19. November 2015

Auf nach Okinawa!
Krönungszeremonien, die beste Ramen Suppe und natürlich die Frage: was shoppen?

4 Kommentare

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Eine Woche ist wie im Flug vergangen. Es fällt mir schwer, Okinawa zu verlassen, so vieles will noch entdeckt werden, will gegessen werden, will getrunken werden. Es ist die letzte Nacht. Ich sitze auf der Dachterrasse des Hyatt Regency in der Hauptstadt Naha und genieße das Lichtermeer, bestelle mir einen Cocktail und betrachte mit Wehmut meine Füße in den Flip Flops. Morgen heißt es wieder Socken anziehen. Vorbei der Ausflug in diesen wundervollen Teil Japans. Vorbei die Zeit, da eine Toilette einem High Tech Gerät ähnelt (gut, das habe ich jetzt nicht wirklich gebraucht, aber lustig ist es schon, wenn man alle Sprüh- und Fönfunktionen mit musikalischer Untermalung auswählen kann).
Hier habe ich meinen erstes Otoro Nigiri gegessen. Für alle, die nun fragend schauen, das ist der fette Teil des Thunfischs, zerfließt fast wie Butter auf der Zunge. Ein unbeschreiblich sinnliches Erlebnis. Ein wenig kostspielig (selbst hier bezahlt man für ein Stückchen etwa 4,50 €), aber hey!, auch dafür fliegt man ans andere Ende der Welt.

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Man beachte wohlwollend das Verhältnis von Reis zum Fisch – so soll es sein!

das alte Königreich der Ryūkyū erwacht

Nur wenig ist vom alten Schloss in der Hauptstadt noch aus der alten Zeit. Der Krieg hat alles verwüstet. Es wurde wieder aufgebaut und jedes Jahr wird hier nun die Inthronisation des ersten Königs (1404) gefeiert. Es ist neben all dem großartigen Essen, dem Meer und den vielen Eindrücken der perfekte Schuss an Kultur. Zuviel muss nicht sein, da gehe ich lieber eine Suppe essen. Aber hier sind wenig Touristen und ich spüre, wie wichtig den Menschen in Okinawa ihre Geschichte ist.
Alle sitzen um den großen Platz auf der Mauer, stehen davor, doch es trennen uns immer noch gute 20 Meter bis zur Absperrung. Ich entscheide, dass dieser Abstand zu weit ist. Es gibt keinen Grund dafür. Also setze ich mich direkt vor dem Absperrungsseil auf den Boden. Es dauert keine Minute, da setzen sich die ersten neben mich, keine fünf Minuten, da verteilt der Veranstalter riesige Bastmatten zum bequemeren drauf sitzen. Alle lächeln erfreut. Schuhe werden in Reih und Glied neben die Matten gestellt. Es ist wie ein großes Picknick. Die Musiker, die nun plötzlich ganz nah sind, zwinkern uns zu. In der nun folgenden Zeremonie ist es vor allem die Pracht der historischen Kleider, die mir gefällt. An die Viertel-Töne in der Musik werde ich mich so schnell nicht gewöhnen. Noch weniger an den Gesang.

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Mehr Suppe!

Krönungszeremonien zehren an meinen Kräften. Ich brauche dringend eine Stärkung. Eine Ramen Suppe zum Beispiel, die hier in Okinawa nicht mit Soba Nudeln, also Buchweizen, sondern mit Weizen Nudeln gemacht wird. Auch hier wieder lange Schlangen vor dem Restaurant, das als Geheimtipp für Ramen gehandelt wird. Die Schuhe werden beim Betreten in einen alten Schrank gestellt. Alles wirkt hier klein, ein wenig wie in einem Puppenhaus, doch die Suppe ist eine Sensation. Die Pickles dazu einfach hervorragend, nur noch getoppt durch den Blick in den kleinen Zengarten, den man beim Schlürfen seiner Suppe betrachten kann. Überhaupt, das mit dem Schlürfen. Wir aus dem Westen tun uns ja ein bisschen schwer damit. Als ich am ersten Tag bereits meine Nudelsuppe anstarre, wie in aller Welt ich mit Stäbchen diese langen Nudeln aus der Suppe fischen soll, lautet die Antwort nur – schlürfend. Also gut. Ich versuche es dezent. Spitze den Mund und sauge ein wenig an den Nudeln. Ein leichtes „Schlurps“ ist zu hören. Anerkennendes Nicken um mich herum. Ich bin auf dem richtigen Weg. Ich stelle mir nun also vor, ich sei auf einer Weinverkostung, wo ich den Wein lautstark in meinen Mund sauge, um die Aromen aufzunehmen. Ich tue mir auf jeder Weinverkostung schwer mit diesem Vorgehen, doch jetzt bin ich Japan und vor mir steht die wohl beste Ramen Suppe meines gesamten Aufenthalts. Also dann schlürfen. Ich habe meine Technik in einer Woche verfeinert, so dass ich mir nicht mehr das ganze Gesicht dabei vollspritze, habe den Dreh raus. Am liebsten würde ich alle Suppen auf der Karte durchprobieren und beschließe – Nudelsuppen machen einfach glücklich.

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Wie erkläre ich das mit dem Übergepäck meiner Airline?

Ich berichtete bereits von meiner überaus erfolgreichen Einkaufstour in Sachen Awamori. Die Flaschen lagern gut verpackt in mehreren Lagen Luftpolsterfolie in meinem Koffer. Beim Besuch einer Textildruckerei, wo ich mir selbst ein T-Shirt mit Korallen und natürlichen Farben bedrucken darf, werde ich schwach. Die im Laden können das natürlich viel besser als ich (fürs Protokoll ich habe mein Abitur im gestalterischen Zweig absolviert, warum man davon nichts mehr merkt – ich war wohl noch nie mit übermäßigem Talent gesegnet) und so muss ich mir unbedingt diese wunderschönen Platzdeckchen mitnehmen. Nein, keine ganze Tischdecke… oder doch? Ich bin stark. Schließlich will ich noch in die „Geschirr-Straße“ und tonnenweise das göttliche Miso mitnehmen, das ich natürlich nirgendwo in Deutschland bekommen werde. Mein Puls geht schneller, als ich von einem Keramik-Laden zum nächsten flaniere. Bei einem jungen Künstler will ich einen Teller kaufen. Einen wunderschönen schwarzen Teller. Dummerweise ist der bereits verkauft. Er zeigt mir einen anderen. Gut, der ist auch schön. Meine Begleiter interessieren sich für die kleinen Löwen, die hier jeder vor dem Haus stehen hat. Sollen das Böse abwehren. Es sind immer zwei, ein Paar, männlich und weiblich. Der Weibliche hat den Mund geschlossen. Grinst eher. Ich besitze nur dummerweise kein Haus mit einem Eingangstor, wo ich diese Löwen darauf stellen könnte. Vor der Eingangstür meiner Wohnung? Nein, wirklich nicht. Ich will nicht schuld sein, wenn der Hausmeister drüber stolpert.
Also keine niedlichen Löwen.
Ich kaufe zwei Flaschen mit Shikuwasa-Saft. Klingt exotisch, gell? Ist es auch. Eigentlich wollte ich Yuzu, doch Okinawa hat seine eigene indigene Zitrone. Die hat orange farbenes Fruchtfleisch und ist unglaublich aromatisch. Also vergiss Yuzu.
Und ich brauche unbedingt Mimiga Namashi – Schweineohren in Erdnuss Sauce. Die schmecken hinreißend. Habe ich nicht vermutet, aber auch dazu hat mich dieses Land verführt. Auf dem Markt gibt es sie auch. Eingeschweißt und transportsicher. Dummerweise lasse ich sie im Kühlschrank liegen. Ich ärgere mich jetzt noch darüber.
Hilft alles nichts – ich muss mir das Rezept besorgen und sie nachmachen. Ich freue mich schon auf die Gesichter meiner Canasta-Runde, wenn ich als Snack diese entzückenden Öhrchen auftische…

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Miso-Variationen

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Sayōnara Okinawa

Ich habe eine kleine Flasche zum Abschied geschenkt bekommen. Eine winzig kleine Flasche genauer gesagt. Darin ist der sternenförmige Sand (Fossilien) der südlichsten Insel Okinawas. Ich bin nicht bis zu diesem Strand gekommen. Allein um dorthin zu kommen, hätte ich noch einmal 40 Minuten fliegen müssen. Ich schließe meine Hand um diese winzige Flasche, schaue beim Abflug noch einmal auf das glitzernde Meer. Wir sehen uns wieder Okinawa – ganz bestimmt sogar.

 

Adressen:
Shuri Ryusen Textildruckerei, 1 Chome-54 Shuriyamagawachō, Naha-shi, Okinawa-ken 903-0825, Japan
http://www.shuri-ryusen.com/en/

Kaisou – Keramik, Holz, Taschen, Wal-Accessoires
http://www.kaisou.com/store/store.html#kujira

Ryukyu Sabo Ashibiunaa (beste Ramen Suppe und tyypische Küche Okinawas)
2-13 Shuri Tonokura-cho, Naha City, Okinawa Prefecture
Website: http://en.okinawastory.jp/facility/ryukyu-sabo-ashibiunaa
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4 Kommentare

  1. Meine liebste Namenskollegin, ich bekomme grad ziemliche Reiselust! Beste Grüße aus Salzburg, Claudia

    Antworten
    • Das freut mich sehr, liebe Claudia
      Ich verfolge auch immer mit großem Vergnügen deine wunderbaren Ausflüge im Salzbuger Land. Und bald bist du ja in Singapur
      Alles Liebe
      Claudia

      Antworten
  2. Die Schweineohren hättest du doch gar nicht in die EU einführen dürfen. Der Zoll versteht keinen Spaß mit fleischhaltigen Produkten. Insofern hast du dann am Ende doch vielleicht „Schwein gehabt“. Andererseits hätte ich es wahrscheinlich auch versucht die Leckereien durch den Zoll zu schmuggeln :-).

    Antworten
    • Dann war es vermutlich eine glückliche Fügung, dass ich sie vergessen habe. Ich bin auch ganz brav zum Zoll gegangen, da ich ein paar Flaschen Sake und Awamori mehr dabei hatte. Dafür hatten sie Verständnis ;-)
      LG, Claudia

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