7. Mai 2016

dieses Ding mit dem Geschirr, ihr wisst schon….

7 Kommentare

Töpfermarkt… dieses Wort löst einen wohligen Schauer in mir aus. Vom Nacken abwärts bis in die Knie. Mag mir das bitte jemand ins Ohr säuseln? Hallo, mein Name ist Claudia und ich bin süchtig nach Geschirr. Nein, nicht irgendwelches Geschirr, einzelne Teller und Schalen bitte, möglichst abwechslungsreich, gerne antik, gerne aus Bone China. Ich seufze ab und zu bei dem Wort Bone China. Dieses durchscheinende Porzellan löst ein Kribbeln unter der Haut aus. Keramik bitte rustikal mit einem Hauch Mittelmeer oder Asien.
Es gibt so viele Filme auf dieser Welt, die Frau des Leuchturmwärters, die Frau des Bäckers, die Frau des Friseurs und natürlich auch die Frau des Polizisten, aber warum eigentlich nicht die Frau des Töpfers? Zählen wir den Film „crying freeman“ hier mit auf, dann gibt es immerhin eine Frau, die einen Töpfer liebt. Der ist zwar eigentlich ein Killer, aber was soll’s. Ich wäre gern die Frau eines Töpfers.
Geschirr jedenfalls ist das immerwährende Thema, das eine Foodbloggerin beschäftigt. Neben dem Essen natürlich. In Lima hätte ich mein letztes Hemd dafür gegeben einem Küchenchef einen Teller abzukaufen. Er hatte mich in der Hand, ich hätte alles für diesen einen Teller getan. Er wollte ihn nicht hergeben. Nicht einmal an die Adresse des Herstellers konnte er sich erinnern. Mein Tag war gelaufen.
Töpfermärkte üben demnach eine geradezu magische Anziehungskraft auf mich aus. Wochen vorher befinde ich mich bereits in einem tendenziell nervösen Anspannungszustand. Bereits im Januar werden alle Termine in der mehr oder weniger näheren Umgebung rot im Kalender angestrichen. Der größte Töpfermarkt ist in Diessen am Ammersee. Mehr als 150 Töpfer aus ganz Europa stellen hier direkt am See aus.
Vier Tage lang nichts als Teller, Schüsseln, Krüge, Schalen, Platten, Tassen, Becher…
Bei jedem Gericht das ich koche, denke ich immer an den Teller. Worauf könnte es gut aussehen? Was akzentuiert die Stimmung am besten? Welche Farben korrespondieren womit am besten?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass rotes Geschirr bei weitem die undankbarste Farbe für Essen ist, gefolgt von Gelb. Jede zu kräftige Farbe, jedes zu dominante Muster ist hier fehl am Platz. Ganz Weiß ist auch nicht immer die Lösung.
Wir Foodblogger sind dafür bekannt, dass es gerne auch ein bisschen „used“ aussehen darf. Da ein kleiner Kratzer im Emaille, dort ein Blech, das in Würde gealtert ist. Zu glänzend ist eine Herausforderung beim Fotografieren.


Ich habe eine genaue Vorstellung, was ich suche an diesem Tag. Bereits früh mache ich mich auf den Weg an den Ammersee. Ich bin trotzdem nicht früh genug, um einen Parkplatz direkt am See zu ergattern. Also dann Parken auf dem Acker und mit dem Shuttlebus hin. Man ist dort perfekt eingestellt auf die vielen Besucher. Erst einmal nur durchlaufen und einen Überblick bekommen, was angesichts der Menge an Ständen einige Zeit in Anspruch nimmt. Hier und da wird eine Schale oder ein Teller näher betrachtet. Genauer gesagt befühlt. Ich muss das Stück in der Hand halten. Es muss mir erzählen, was es haben möchte. Ist es ein Teller für ein Fleischgericht, eine Bowl für ein Quinoa-Gemüse Gericht oder vielleicht ein Schälchen für Süßes. Es sagt mir genau, was es haben will. Manche der Stücke sagen mir gar nichts, oder erinnern mich daran, dass ich das oder ähnliches bereits besitze. Was unweigerlich zu der Frage führt „Wo bringst du das alles nur unter?“ Das ist eine gute Frage und ich muss mich ständig aufs Neue mit ihr auseinandersetzen. Ich habe mir zwei Regale gekauft, die ich den Ecken meiner Wohnung aufgebaut habe. Einen weiteren Schubladenschrank für Servietten, Stoffe und Besteck.
Mein erstes Stück an diesem Tag ist ein schlichter, unbemalter, kleiner Einmachtopf. Perfekt für fermentiertes Kraut, Kimchi oder Miso. Ab diesem Moment sind alle Dämme gebrochen. Es folgen mehrere Teller, Schüsseln und zwei kleine Becher aus Ton, aus denen man bestimmt hervorragend Sake trinken kann.
Nach drei Stunden brauche ich eine Wurst und ein Bier. Ergeben und glücklich sitze ich neben meinen Taschen auf einer Bierbank und starre auf den See. Jetzt endlich nehme ich ihn wahr. Was für ein wunderbarer Tag. Auf dem Weg zurück zum Bus finde ich dann noch einen herrlich zart-türkis farbenen Teller und eine grau gesprenkelte Schale. Ich fluche ein wenig, als ich die Schätze in den Shuttlebus bugsiere. Mein Kreuz tut weh vom Tragen. Als dann alles im Auto verstaut ist, atme ich auf. Was für ein Glück, dass dieser Markt nur einmal im Jahr ist.
Obwohl – in zwei Wochen bin ich in der badischen Heimat und da gibt es dann – wer hätte es erraten – wieder einen Töpfermarkt.

Links zu den Töpfermärkten
Diessen am Ammersee 5.-8.Mai 2016
Iffezheim 14. – 16. Mai 2016
alle Märkte in Deutschland

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7 Kommentare

  1. Ohh gottseidank wusste ich nichts von diesem Markt. Ich war sogar am Ammersee an diesem Wochenende, haha. Ich hätte mich wohl arm gekauft ;)
    Und das Foodprops Regal platzt aus allen Nähten…
    LG
    Ela

    Antworten
    • ich hab noch an dich gedacht… Du machst immer so tolle Bilder vom See
      liebe Grüße
      Claudia

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  2. Wie schön! Da wäre ich auch fündig und ganz schwach geworden. Ganz, ganz feine Sachen! Herzlich, Sabine

    Antworten
  3. Oh, wie schön! Wir lieben Märkte aller Art und stöbern dort gerne nach besonderen Funden, egal ob das Flohmärkte, Töpfermärkte oder Gemüsemärkte sind. Deine Fotos machen wieder mal Lust darauf, einen Markt zu besuchen. Am meisten haben es mir die Krüge im dritten Foto von oben angetan :). Die könnte ich mir wunderbar in unserer neuen Küche vorstellen.

    Ganz toll finde ich den Link zu allen Töpfermärkten in diesem Jahr. Den werden wir sicher ein paarmal zu Rate ziehen. Herzlichen Dank dafür.

    Liebe Grüße,
    Monika und Petar

    Antworten
    • Sehr gern, liebe Monika & Petar, aber morgen könntet ihr es noch zur Kanne schaffen.
      Liebe Grüße
      Claudia

      Antworten
  4. Ohh, ich beneide dich darum… hier hab ich noch nie etwas von einem Töpfermarkt gelesen/gesehen.
    Naja, dafür haben wir viele tolle Genussmärkte und auch welche zum Thema Garten und so, ab und zu findet man da auch mal ein klein bisschen Geschirr ;-)

    Antworten
    • Ach liebe Britta, dafür hast du den Wein, die Weinfeste und eben wunderbare Genussmärkte. So hat jeder was Beneidenswertes.
      Liebe Grüße
      Claudia

      Antworten

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