29. November 2017

Bornholm – über Würste, Schokolade, Eis und ganz besonders fabelhafte Menschen

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Einen allerletzten Bericht gibt es noch zu meiner Bornholmreise. Er ist den wunderbaren, freundlichen Menschen gewidmet, die ich dort kennenlernen durfte. Ich vermisse sie.

Der Metzger

Der Inselfunk funktioniert. Am Vorabend bekomme ich von dem Küchenchef der Stammershalle den Tipp, unbedingt den besten Metzger der Insel, Hållegard, zu besuchen. Einen Tag später, als ich den Laden am späten Nachmittag betrete, wohin ich ohne meinen Guide niemals hingefunden hätte, weiß der bereits, dass da so eine Bloggerin auf der Insel ist, die sich für seine wunderbaren Würste und Schinken interessiert. Ob ich sein Kühlhaus sehen will, fragt er. Klar will ich, ganz besonders seine berühmten Räucheröfen will ich sehen. Und danach soll ich das alles auch probieren. Von seinen hauchfeinen Bierwürsten, die eher wie Wurstfäden aussehen, bis zu seiner famosen Bresaiola und natürlich die sonstigen Würste. Nachdem ich alles gesehen und gekostet habe, verstehe ich, warum man mir dringend ans Herz gelegt hat, hierher zu kommen. Jørgen Christensen macht ganz großartige Sachen. Wir trinken zusammen einen Schnaps. Warum nur muss das so weit weg sein, denke ich, ich würde gerne jede Woche hierher kommen. Alles sieht gut, schmeckt gut und wird von den allerliebsten Menschen betrieben.

Hallegård
Aspevej 3
3751 Østermarie
www.hallegaard.dk

Die Eismacherin

Es ist Sonntagmorgen, die Sonne scheint und es ist kurz vor 11:00 Uhr. Schon warten die ersten Besucher, dass Christina Andreasen endlich die Tür zu ihrer Eisdiele IS Kala öffnet. Es duftet bereits nach frischen Zimtschnecken. Es gibt nichts Besseres, als auf den Holztreppen am Strand vor dem kleinen Haus zu sitzen und Eis zu essen. Ganz besonders ihr Eis. Klar, Lakritz Eis ist immer dabei, aber bei ihr findet man auch ganz ungewöhnliche Sorten wie „gegrillte rote Paprika“, „Sellerie-Apfel“ und „Sandorn“.  12 Sorten hat sie immer wechselnd im Angebot. Hergestellt werden die in der winzigen Küche hinter der Theke. Aber auch Kaffee, Kuchen und dänischen Rum bekommt man hier. Ihre Eissorten fertigt sie nur aus der Milch von einem Bauern. Vollfett und Bio. So lautet die Vorgabe. Sie wirft mir einen großen Sitzsack in den Sand und setzt sich auf die Stufen daneben. Natürlich nicht ohne mir auch noch zum Eis eine Zimtschnecke anzubieten.Und wie ich so mit ihr da sitze und mit zusammengekniffenen Augen der Sonne entgegen grinse, da ist es einfach nur diese unglaublich entspannte Stimmung, die Zufriedenheit, die sie ausstrahlt wenn sie über ihr Eis erzählt. Ein Eis, das ich nur jedem ans Herz legen kann.

Sandvig IS Kalas
Strandpromenaden 14
3770 Allinge
www.sandvigiskalas.dk

Die Kulturbewahrer

Am liebsten hätte ich eines der gescheckten Ferkel mitgenommen. Neugierig wuselt eines auf mich zu und hofft auf ein Leckerli, das ich nicht habe. Im Hof schnattern die Gänse und irgendwie ist hier alles wie vor hundert Jahren. Ein Kräutergarten, fette, stolze Hühner, die gemächlich über die Steinplatten im Hof trotten und eben die alte Schweinerasse, die hier ein beschauliches Leben führt. Was im Madkulturhus – Gaarden praktiziert wird, ist der gekonnte Spagat zwischen der Moderne im Neubau und dem alten Hof, den jeder besuchen kann um zu erfahren, wie es eigentlich früher so war auf der Insel. Ein kleiner Laden gehört dazu, wo ich nicht widerstehen kann und mir ein Kochbuch über dänische Kräuterschnäpse (Kryddersnapse) und die dazu passenden Speisen kaufe. Im Neubau, der rundherum eigentlich fast nur aus Glas besteht, werden Kochkurse und Seminare gehalten. Hier hat man einen Bildungsauftrag. Und der wird ernst genommen. Es wird viel fermentiert und hätte ich nicht irgendwann dankend abgewinkt, dann hätte ich mich bestimmt noch durch weitere Gläser probieren können. So waren es nur die fermentierten Holunderblütenkapern, Rhabarber, Rosenknospen und die Tannenspitzen. Und sie schmeckten alle großartig. Unbedingt besuchen.

Bornholms Madkulturhus – Gaarden
Melstedvej 25,
Melsted
3760 Gudhjem
www.gaarden.nu

Der Meister der Schokoküsse

„Komm Claudia, jetzt bist du dran“, meint Peter Brædstrup und drückt mir einen Spritzbeutel in die Hand. Ich darf Schokoküsse machen. Und zwar genauso, wie ich sie haben will. Mit Lakritz und Himbeer. Die Waffeln für den Boden liegen schon bereit. Ich gestehe, ich habe nicht die geringste Ahnung im Umgang mit Spritzbeuteln. Kann ja nicht so schwer sein. Und siehe da, nach mehreren Anläufen grinst mich der der große Schokokussgott an und attestiert mir zumindest ein gewisses Talent für die Dinger. Das Beste kommt aber noch. Ich muss sie langsam unter dem stetigen Strahl flüssiger Schokolade überziehen. Und verzieren, solang der Guss noch weich ist. Da strahlt er schon nicht mehr so, mein Schokokussgott. Aber tapfer gibt er sich von Herzen alle Mühe, mir minderbegabter Konditor-Novizin ein Ergebnis zu bescheren, dessen ich mich nicht zu schämen brauche. Verpackt sie liebevoll und drückt mir alle Daumen, dass ich sie heil nach Deutschland bringe. Allein ihm zuliebe, thronen die fragilen Teilchen während des Fluges auf meinen Knien. Die besten Schoko-Küsse meines Lebens. Man kann sie entweder dort in voller Schönheit käuflich erwerben, oder man erstellt sie selbst in einem seiner Kurse unter Anleitung. Sollte also das Wetter auch der Insel nicht ganz so toll sein, wisst ihr jetzt, womit man sich wunderbar die Zeit vertreiben kann.

Kjaerstrup Chokolade
Hovedgade 9
3730 Nexø
kjaerstrup.dk

Der Saftmacher

Viel zu zeigen hat Morten Kolind von der Bornholm Mosteri eigentlich nicht, denn als ich ihn besuche stehen alle Maschinen schon still. Was macht man also in einer kleinen Fabrik für Bio-Säfte, wenn grad kein Saft gemacht wird? Richtig. Man setzt sich irgendwo hin und trinkt einfach von eben solchem. Und genau das tun wir. Stikkels Bær, Trane Bær, Sol Bær (na, wer errät, wobei es sich dabei handelt?). Seine Fabrik ist nämlich etwas ganz Besonderes. Hier arbeiten fast ausschließlich Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung. Morten Koling ist stolz, wenn er über seine Mitarbeiter spricht. Und die Säfte sehen nicht nur superschick aus, sie sind auch so gut, dass das einzige Restaurant der Insel mit einem Michelinstern, das Kadeau, sie seinen Gästen serviert. Ich frage ihn, ob seine Säfte auch in Deutschland zu bekommen sind. Ja sind sie, allerdings nur in einer dänischen Bäckerei in Berlin. Also ihr Berliner, ihr wisst was zu tun ist. So ein toller Einsatz für ein soziales Projekt muss mit ganz vielen gekauften Saftfläschchen belohnt werden.

Und auch allen anderen Menschen, die ich auf Bornholm kennenlernen durfte und hier nicht erwähnt habe, danke ich nochmal für das freundliche Willkommen auf eurer wunderbaren Insel. Ihr habt mir so viel mehr gegeben als nur gutes Essen, Bier und hübsche Teller.

Bornholms Mosteri

Offenlegung: Die Reise nach Bornholm wurde unterstützt von visitdenmark. Vielen Dank dafür. Und noch mehr für die Herzlichkeit, die ich dort erfahren durfte.

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