15. Juli 2016

24 Stunden in Edinburgh – stilvoll residieren im Nira Caledonia, der beste Käse Schottlands und Fish’n Chips auf alten Henkersplätzen

2 Kommentare

 

Header2Es regnet als ich den Bahnhof verlasse, nicht so dezent wie in den Highlands sondern es schüttet aus Eimern. Nein, die Frisur hält nicht.
Ein freies Taxi? Ein Königreich für ein freies Taxi! Fortuna lächelt und hat Mitleid mit mir (natürlich erst, nachdem mir bereits der Regen in den Kragen läuft). Ein „Black Hackney Taxi“ hält, ich werfe meinen Koffer hinein und gebe dem Fahrer die Adresse meines Hotels. Während die Limousine über das Kopfsteinpflaster hoppelt, anders ist das nicht zu beschreiben, versuche ich zu retten, was zu retten ist. Wenig. Ich sehe aus wie eine nasse Katze als ich am noblen Gloucester Place ankomme.
Das Nira Caledonia, ein kleines feines Townhouse Boutiquehotel, liegt mitten im Zentrum an einem ruhigen Platz. Das frühere Haus von John Wilson ist ein klassisches Beispiel georgianischer Architektur, welches im Jahr 1995 den Status des Weltkulturerbes verliehen bekam. Soviel zu den würdevollen Mauern. Im Inneren ist es stylish und individuell. Viktorianische Blümchengardinen? Fehlanzeige. Wer hierher kommt, den erwartet ein kosmopolitisches Flair.

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gehoben Schottisch im Blackwood’s

Hier nennt man es „Farm-to-Fork“. Alles was hier im Blackwood’s Grill auf den Teller kommt, ist aus Schottland. Chefkoch David Scott kennt seine Lieferanten persönlich und nachdem ich ja nun einige Tage in den Highlands zwischen Rindern und fischreichen Gewässern verbracht habe, habe ich eine Ahnung davon, worum es ihm hier geht. Ich soll die Muscheln von den Shetland Inseln probieren, die seien großartig. Ich, deren Arm jetzt nicht sofort nach oben schnellt, wenn es um das Verteilen von Muscheln geht, lasse es auf einen Versuch ankommen. Und ich will ein ordentliches Steak. Schließlich ist dieser Grill genau dafür so beliebt. Bereits mit dem Gruß aus Küche geht mir das Herz auf. Eine kleine frittierte Nocke aus Haggis auf einem Mango Chutney. Der Himmel gibt mir Haggis. Ich bin wieder versöhnt. Man sollte einfach aufhören sich ständig an die Zutaten zu erinnern (Hafergrütze und Innereien), dann kann man Haggis so richtig lieb haben. Ich jedenfalls tue es. Die Muscheln von den Shetlands sind ausgezeichnet, eine würzige, mit Tomaten und Kräutern verfeinerte Sauce. Ich schwöre, da war auch etwas Whisky mit drin. Das Fleisch, ein Angus Rib Eye, ist perfekt auf den Punkt. Dazu gibt es paar hauchdünne, knusprige Fries.
Dessert? Eigentlich nicht, denke ich. Am Nebentisch wird gerade das Dessert serviert. Ich ändere meine Meinung. Dessert muss unbedingt sein.
Es hat durchaus seine Vorzüge, wenn man nach einem eleganten Mahl einfach nur die Treppe hinunterschweben kann und schon ist man in seinem Zimmer.
Am nächsten Morgen strahlender Sonnenschein. Ich bin überwältigt von der Fülle an hausgemachten Orangenmarmeladen hier im Nira Caledonia. Orangenmarmelade ist bei weitem die einzige Marmelade, mit der man mich glücklich machen kann. Und hier gleich sechs verschiedene. Ich gönne mir ein cremiges Porridge mit etwas Butter und Orangenmarmelade. Ein perfekter Tag kann beginnen.

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Whisky kaufen und Käse probieren

Ja, ja, ihr habt es mir ja alle eingebläut – kaufe keinen Whisky in Großbritannien, denn hier in Deutschland kannst du ihn wegen der Steuern günstiger erwerben. Ja, meine Freunde, ich weiß. Doch was soll ich tun, wenn ich plötzlich in einem vorzüglichen Whiskyladen stehe und dort einen Whisky probiere, der absolut umwerfend ist und von dem es weltweit nur 71 Flaschen gibt? Darauf hoffen, dass eine davon irgendwo in Deutschland gelandet ist? Bei aller Liebe, da erwartet ihr zuviel. Ganze zwei Flaschen gibt es hier noch im Whiski Rooms, einem Laden für Whiskyliebhaber mit angeschlossenem Restaurant. Ich ringe mit mir. Am liebsten würde ich gleich hier einziehen, so liebevoll ist dieser Laden gestaltet. Und die Raritäten, die es hier zu bestaunen gibt, sind einzigartig. Ich muss sie natürlich haben diese Flasche. Nachdem ich schon ein paar Stunden durch die Stadt gelaufen bin, frage ich den freundlichen Verkäufer im Laden, wo ich eine Kleinigkeit essen könnte. Hier, meint er, wir haben ein Restaurant. Und es gibt auch Frühlingsrollen mit Haggis gefüllt. Haggis… damit ist er genau auf dem Triggerpunkt  gelandet. Natürlich kann ich es mir nicht entgehen lassen, eine Frühlingsrolle mit Haggis zu probieren. Und danach solle ich unbedingt noch zu Iain Mellis, dem besten Käseladen in der Stadt.
Weit ist es nicht bis dorthin, wie überhaupt alles nicht wirklich weit ist in Edingburgh. Einfach ein paar Straßen weiter geradeaus in Richtung Greenmarket. Mittlerweile betreibt I.R. Mellis mehrere Käseläden in Schottland und ich bin überwältigt von der riesigen Auswahl. Alles handgemachte Käse aus allen Regionen Schottlands. Vom Schaf, von der Ziege und natürlich von der Kuh. Ich darf probieren, so viel ich möchte. Vielleicht noch ein bisschen preisgekrönte schottische Butter dazu? Ich schwelge. Jetzt kann ich endlich einkaufen, denn heute fliege zurück nach Hause.
Schottland als Käsenation ist bisher noch nicht an meinem Käsehimmel in Erscheinung getreten. Sein Stern leuchtet jetzt aber umso heller.

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Never leave without Fish’n Chips

Ich laufe weiter zum Greenmarket, der sich trotz aller Touristen immer noch einen gewissen geheimnisvollen Charme bewahrt hat. Hier sehe ich einen Mann im Kilt, der sich ein Eis kauft, junge Menschen sitzen auf einem großen Stein und essen köstlich aussehende Fish’n Chips. Ich setze mich auch auf einen der Steine und schaue einfach nur. Neben mir bleibt ein Stadtführer mit einer Gruppe indischer Touristen stehen. Ich kann nicht anders, ich muss zuhören, als er die Geschichte des runden Stein erzählt. Auf diesem Stein fanden vor Jahrhunderten immer die Hinrichtungen statt. Wer den Film Braveheart kennt weiß, wie grausam diese sein können. Und so ist es ein friedliches Bild, heute junge Menschen hier mit Hingabe essen zu sehen. Was mich natürlich auch daran erinnert, dass ich seit ich hier in Schottland bin noch kein einziges Mal Fish’n Chips hatte. Das muss sich ändern. Und dann sitze auch ich auf dem Stein des Henkers und genieße einen herrlich frischen Fisch. Sonnenstrahlen lächeln durch die Wolken und ich lächle einfach mal zurück.
Ein Lächeln für ganz Edinburgh! Was für eine wunderschöne Stadt.

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Adressen:
Nira Caledonia
niracaledonia.com
10 Gloucester Pl
Edinburgh, City of Edinburgh
Scotland
info@niracaledonia.com
T: +44 131 225 2720

Whiski Rooms
www.whiskirooms.co.uk
The Whiski Rooms
4-7 North Bank Street
Edinburgh, EH1 2LP

I. J. Mellis Cheesemonger
www.mellischeese.net
30a Victoria St
EH1 2JW

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2 Kommentare

  1. „Farm-to-Fork“… Sehr schön! Und überhaupt!

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    • Ich fand den Begriff auch schön!

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