11. November 2013

Jeden Tag ein Buch: „Stylish India“

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stylishIndiaDu und ich, wir feiern Rosenhochzeit. Seit 10 Jahren begleitest du mich, hast mich inspiriert und dabei auch ein paar Flecken bekommen. Zum Ausgleich habe ich in dir rumgemalt, habe dich nicht verschont mit meinen Kommentaren und mich nicht immer an die Spielregeln gehalten.  Wir haben so etliche Abende gemeinsam bestritten.

Doch Schluss mit dem Sentimentalitäten – Arthurs Tochter ruft zur Rezensionswoche auf, ich folge und nehme als erstes dich, „Stylish India“, an die Hand, auch wenn du nicht mehr so ganz frisch bist mit deinen Eselsohren. Denn schließlich gibt es keinen Grund, weswegen ich dich nicht besprechen sollte, auch wenn du mit deinen zarten zehn Jahren bereits antiquiert bist.

Indische Gerichte waren schon immer willkommen in meiner Küche. Mein erstes indisches Kochbuch stammt aus dem Jahr 1986, ein Taschenbuch, dessen Seiten mittlerweile ziemlich vergilbt sind. Ende der neunziger Jahre bereiste ich zum ersten Mal Indien, erlebte die Küche im Land und wurde enttäuscht. Es dauerte annähernd zwei Wochen, da war mir der allgegenwärtige Geschmack von Garam Masala derart zuwider, dass ich eine Pause brauchte. Solange bis ich dieses Buch von Monisha Bharadwaj entdeckte, einer Inderin, die es im Alter von 22 Jahren nach England verschlug. Erschienen ist es 2003 in deutscher Sprache im Verlag Collection Rolf Heyne.

Bharadwaj war genervt von dem stundenlangen Einweichen der Hülsenfrüchte und hatte wenig Lust, die meiste Zeit des Tages in der Küche zu verbringen. Und hat daraufhin die indischen Klassiker entstaubt. Hat mit Esprit und Finesse die Zubereitungen neu konzipiert und ist dabei jedoch voll und ganz „indisch“ geblieben.

In 144 Rezepten beweist sie eindrucksvoll, dass es nicht endlos langer Zutatenlisten bedarf, um ein raffiniertes Mahl zu kreieren. Ihre Mungobohnen mit Erdnüssen oder das Hühnchen in weißer Soße mit frischen Trauben haben mich mehr als einmal glücklich gemacht.StylishIndia1

Immer wieder entdecke in den 14 Kapiteln neue Anregungen, die verschiedenen Gerichte zu kombinieren. Und wer vor der Aufgabe steht  anlässlich dem Lichtfests Diwali, ein typisches Menü zusammen zustellen, der findet auch genau das was er braucht:

Amrood ka Sherbat (Guaven Drink)
Poories (Pfannenplätzchen)
Aloo Muttar (Erbsen-Kartoffel-Pfanne)
Vali Ambat (Bohnen in würzigem Kokoscurry)
Kaju Pulao (Cashew Pulao)
Meethi Mathri (süße Knusperkekse)

Wenn ich ein wirklich schickes indisches Dinner veranstalte, dann gibt es pikantes Hähnchen in Pfannkuchen, würzigen Kürbis, Hähnchen mit Rosenaroma und bengalischen Fisch in einer Senfsauce. Nur so als Beispiel, es könnte auch Scholle mit Minz Chutney sein.StylishIndia3

Und da sind wir auch schon an dem für mich entscheidenden Punkt. Es gibt hier keine Curries aus Bananenblüten, die zwar fein sind, aber woher sollte jemand wie ich in München oder sonst wo in Mitteleuropa frische Bananenblüten herbekommen? Soll ich im Gewächshaus des botanischen Gartens warten, bis die Banane zu blühen gedenkt und sie dann heimlich abschneiden? Was hilft es mir, wenn das Rezept einen Pomfret Fisch verlangt, wie er sich nun mal gerne an der Malabar Küste tummelt, mein Fischhändler mich jedoch anschaut, als hätte ich ihn soeben nach dem Schlüssel für seine Garage gefragt?

Monisha Bharadwaj hat die Gerichte auf das zugeschnitten, was bei uns problemlos zu bekommen ist. Und um das Ganze noch gekonnt zu unterstreichen, wurde sehr großer Wert auf eine moderne Aufmachung des Buches gelegt. Kein Seideneinband mit Paisley Muster sondern dezente, aber stimmige Farben, moderne Fonts und viele Fotos, die eine lustvoll genießende indische Gesellschaft zeigen. Ein bisschen Sixties angehaucht und in Sepia.

StylishIndia2Dem Fotografen Gus Filgate gebührt an dieser Stelle ein ganz besonders großes Lob für die Food Fotos. Der puristische Anspruch und die farbliche Zusammenstellung sind bemerkenswert. Seine Fotos sind modern, foodstylistisch gelungen umgesetzt und treffen den kühnen Anspruch des Titels. Stylish eben.

Für mich war und ist dieses Buch ein Meilenstein in der modernen indischen Küche und ich kann nur ganz hoffnungsvoll an den Buchhandel appellieren, doch auch mal solchen Werken ein stetiges Plätzchen zwischen all den Neuerscheinungen zu gewähren.

Und weil ich aus zuverlässiger Quelle des Collection Rolf Heyne Verlages weiß, dass dieses Buch ein Riesen-Erfolg war, bestärkt mich das nur in meinem Appell.
Aber zum Glück bekommt man es ja noch. Hier zum Beispiel.

Und weil es so schön ist und so lecker, gibt es auch noch mein liebstes Dessert aus diesem Buch:

Mangos und Litschis mit Safrancreme

120 ml griechischer Joghurt * 150 ml Crème Double * Puderzucker nach Geschmack * ½ TL Safranfäden in 1 TL Milch eingeweicht * ¼ TL Kardamom, gemahlen * 150 g frische Mango in Würfel geschnitten * 150 frische Litschies

Die Zutaten (außer dem Obst)mischen, über das Obst geben und gekühlt servieren.

Stylish India – 144 schnelle Rezepte aus der indischen Küche, Monisha Bharadwaj, Collection Rolf Heyne (2003)

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1 Kommentar

  1. Oh, das klingt aus mehreren Gründen spannend – modernisierte Länderküchen finde ich toll, mal ältere Kochbücher vorzustellen auch, und was man von den Fotos aus dem Buch wiederum auf deinen Fotos sehen kann, ist für eine Zeit vor zehn Jahren erstaunlich stylish. Könnte von heute sein. Ich ackere gerade Anjum Anads Indische vegetarische Küche durch, und da macht mich Dein Buchtipp im Vergleich sehr neugierig. Lieben Gruß!

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