über die ausladenden Plätze der Innenstadt. In der Nähe der Oper findet man das leicht versteckte Restaurant von Stéphane Tournié. Elegantes, kontemporäres Interieur unter einer gläsernen Kuppel im Art Déco Stil. Tournié selbst ist trotz seines Michelinsterns lieber ein „Koch“ als ein „Küchenchef“. Bevor ich seine Küche kosten darf, setzen wir uns ein wenig in den Garten und er erklärt mir, was für ihn wichtig ist. Er will durch Können überzeugen und nicht durch Effekte. Seine Küche liebäugelt ein wenig mit asiatischen und orientalischen Einflüssen. Zum Auftakt gibt es eine Dorade in einer Soja-Tee Brühe und feinen Gemüse-Julienne. Sein Kalbsbries mit einer Langoustine und einer luftigen Wurzelgemüsebrühe ist eine Offenbarung. Leicht und doch von einer aromatischen Fülle, die glücklich macht.
Sein Dessert „La Brique Toulousaine“ ist eine Hommage an die Stadt, die ihren Namen „rote Stadt“, den Klinkersteinen verdankt. Toulouse hatte keine edlen Steine wie Marmor, also schuf man alle Bauten aus diesen roten Steinen. Begleitet von einem mit Veilchen aromatisierten Wodka ist dieses Dessert ein „Standing Ovations“-würdiges Finale seines Menüs.
Auffallend hier – während viele besternte Restaurants bei der Weinbegleitung gerne eine teils weltumspannende Auswahl treffen, bleibt er konsequent bei französischen Weinen und Champagner. Das hat mir gut gefallen. Hierher käme ich wirklich gerne öfters.

Jardin de l'opera

Adressen:

Schlafen
Citiz Hôtel 
18 Allées Jean Jaurès – 31000 Toulouse
Tel : +33 0 5 61 11 18 18
www.citizhotel.fr
U-bahn-Linien A oder B, Haltestelle Jean Jaurès

Essen & Trinken
Les jardins de l’opéra*
1 Place du Capitole, 31000 Toulouse
Téléphone : +33 5 61 23 07 76
Chef : Stéphane Tournier
lesjardinsdelopera.fr

N°5 Wine Bar (prämierte Weinbar mit mehr als 2300 Weinen, schöne Kelleratmosphäre und feine Tapas. Highlight: Hier kann man einen Chateau d’Yquem pro Glas trinken)
5 rue de la Bourse – 31000 Toulouse
Tel +33 5 61 38 44 51
Besitzer : Thomas Cabrol
www.n5winebar.com

Restaurant 7 place Saint Sernin (stimmungsvoll mit orientalisch angehauchter Küche)
7, Place Saint-Sernin – 31000 Toulouse
Tel : +33 5 62 30 05 30
Chefs : Benoit Cantalloube et Guillaume Momboisse
www.7placesaintsernin.com

Einkaufen
Marché Victor Hugo
Place Victor Hugo, 31000 Toulouse

Marché Couvert Saint-Cyprien (kleiner als Victor Hugo aber noch charmanter)
Place Intérieure Saint-Cyprien, 31300 Toulouse

TOC – Trouble Obsessionnel Culinaire (alles rund ums Kochen)
21 Place Victor Hugo

La Fleurée de Pastel (zauberhaft mediterran-blau gefärbte Textilien)
20 Rue de la Bourse
www.facebook.com/fleureedepastel

Labo & Gato (das Universum für Kuchenbäcker)
12 Rue Rivals, 31000 Toulouse
www.laboetgato.fr

Hinweis: Mit diesem Beitrag nehme ich am French City Award 2016 teil. Die Reise wurde von Frankreich Tourismus und Toulouse Tourismus unterstützt. Alle Eindrücke sind meine eigenen.

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2 Kommentare

  1. Im TOC bin ich letzten Sommr auch fast „bekloppt“ geworden vor Begeisterung, und gastronomisch möchte ich unbedingt noch das J’Go ergänzen, ebenfalls an der Markthalle gelegen – Boucherie mit angeschlossenem Restaurant/Bistro, wundervoll.

    Antworten
    • Eine Seelenverwandte… wie schön. Das J’Go hatte leider gerade geschlossen, als ich davor stand. Beim nächsten Mal!
      Liebe Grüße
      Claudia

      Antworten

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